(21:36, Vinyl, Digital, Pelagic Records/Soulfood, 2022) Seinen Namen trägt dieses Release dann wohl zurecht, erscheint die "Heart – EP" als Vinyl in Form eines rosa Herzens. Also macht es schon Sinn, sich dieses Mal auch tatsächlich die haptische Version zuzulegen. Nun ist es so, dass Kjetil "Tall Man" Nernes und Karin "Dark Diva" Park, die gerade als Årabrot ihr bereits neuntes Studioalbum veröffentlicht haben, hier ihre Einflüsse offenlegen. Wobei dieses Kleinformat vier Coverversionen nebst einer 'Prelude' (die eigentlich eine Version des Gainsbourg/Birkin Skandalsongs 'Je t'aime moi non plus' ist) enthält. Erst einmal ist da der Nancy Sinatra-Song ‚'Lightnings', der wirkt,…
Autor: Carsten Agthe
(51:38, CD, Vinyl, Digital, Svart Records, 02.12.2022) Das sind Storys, die das Leben schreibt. Die beiden hinter Isafjørd stehenden Protagonisten trafen sich, der Sage nach, auf der Straße ihrer Heimatstadt, die man vermutlich atemlos durch die Nacht durcheilte. Sólstafirs Aðalbjörn "Addi" Tryggvason und Ex-Pain Of Salvation Ragnar Zolberg sind die beiden Figuren, die ab diesem Augenblick nichts anderes machen konnten, als eine Band zu gründen. Und diese geriet mit Isafjørd dann wundersam wie die isländischen Sagen und Mythen. So wie eben auch jener Mythos, dass die Songs dieses Debüt-Albums in einem alten Haus im isländischen Winter auf einem kaputten Klavier…
(20:13, CD, Digital, Atypeek Music, 2022) Da liegen Electronica in der Luft. Hier ist das französische Duo Ghoster dann auch in guter Gesellschaft. Daft Punk, Air oder Justice – das alles sind immerhin französische Projekte mit elektronischer Ausrichtung und Vorzeigestatus. Nun haben sich Ghoster schon mit Werbekampagnen für Chanel N°5 sowie Citroën eine Namen gemacht, wobei man hier schon anmerken muss, dass das nicht unbedingt eine schlechte Credibility ist. Vier Tracks enthält dann die EP, die übersichtlich mit 'Crame 1' bis 'Crame 4' betitelt wurden. Das war’s dann aber auch schon mit interessanten Neuigkeiten. SOMBRE CRAME by Ghoster Weil Ghoster…
(56:54, CD, Vinyl, Digital, Boogie Belgique Records, 2022) Musik wie eine Kur. Boogie Belgique veranstalten auch im zehnten Jahr ihrer Existenz geschmeidige Soundexkursionen an den Gestaden von Trip Hop, Downtempo, Semi-Jazz, IDM und Electronica. Alles in diesem Klanguniversum ist von Harmonie und Schönklang geprägt, die Strings, die Bläser, die Vocals und die dezenten Beats, die uns an eben jene Orte entführen, an denen wir in diesem Augenblick gerne verweilen möchten. Gegründet 2012 von Multiinstrumentalist und Producer Oswald Cromheeke kommen Boogie Belgique auch auf ihrem sechsten Album weniger Boogie- denn mehr Swing-Jazz lastig - Parallelen zu den ähnlich agierenden Wohlfühlenthusiasten Bonobo,…
(39:57, digital, CD, Vinyl, Argonauta Records/PIAS, 2022) Wenn da nicht der Prophet im eigenen Land zu uns spricht. Aber, danach folgt der Auszug ins Gelobte, in welchem uns the one and only Godzilla schwerfällig erst einmal Manna aus der Kanaan-Kantine serviert. So lassen wir es uns gefallen. Und, obwohl durchaus schwerfällig beziehungsweise -gewichtig, ist der ganzen Sache eine gewisse Anmut nicht abzusprechen, die ob ihrer Übermotivation sogar Flugversuche startet. "Heavy Rock" steht auf dem Etikett des Leipziger Trios in geschwungenen Lettern und trotzdem ist Godzilla In The Kitchen noch so vieles mehr. Mit riffiger Urgewalt und knochentrockenem Schlagzeug wuchtet man…
(43:00, CD, Vinyl, Digital, Freia Music, 24.11.2022) Flussabwärts findet man das Glück. Sagt man. Weshalb sich besagte Dead Men auf den Weg dorthin machen. Hört man Downriver Dead Men Go, dann bekommt man allerdings das Gefühl, dass sich die Band aus Leiden (das passt ja!) selbst in diesen Zug einreiht. Düster, pathetisch, melancholisch, todtraurig, leidend – man befürchtet tatsächlich, dass sich DDMG ein wenig zu sehr in ihrer schwer inszenierten Traurigkeit eingegraben haben. Der Titelsong, der das dritte Album der Niederländer einleitet, beginnt schon einmal schwermütig metallisch – breiige Keyboards bilden die Basis, auf welche zwei Gitarren Aufbauarbeit leisten können.…
