The Mute Gods – Atheists And Believers

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(57:26, CD, InsideOut Music / Sony Music, 2019)
Auf den ersten Blick alles beim Alten bei The Mute Gods. Auf dem mittlerweile dritten Album befasst sich das Trio Nick Beggs, Roger King und Marco Minnemann inhaltlich mit den globalen, düsteren Problemen unserer Zeit, wie z.B. Populismus, Egoismus oder ‘Fake News’. Trotz der bisweilen schwer verdaulichen Thematik, die aber textlich immer noch einen Funken Hoffnung der Menschheit gegenüber erkennen lässt, ist man sich stilistisch treu geblieben. Wie bereits vom Vorgänger gewohnt, durchzieht das Album zwar eine leicht schwermütige Stimmung, doch große Melodien und die Verbindung aus kunstvollem Pop und griffigem Art Rock gehören immer noch zum kompositorischen Repertoire dieser Formation.

Dennoch ist besonders zu Albumbeginn eine gewisse inhaltliche Verschiebung hin zu mehr Eingängigkeit und anscheinend schlichteren Arrangements zu erkennen. Natürlich findet man diverse gekonnte Schlenker in den sinfonischen Bereich, wird gerade bei den Keyboards auf organische Sounds gesetzt, trotzdem fehlt den beiden als Video veröffentlichten Tracks ‘Atheists And Believers’ und ‘One Day’ etwas die Power, eine  rotzigere, rockige Komponente, die man von den beiden Vorgängern kannte. Das 2017er Werk “Tardigrades Will Inherit The Earth” war direkter, fokussierter ausgerichtet, “Atheists And Believers” hingegen braucht etwas, um auf Betriebstemperatur zu kommen.

So ist es dann das folgende sehr groovige, basslastige ‘Knucklehead’, das mit seinem funkigen Unterbau und verzwirbelten Soloparts interessante Kontraste setzt. ‘Envy The Dead’ kommt mit Gitarrenwucht und progressiver Rhythmik daher, das Instrumental ‘Sonic Boom’ bringt elektronische Elemente, mehr Tempo, verspielte Komplexität und ebenfalls das richtige Maß an Aggressivität ein. Das komplett akustisch und sehr sparsam angelegte ‘Old Men’ strahlt dann in Selbstreflexion über die eigene Sterblichkeit eine nachdenkliche Würde aus, was auch für das fragile, wunderschöne, das Album abschließende Instrumental ‘I Think Of You’ gilt.

Nochmals richtig in Fahrt kommt das Album gegen Schluss mit dem progressiv-treibenden ‘Iridium Heart’, sowie dem ausladend-dramatischen ‘Twisted World Godless Universe’. Als Gäste sind dieses mal übrigens Rush Gitarrist Alex Lifeson, Craig Blundell (Frost*, Steven Wilson), Rob Townsend (Steve Hackett), sowie Nicks Beggs Tochter Lula Beggs zu hören.

Somit gehört ‘ Atheists And Believers’ zu jenen Alben, die, nach zurückhaltendem Beginn, auf die Laufzeit betrachtet immer besser werden und in der Gesamtbetrachtung überzeugen können.

P.S.: Spätestens mit dem sehenswerten, fast schon Monty Python-artigen zweiteiligen Interview (unten als Links), wird dann offensichtlich, dass trotz aller Ernsthaftigkeit in dieser Band auch eine gehörige Portion britischer Humor und sympathische Selbstironie steckt.
Bewertung: 11/15 Punkten

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Video Atheists And Believers (Interview 1)
Video Atheists And Believers (Interview 2)

Abbildungen: The Mute Gods / InsideOut Music

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Über den Autor

Höre eigentlich alles quer durch den bunten Gemüsegarten des Progressive Rocks, vergesse dabei aber auch nicht den Blick über den Tellerrand hin zu "normaler" Rock- und Popmusik, auch wenn mir vom aktuellen Mainstream leider immer weniger gefällt.

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The Mute Gods – Atheists And Believers

von Kristian Selm Artikel-Lesezeit: ca. 2 min
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