(55:54, CD, Avalon Records / Oskar Productions, 2017)
Von der subjektiven Wahrnehmung her, kam einem die Albumpause bei den britischen Neo Proggern Galahad gar nicht so lange vor. Doch genau betrachtet lagen zwischen dem 2012er Doppelpack “Battle Scars” / “Beyond The Realms Of Euphoria” und “Seas Of Change” satte fünf Jahre. Dass Galahad in dieser Zeit eben doch immer wieder präsent waren, lag einfach daran, das letztes Jahr “Quiet Storms” mit umarrangierten Versionen erschien, und zuvor die Kompilation “When Worlds Collide” 30 Jahre Bandgeschichte beleuchtete, man weiterhin diverse EPs (u.a. das Rammstein Cover ‘Mein Herz brennt’) und das Livealbum “Solidarity Live in Konin” herausbrachte.
Mit “Seas Of Change” geht man vom inhaltlichen Ansatz den gleichen Weg wie beim 2002er Output “Year Zero”, denn wiederum nimmt ein umfangreicher, mehrteiliger Songzyklus den gesamten Raum des Albums ein – in diesem Fall der über 42-minütige Titelsong als Statement gegen den Brexit, aufgeteilt in zwölf kürzere Parts. Die auf dem Album ebenfalls enthaltenen erweiterten Versionen von ‘Dust’ und ‘Smoke’ sind dann auch mehr als ergänzender Bonus, denn als eigenständige Songs in diesem Konzeptrahmen zu betrachten. Stilistisch ist man den sinfonischen Neo-Prog Wurzeln eindeutig treu geblieben, wartet aber wie bereits aus der Vergangenheit gewohnt mit teils modernen Sounds auf und hat auch im Härtegrad manch Überraschung parat. Gerade diese Zutaten verleihen dem Stil der Briten einen frischen Anstrich, da man nicht nur in den 80ern verharrt und zeitlich nach hinten schielt, sondern einen überaus gefälligen Hybrid aus alt und neu kreiert.
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In Anbetracht der ausgiebigen Laufzeit ist selbstverständlich genügend Zeit für atmosphärische Ausschmücken und langsamen Spannungsaufbau, das Einflechten von interessanten Ambient/Electronic Zutaten. Als Gegenpart und Überraschungsmomente dienen dafür Dynamik- und Tempoverschärfungen und ebenfalls für Galahad recht ungewohnten Brüche, bei denen man eben nicht nur auf melodischen Wohlklang setzt, sondern auch gewisse Kanten und musikalische Unebenheiten einbringt. Bei den Gästen fallen besonders die sorgsam eingesetzten Beiträge von Sarah Bolter auf, die sich neben Flöte, Klarinette und Saxophon, mit einigen ätherischen Gesangsparts präsentiert. Der bereits in der Vergangenheit zeitweise aushelfendene Lee Abraham an der Gitarre, ist mittlerweile als festes Mitglied eingestiegen, womit die Band aus Dorset einen würdigen Nachfolger für Urgestein Roy Keyworth gefunden hat.
“Seas Of Change” ist moderner Neo-Prog auf der Höhe der Zeit. Harmonieselig, melodisch, bombastisch, aber eben auch durch härtere Riffs und zeitgemäße Sounds mit dem Hier und Jetzt verbunden.
Bewertung: 11/15 Punkten (WE 11, KR 8, KS 11)
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Abbildungen: Galahad / Avalon Records