(54:14, CD, Vinyl, Digital, Raging Planet Records, 2022) Wieder einmal bewegen sich die Stones Of Babylon auf den Spuren der großen Entdecker und nehmen uns, nach den "Hanging Gardens", dieses Mal wieder mit in das große Babylon und präsentieren mit dem "Ishtar Gate" ein weiteres Juwel antiker Architektur. Mythenumrankt, geheimnisvoll und pathetisch geben sich auch die Portugiesen, die mit ihren schwerwiegenden Sounds mächtige Klötze übereinanderstapeln, auf das diese für die Nachwelt erhalten bleiben mögen. Tief in der mesopotamischen Mythologie furchend fördert das Trio aus Lissabon so manchen Dämon und so manche alte Gottheit zutage, die dann mittels steinernen Klangopfergaben beschworen,…
(36:00, CD, Vinyl, Digital, Nice Weather For Airstrikes, 2022) Da wurde die Effektsteigerung tatsächlich bis aufs Maximale maximiert. Sonst als Post’n Mathrockender Vierer unterwegs macht man nun seinem Namen wahrhaft alle Ehre, kam mit Saxophonist Chris Olsen doch ein neues Mitglied in die Band, was diese nicht nur bezüglich der Quantität verstärkte. Mit seinem schon ein wenig in Richtung Free Jazz tendierendem Spiel lässt Olsen nun auch den Style der Formation aus dem Großraum London/Brighton eben dezent in eben jene Richtung tendieren. Glänzten die vorangegangen Veröffentlichungen durch diverse Gastbeiträge befreundeter VocalistInnen, so kommen Poly-Math mit "Zenith" nun vollkommen ins Instrumentale.…
(42:53, CD, Vinyl, Digital, Tonzonen Records/Soulfood, 2022) Hier knackt es im Gebälk. Und das richtig. Aber Holz arbeitet. Das ist nun mal sicher. Dieses Holz ist im vorliegenden Fall dann auch Hartholz. Das Cover zu "Holz" ist schon einmal herzallerliebst und ein Hingucker. Ebenso herzallerliebst und ein Hinhörer ist das Trio aus Kassel. Denn Holz machen Stoner Rock! Und das mit deutschen Texten. Das scheint ebenso ungewöhnlich wie die Band selbst, welche in diesem Zusammenhang schon irgendwie punkig erscheint, derweil man den Sound dann doch hin und wieder weit hinaus in die Wüstenei von Joshua Tree wehen lässt. 'Garten' ist…
(31:23, CD, Vinyl, Digital, Tonzonen Records/Soulfood, 18.11.2022) Das könnte dann wohl als Kleinod durchgehen. Das zweite Soloalbum des Multiinstrumentalisten Mikael Tuominen wartet mit einer überaus plüschig-flauschigen Grundatmo auf, schafft es aber auf gerade einmal eine halbe Stunde Spielzeit. Und, ehe man es sich versieht, sitzt man auf dem Trockenen, auch wenn die Not eigentlich nicht so extrem ist, dass einem der kalte Entzug droht. Die schon dezent angepsychten Stillleben (das "still" sollte hier aber erst genommen werden, da es nur selten einmal laut wird) haftet ein gewisser Twang an, der diese in die unwegsamen Gestade des Swamp entführt. Tuominen selbst,…
(47:30, CD, Vinyl, Digital, Gondwana Records, 2022) Dystopisch und zerbrechlich anheimelnd zugleich kreieren Sunda Arc auch auf ihrem zweiten Album eine Welt, die irgendwie fremd und doch so vertraut ist. Die Brüder Nick und Jordan Smart verwenden hierbei Electro, IDM und EDM als basisbereitende Essenz und träufeln so manche geheime Zutat hinein, welche die Musik von Sunda Arc tatsächlich so faszinierend und beeindruckend macht. Mittels diversen weiteren Instrumentariums, darunter Saxophon, Flöten, Klarinetten und vor allem eine Ney (oder auch: Nay), erhalten die auf „Night Lands“ ein Potenzial, das als suchtgefährdend eingestuft werden müsste. "Night Lands" wirkt so irgendwie fernöstlich, aber…
(49:32, CD, Vinyl, Digital, Karisma Records/Soulfood, 11.11.2022) Oak durcheilen auf ihrem mittlerweile auch schon dritten Album die Jahrzehnte des Progressive Rock. Allerdings ohne dabei auch nur einmal in irgendwelchen Klischees zu versinken. Auf "The Quiet Rebellion Of Compromises" wird man auch nie mit jenen Momenten des Neo Prog konfrontiert, die man gemeinhin als peinlich oder fremdschämend assoziiert. Was daran liegen könnte, dass die Norweger trotz ihrer manchmal glasklaren Bezüge frischen Wind in die Szenerie bringen. 'Demagogue Communion' trägt, bedingt durch Gitarren und Piano, durchaus (frühe) Genesis-DNA mit sich, 'Quiet Rebellion' und 'Guest Of Honour' könnte man sich so auch gut…
