Ur-Knall: danach Abhotten im schwarzen Raum
Waren Konzerte früher nicht eigentlich öfter noch so (oder glorifizieren wir das jetzt?): man wusste nicht wirklich, was einen erwartete – aber im glücklichsten Fall war die Band um ein bis zwei Güteklassen besser, zumindest intensiver, als man sie von Konserve in Erinnerung hatte, selbst wenn es gelegentlich beim Sound Abstriche zu machen galt. Diesen Urknall-Effekt gab es jedenfalls an einem noch warmen Spätsommerabend im Musikschacht des Kölner MTC gleich zwei Mal zu erleben…
Knall waren immer eine Improvisationsband, wenn man ihr Konzertschaffen kennengelernt hat, nimmt man die programmatische Aussage fürderhin ernst: “Alles, was wir je an Aufnahmen rausgebracht haben (und werden ) ist für den Moment gespielt, so nie wieder reproduzierbar und dem Geiste von Bands wie CAN affin.” Doch nichts hatte uns darauf vorbereitet, wie enorm sich das Kölner “Improacidpsychedelicalienfunkspacerock”-Kollektiv (Selbsteinschätzung) seit unserer letzten Begegnung gesteigert hat. Man nehme nur mal als Beispiel Gitarrist “Baal Brain” (u.a. auch Space Invaders): der war immer schon ein begnadeter Rhythmus-Hexer und Riffmeister vor dem Space-Herrn, “klassische” Läufe oder Single-Note-Solieren aber bekam man von ihm praktisch nicht zu hören – darin jenem anderen Saiten-Gott – Andy Summers zumindest bei Police – nicht unähnlich. Inzwischen macht Brainy einfach beides – und das großartig, wobei auch ein Whammy-Bar (Vibrato-Hebel) und lang gehaltene Noten des Hörers Herz erfreuen.
Das Quartett trumpft weiterhin mit gleich zwei Bassisten auf: “g-Homme” erfüllt dabei weitestgehend die herkömmliche Tieftöner-Rolle im Bandgefüge, während “Buddha Jones” mit einem heftigen Effekte-Arsenal den “Space Bass” fliegen lässt. Drummer “Clockwork Berno” sorgt dabei für rhythmische Bodenhaftung oder entwickelt auch Riff-Vorgaben der Kollegen in unwiderstehlich fließende Riddims weiter.
Setlist Knall:
Deagh 1-5, inklusive “Pippi Langstrumpf”
Apropos unwiderstehliche Weiterentwicklung: Das großartige “Refugeeum”-Flüchtlings-Konzeptalbum hatte durchaus auf eine steigernde Veränderung bei den Black Space Riders aufmerksam gemacht, aber dennoch nicht ganz auf das Show-Niveau hoffen lassen, das nun dem frivolen, ja, in Köln gotteslästerlichen “…begrüßen wir Euch heute hier in Düsseldorf” folgte! In dieser Form (wie wohl teils kränkelnd) und mit diesem Material sind die Riders vermutlich eine der stärksten, interessantesten Live-Bands aus Deutschland. Beispielsweise “Give Gravitation…” scheint einerseits absolut tanztempeltauglich, hat aber andererseits einen psychedelischen Mittelteil, welcher die Schwerkraft auszuhebeln vermag. So zirkeln viele der Live-Versionen zwischen tanzbarer Groove-Attacke und musikalischer Komplexität sowie textlichem Anspruch, nicht zuletzt das von Tribal Drums vorwärts gepeitschte ‘The Lure’. ‘Run To The Plains’ wird mal eben mit einem astreinen Acapella-Part aufgewertet, ‘Curtains Of Death’ mit einer Trompeten-Einlage! Außerdem kann man jetzt endlich mal in Ruhe studieren, wie JE und SEB eigentlich den phantastischen Leadgesang live untereinander aufteilen…
Insofern war ein (schon aufgrund der räumlichen Verhältnisse im MTC-Flöz unmöglicher) Jam Knall vs. BSR schon der einzige Wunsch, den diese Konzertnacht offenließ!
Setlist BSR:
Hide From The Spacelight
Give Graviation To The People
Night Over Q’Onos (masrammey)
Vortex Sun
Universal Bloodlines
Born A Lion (Homeless)
The Lure (Come With Us)
Run To The Plains
Curtains Of Death
Stare At The Water
The God-Survivor
Spacebomb
Surftipps zu Knall:
Homepage
Bandcamp
Soundcloud
Facebook
Facebook: Gruppe
Surftipps zu Black Space Riders:
Homepage
Twitter
Facebook
Facebook: Gruppe
Facebook: Black Space Records
BP.de-Interview m. JE u. SEB zu “Refugeeum”
YouTube
Soundcloud
Spotify
Bandcamp
Reverbnation
last.fm
Andi Weimanns YT Channel
Live-Fotos: Tobias Berk