
(38:43; Vinyl, Kassette, CD, Digital; Fidel Bastro; 08.08.2025)
TRAINER aus Saarbrücken haben im Lockdownsommer 2020 bei Fidel Bastro ihr erstes Album "Athletic Statics" veröffentlicht. Der wütende, experimentelle und kompromisslose Sound passte sehr gut in die Zeit der großen Ungewissheiten. Seitdem ist das Leben auf Planet Erde nur in wenigen Bereichen einfacher geworden. TRAINER haben ein zweites Album aufgenommen, und auch wenn sich "Oh, Mandy!" nicht direkt mit den Themen der Gegenwart befasst, hat die jüngste Geschichte doch ihre eindeutigen Spuren im künstlerischen Produkt hinterlassen. Krisen und schmerzhafte Verluste im privaten Leben der Musiker spielen in dieser Hinsicht eine Rolle, und auch die zunehmende Kälte in der globalen Politik hat "Oh, Mandy!" zu dem gemacht, was es ist. Ein Dutzend Titel sowie ein Intro, ein Zwischenspiel und ein Outro sind zusammengekommen. Fast vierzig Minuten lang betreibt das Quartett hier krachige Selbst- und Fremdtherapie.
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Das Cover zeigt einen Luchador, der in Hemd und Hose neben einer Zimmerpflanze in einem tristen Raum auf einem Stuhl sitzt. Es kann ein Wartezimmer oder auch ein Büroraum sein, wo der Mann mit hochgekrempelten Armen und Wartepose herumsitzt. Einen seiner Schuhe scheint er verloren zu haben. Möglicherweise wird hier ein Zustand von bestellt und abgeholt sein oder einer inneren Zerrissenheit inmitten der Herausforderungen der postmodernen Welt dargestellt. So oder so werden wahrscheinlich viele Menschen Aspekte aus ihrem eigenen Leben in diesem wiederfinden können.
Auf musikalischer Ebene versorgen TRAINER die Zuhörenden mit Noise Rock aus dem Lehrbuch. Darum schart sich ein künstlerisches Umfeld aus Punk Rock Attitüde, experimentellen Ausflügen in Richtung No Wave, und einer kompromisslosen Walze aus Garage Rock. Kompromisslos ist auch das Adjektiv, das die Klangwelt von "Oh, Mandy!" wohl am besten beschreibt. Mit Köpfchen und Kraft hauen TRAINER mächtig auf den Putz, während sie sich nicht vor komplexen Motiven scheuen. Was "Oh, Mandy!" letztlich so stark macht, ist die geschickte Mischung aus eingängigen und experimentellen Elementen. TRAINER kanalisieren hier negative Gefühle und laden das Publikum ein, zusammen mit der Band Wut, Trauer, Ohnmacht oder Verzweiflung abzuschütteln. Diese musikalischen Befreiungsschläge eignen sich sicherlich auch in der therapeutischen Anwendung.
Bewertung: 13/15 Punkten
Surftipps zu TRAINER:
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Diskografie (Studioalben):
Athletic Statics (2020)
Oh, Mandy! (2025)
Das Promomaterial wurde uns mit freundlicher Unterstützung von TRAINER zur Verfügung gestellt.