(49:57, CD, Digital, Eigenvertrieb, 2019)
Postrock aus Italien ist eher spärlich anzutreffen. Das hängt wohl mit dem Dolce Vita zusammen, dem sonnenverwöhnten Temperament, welches hochmelancholische Selbstfindungsprozesse, die sich in der Musik ausdrücken sollen, wohl unmöglich macht. Auf die Schnelle fallen mir dann auch nur Vertreter wie Giardini di Mirò, Klimt1918 und Arctic Plateau ein.
Womit Irina Nëstor dann schon in respektabler Gesellschaft sind. Da der römische Fünfer in seinen instrumentalen Stillleben gar nicht einmal so hochsentimental vor sich hin dräut wie diverse ähnliche Gesellen, kommt hier doch hin und wieder der eine (und auch andere) Sonnenstrahl ans Tageslicht (okay, die Metapher ist wohl etwas daneben, passt irgendwie aber auf “One Day You’ll Miss Today”), was den Hörer dann auch zum dezenten Fußwippen animieren könnte.
Weil Irina Nëstor mit Schönklangvisionen spielt, die die Band auch in nostalgischen Soundtracks der Sechziger – vorzugsweise von italienischen Filmen – elektronischen Knistern und leichtmetallischen Extravaganzen findet, welche Tracks wie ‘Arpeggio Means Nothing’ oder ‘Now’ ein wohliges Hochgefühl bescheren. Mit ‘Hawaii’ haben die Italiener eine Option auf den Dancefloor, pumpen sich die Beats doch in Stroboskop-lastige Hemisphären, wenn man sich denn hier auf Gitarren einlassen würde. Letztendlich wissen Irina Nëstor vor allem bezüglich ihrer Überraschungsmomente zu überzeugen. Die etwas andere, weil lebensfrohe Art des Postrocks.
Bewertung: 10/15 Punkten (CA 10, KR 10)
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