(58:51, CD, Cherry Red/Esoteric Antenna, 2014)
Ende 2012 beschlossen die beiden Musiker Tony Patterson und Brendan Eyre, ein gemeinsames Projekt anzugehen, dessen Aufnahmen sich schließlich über einen Zeitraum von einem Jahr erstrecken sollten. Patterson dürfte speziell den Genesis-interessierten Prog-Fans als Mitglied der Tribute-Band ReGenesis bekannt sein, wo er den nicht unbedeutenden Part des Lead-Sängers recht kompetent einnahm. Der Name Brendan Eyre hingegen ist vermutlich noch nicht so geläufig. Zusammen mit Sänger Marc Atkinson bildete er das Duo Riversea, das 2012 mit dem Album “Out Of An Ancient world” debütierte. Auf diesem Album arbeiteten sie schon kurz zusammen, da Patterson dort als Flötist gastierte. Das Thema für ihr geplantes gemeinsames Werk ist ihre gemeinsame Herkunft, der Nordosten Englands. Es geht um einen Mann, der nach vielen Jahren endlich wieder in seine Heimat, die “Northlands”, zurückkehrt und welche Gefühle beim Protagonisten angesichts der Veränderungen in seiner alten Heimat aufkommen.
Und wie sich die beiden das vorgestellt haben und wie brillant sie das umzusetzen verstanden, lässt sich gleich im 24-minütigen Opener erkennen, dem in sieben Sektionen aufgeteilten Titelstück. Es beginnt mit wunderschönem Klavierspiel und schnell wird deutlich, dass hier mit viel Emotion agiert wird. Das Stück hat nicht unbedingt viel Tempo, aber es besitzt eine ausgesprochen intensive Atmosphäre. Sehr effizient wurde beispielsweise das “Northlands Orchestra” eingesetzt, das dem Ganzen gelegentlich einen leicht klassischen Anstrich verpasst, der auch mal an Anthony Phillips (“Tarka”) erinnert. In Kombination mit Dudelsack und Flöte kommt bei den elegischen, bisweilen auch mal etwas melancholischen Parts Iona in den Sinn. Zur Mitte des Longtracks wird ein kurzer Kirmes-Part eingebaut, danach leitet ein Camel-ähnliches Zusammenspiel von Flöte und E-Piano die zweite Hälfte ein, in der im Anschluss angesichts der Gitarrenarbeit an Mitt-70er Genesis erinnert wird. Patterson (Gesang, Tasteninstrumente, Flöte, Duduk, elektrische und akustische Gitarren, Orchestration & Programmierung) und Eyre (Tasteninstrumente, Mandoline, Gitarre, Programmierung) erhalten vielfache Unterstützung. Man hilft sich ja gerne mal gegenseitig aus, und so verwundert die Schar der Gästemusiker kaum. Patterson sang auf dem aktuellen Album von Nick Magnus (u.a. Steve Hackett) “N’monix”, und so ließ sich Magnus natürlich auch nicht lumpen und steuerte einige Keyboards bei. Aus dem ReGenesis-Umfeld sind desweiteren Pianist Doug Melbourne, dessen Ehefrau Carrie (Gesang und Stick) und Drummer Nigel Appleton mit von der Partie. Interessante Farbtupfer liefert auch Fred Arlington an Dudelsack, Flügelhorn, Saxophon, Akkordeon und Irish Whistle. Neben Symphonischem, Art Pop und Folk-Angehauchtem gibt es auch mal kurze Ausflüge in leicht jazzige Bereiche, was aber eher die Ausnahme bleibt. Um noch einmal auf die beiden Hauptakteure zurückzukommen: Brendan Eyre setzt mit einigen überaus feinen Klavierarrangements Akzente, während Patterson als Sänger durchweg zu überzeugen weiß, wobei er übrigens gar nicht mal so sehr auf das Gabriel-artige zurückgreift – vielleicht mal abgesehen von meinem persönlichen Favoriten, ‘So Long The Day’, wo er dann doch wie eine Mischung aus Peter Gabriel und Ray Wilson klingt. Und in diesem wunderbaren Song taucht schließlich eine Gitarre auf, die unverkennbar ist. Da ist gar kein Blick ins Booklet nötig, das muss Steve Hackett sein. Der Name Magnus fiel ja schon, und auch Steve Hackett sowie sein Bruder John an der Flöte gehören zu den namhaften Gästen, wie übrigens auch IQ-Bassist Tim Esau. Zusammenfassend lässt sich sagen: ein stimmungsvolles Album, das durch pure Schönheit glänzt!
Bewertung: 12/15 (JM 12, KS 11)
Surftipps Tony Patterson & Brendan Eyre:
Facebook (Northlands)
Album teaser (YouTube)
2 Kommentare
Momentan mein Lieblingsalbum, das hoch und runter gehört wird. Ich finde, die “feinen Klavierarrangements” hätten mindestens 13/15 Punkten verdient!!! 🙂