(64:32, CD, Digital, Eigenproduktion, 02.12.2022)
Der “Computerchemist” ist auf diesen Seiten schon etabliert und in der EM-Szene sicherlich schon längst angekommen. Der in Ungarn ansässige Engländer hat bereits mit einigen Werken speziell die Berliner Schule affinen Fans ansprechen können, in den letzten Jahren ging er allerdings teils andere Wege, unter anderem in der Zusammenarbeit mit „RadioRay“ zu sehen bzw. hören. Nun ist er mit einem Album zurück, das wieder den klassischen Berliner Schule Sound präsentiert. Also wieder ein reines Instrumentalalbum, das er komplett im Alleingang einspielte, ausschließlich an den Tasteninstrumenten, Gitarren kamen diesmal nicht zum Einsatz. Der Einsatz von Sequenzern und Drum Programming geschieht genretypisch und wird hier in sehr guter Abstimmung mit den Melodielinien präsentiert.
Gleich zum Auftakt wird sich der Fan der Berliner Schule auf dem fast 19-minütigen ‘Moonfloating’ pudelwohl fühlen, denn hier wird genau das geboten, was den Genre-Fans an dieser Ausrichtung elektronischer Musik so zusagt. Geschickt eingesetzte Sequenzen, melodische Synthie-Linien, atmosphärische Mellotron-Parts – das alles in einer Form zusammengemischt, die keine Langeweile aufkommen lässt. Das kurze (3:39) ‘LC’s Theme’ fällt etwas aus dem Rahmen, da es eher den Synthie-Pop Bereich streift. Doch gleich geht es wieder mit einem tollen Track weiter, nämlich dem über zehnminütigen ‘Paranoise’. Hier dominiert ein Bass Synthesizer, der dem Stück eine eigene Note gibt. Irgendwie vielleicht auch kein Zufall, dass der Titel des Stücks an den Black-Sabbath-Klassiker erinnert.
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Es folgt ein weiteres Highlight in Form des nächsten Zehnminüters, der den amüsanten Titel ‘Sankt Nikolaus auf der Autobahn’ trägt. Auch hier werden wieder feine Mellotron-Sounds eingefügt, dazu werden auch mal Erinnerungen an Tangerine Dream geweckt. Und auf gleichem Niveau erweist sich der abschließende Longtrack, das 21-minütige Titelstück. Keine langatmigen Soundskulpturen, sondern ein ausgesprochen abwechslungsreicher Titel, der musikalisch in verschiedene Abschnitte aufgeteilt werden kann, so erinnert eine Passage nach circa fünf Minuten sehr an Jean-Michel Jarre, während etwa auf halber Strecke das Klavier eine dominante Rolle einnimmt. Sehr stark dann auch das Ende mit leicht düsterer Atmosphäre, die von Mellotronstreichern und perlendem Klavier geprägt wird. Ein ganz starker Ausklang, der schon neugierig macht, wie der Künstler auf dem neuen Album wohl weiter machen wird. Ein Wechsel zu einem anderen Genre ist ihm ja, wie die Vergangenheit lehrt, jederzeit zuzutrauen. Wie der Albumtitel schon andeutet, ist er mit “Where the Clouds Touch the Sky” jedenfalls ganz weit oben in der EM-Qualitätsskala angelangt und hat mit diesem Werk eines seiner bisher besten Alben hingelegt.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Abbildungen: Computerchemist