(19:06; CD, Digital; Kscope, 27.06.2025)
Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an – und ist ja auch schon knapp 20 Jahre her –, dass die ersten Gehversuche von Giancarlo Erra unter dem Namen Nosound als feines, elegisches Porcupine-Tree-Lookalike aus Italien mit "Sol29" erste Ausrufezeichen setzten. Wer seinerzeit mit den balladesken, melancholischen Steven-Wilson-/Porcupine-Tree-Stücken seinen Schmerz therapierte, fand in Nosound und Alben wie "LightDark" – mit Gastbeiträgen u.a. von Tim Bowness – Futter für sensitive, introvertierte Abfahrten.
Die letzten Veröffentlichungen bewegten sich zunehmend in Richtung Alternative/Post Rock, ließen jedoch in Sachen Atmosphäre stets diese liebgewonnene Traurigkeit aufblitzen. Mit dieser EP lässt Erra wieder etwas mehr organisches, stets langsames Tempo wie zu früheren Zeiten in den Sound einfließen – und gerade ein Stück wie der Titelsong berührt und tut so richtig schön weh. Erra klingt dabei immer irgendwie weich, zerbrechlich, weit entfernt von perfekt – aber very soulful. Irgendwie ist das wohl der Kern dessen, was der Italiener sucht und meint. Das puristische Element spricht auf den fünf kurzen Tracks eine direkte Sprache.
Nur: Wenn ich auf Stücke wie das abschließende 'Closure' mit seinem tollen Gitarrensolo schaue, frage ich mich ernsthaft, wie zur Hölle man das nach knapp drei Minuten beenden kann. Das musikalische Thema, die Melodie – sie sind so unwahrscheinlich schön und elegisch, dass man daraus sonst was hätte machen können. So bleiben die Songs kurz, fragmentarisch, fragil – und nichtsdestotrotz auf wunderschöne Weise traurig.
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'The Nothing We Gave'> löst Echos in mir aus. Ich denke automatisch an Klassiker wie 'Someone Starts To Fade Away': diese Spirale, der Blick in die Leere, ein Sound geprägt von Isolation und Einsamkeit – den kaum eine Art-Rock-Band so schön auflöst wie der Italiener in seinen besten Momenten. 'Torn-Out Parts' mit seinen zerbrechlichen, mehrstimmigen Vocals und fragilen akustischen Gitarren erinnert an jüngere Anathema-Releases – hinten raus mit wachsender Intensität und schweren Post-Rock-Momenten allemal sehr berührend. Wie unterschwellig verzweifelt und hilflos Erra hier klingt, wie die Gitarren sich zu einem kleinen Post-Rock-Rausch aufschwingen – das trifft die Seele ganz hervorragend.
Freunde von Airbag, melancholischen Marillion, Anathema und natürlich allem, was Wilson in seinen balladesken Momenten bisher hinterlassen hat, werden Nosound längst auf dem Zettel haben. Schöner Appetizer, tolle EP – aber ehrlich: Bei diesen Ideen ist das alles viel zu kurz geraten.
Bewertung: 12/15 Punkten
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rezensionen:
"Allow Yourself" (2018)
"Scintilla" (2016)
"Teide 2390" (2015)
"Afterthoughts" (2013)
"The Northern Religion Of Things" (2011)
"A Sense Of Loss" (2009)
"Lightdark" (2008)
"Sol29" (2005)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Cmm zur Verfügung gestellt.