(48:42, CD, Digital, Timezone Records/Just for Kicks, 2022)
Schon das Vorgängeralbum ”Quiet Days on Earth” wurde an dieser Stelle mit viel Lob vorgestellt, nun liegt das Nachfolgealbum vor. Aus Earth ist World geworden, und aus dem Duo Bretschneider und Walser ist ein breiter angelegtes Projekt, wie das Line-Up zeigt:
Nico Walser – main composer / co-composer / all instruments (except otherwise noted) / field recordings / mixing
Hagen Bretschneider – music conceptions / visual design / visual editing
Timo Aspelmeier – main composer / rhodes piano / hammond organ / synthesizers / piano / drums / noises
David Marlow – main composer / piano / orchestral programming / piano / synthesizers / percussion
Judith Relzik – violins / violas / cello / voice
Andrea Weiß – digital art / photography.
Liest sich also schon mal eher unüblich und klingt nach einem ambitionierten Projekt. Und so viel vorweg: es ist in der Tat ein höchst interessantes und unterhaltsames wie auch gleichermaßen anspruchsvolles Werk geworden, bei dem dieses Mal viele klassische Elemente einfließen. „The Inner World Outside“ ist ein Füllhorn an großartigen Ideen und großartigen Umsetzungen.
Sie selbst nennen ihre Musik „Cinematic Prog Art“, und das trifft es haargenau. Es steckt viel Liebe zum Detail in den Kompositionen, so dass der Hörer in weiteren Hördurchläufen immer wieder etwas Neues entdecken kann, was sicherlich auch an der erweiterten Besetzungsliste liegt. Das Duo hatte sich entschlossen, weitere kreative Köpfe in ihrem Projekt aufzunehmen, und damit haben sie sicherlich noch mal eine signifikante Schippe draufgelegt. Und deren Rollen sind durchaus gewichtig, denn viele Kompositionen stammen aus deren Feder.
David Marlow ist ein deutsch-englischer Dirigent und Filmkomponist und mitverantwortlich für den deutlichen klassischen Einfluss auf diesem Album. Wenn Canterbury-ähnliche Passagen zu hören sind, stammen sie wohl von Timo Aspelmeier, von Hause aus theoretischer Physiker, Spitzname „Timoog“. Eine wichtige Rolle bei den „Neuzugängen“ spielt auch die Geigerin Judith Retzlik mit ihren Beiträgen an Geigen und Cello.
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Gleich der (relativ leise) vierminütige Opener ‚Exploring the Great Wide Nothing‘ zieht den Rezensenten in seinen Bann. Von wegen großes weites Nichts, das ist stimmungsvoller sinfonischer Instrumentalprog höchster Güte. Ein toller Start in ein ausgesprochen abwechslungsreiches Album. Beim nachfolgenden ‚The Fear Within‘ sorgen Piano und Orgel für die Akzente und ruhige wie auch bombastische Passagen werden auf beeindruckende Weise zu einem stimmigen Ganzen zusammengeführt. Nicht minder interessant der nächste Siebenminüter mit dem schönen Titel ‚Around the Mind in 80 Days‘, wo das Stichwort „Cinematic Art Prog“ gleich in den Sinn kommt. Hier kommt die Gitarre als Lead Instrument ins Spiel und spielt eine zentrale Rolle. Und gleich darauf das nächste Highlight, das mit unheilschwangerer Kirchenorgel beginnt, worauf ein eher fröhlicher Part mit Spinettsound und Geige folgt. ‚Those Who Leave the World‘ ist ein Musterbeispiel für die durchaus melodische und ausgesprochen abwechslungsreiche Musik von Electric Mud.
Wunderbare Geigenparts wie beispielsweise in ‚Sérotonine‘ (auch hier wieder feines Wechselspiel zwischen ruhig und pompös) sind weitere Markenzeichen des aktuellen Albums. Mit dem wunderschönen Klaviertitel ‚Moving On‘ endet dieses fabelhafte Album, das mit dickem Ausrufezeichen dem Freund des Symphonic Prog empfohlen werden kann.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Abbildungen: Electric Mud