(47:17, CD, Digital, Monkey Road Records, 2022) "The missing link between Hard Rock, Stoner Rock & Grunge!" Aha! Selbstbewusstsein muss sein! Und mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein rocken sich Riot In The Attic auf ihrem neunen Longplayer durch alle Aggregatszustände gängigen Hardrocks, dass es eine Freude ist: "I was the loser and the fool to cry alone, I was the rider in the night to have it all, I was hungry and many times too full, I came and went and broke somebody's loving rules…" ... heißt es im schmissig-groovenden 'Drag Me Down'. Und da bleibt uns eigentlich gar nichts…
(62:26, Vinyl, Digital, A Thousand Arms Music/Dunk! Records, 11.11.2022) Breitwandsound mit größtmöglichster Tiefenwirkung. "I Am Whole", das neueste Werk des Schweizer Quartetts, verbindet einmal mehr den Post Rock in seinen melancholischsten Momenten mit Rachmaninowscher Grandezza, was aus den elf hier enthaltenen Songs ein Erlebnis mit cineastischen Ausmaßen macht. Vordergründige Klavierpassagen mit hochmelodiöser Dramatik bilden den Überbau dieser Musik, in welcher Welten tatsächlich zu kollidieren scheinen. Dezente Stillleben ('I Am Whole', 'Hello World') auf der einen, energische Postrocker mit God Is An Astronaut-Faible auf der anderen Seite ('Rotbuch', 'The Skinned') halten bezüglich des so konzipierten Wechselbads der Gefühle die Suspense flächendeckend…
(41:17, CD, Vinyl, Digital, Dunk! Records/A Thousand Arms Music, 04.11.22) Die Portugiesen ließen sich für ihr neues Oeuvre Zeit. Viel Zeit. Ganze viereinhalb Jahre sind seit dem essentiellen, epochalen Postrock-Monolithen "Umbra" vergangen. Aber, was ist schon Zeit in Sphären, wo ganz andere Maßstäbe gelten? So ist "Adeus" mit seinen vierzig Minuten auch wieder relativ überschaubar geraten, was aber nicht zu bedeuten hat, da, wie gesagt, hier Raum und Zeit keine Rolle spielen. 'A Nortuna' gibt sich eher bescheiden. Als ob der Opener Platz und Räume lassen wollte für das, was mit 'Devolução da Essência do ser', der ‚Rückkehr zur Essenz…
(41:48, CD, Vinyl, Digital, Gondwana Records, 2022) Sollte es einer Institution wie Bohren & der Club Of Gore einmal einfallen, lichte Momente zu inszenieren, die gar ab und zu in Dur-Bereiche abdriften, dann wäre das eventuell der Sound, den Svanborg Kardyb nun schon drei Alben lang inszenieren. Mittels Schlagzeug und Wurlitzer werden hier Momente in Szene gesetzt, die als höchst cineastisch beschrieben werden könnten. Wahlweise Gasttrompeten verstärken die Eindrücke in Richtung Jazz, aber eben nicht jenen Dark Jazz der eingangs erwähnten Beispielgeber. Weil, alles auf „Over Tage“ ist lieblich, harmonisch und hell – wie ein erfrischender Frühlingsregen, wobei diese andauernde…
(43:32, CD, Vinyl, Digital, Unique Records/The Orchard, 2022) Ruhestand? Nicht mit Kenneth Minor. Mitnichten besinnt sich der Wiesbadener Dreier auf das Altenteil – es ist noch lange nicht an der Zeit für Rollator, Kukident und Schnabeltasse. Aber schon hier, im Albumtitel, schwingt der ganz dezent-spezielle Humor der Band mit. Eigentlich machte man sich, frei nach Turnvater Jahn, frisch, frei, fröhlich, fromm (gut, das dann wohl eher nicht) ans Werk und stampfte mit fast schon jugendlichem Leichtsinn ganze zwölf Garagen-Pop-Perlen aus dem Boden, die sich ob ihrer Leichtigkeit wie Seifenblasen im Raum schweben. Retirement by Kenneth Minor Im Single-tauglichem Format wildern…
(35:45, CD, Digital, PUNKT Editions/Jazzland, 02.09.2022) Musik wie aus einer anderen Welt – Soundtracks für surreale Sphären. Der norwegische Klangforscher Jan Bang ging hier eine beeindruckende Kollaboration mit dem britisch-japanischen Produzenten und Komponisten Dai Fujikura ein, die auf "The Bow Maker", in so noch kaum je gehörte Refugien jazzigen Ambients oder Ambienten Jazz vorstößt. Klare Strukturen sind nicht vorhanden oder besser, nicht erkennbar, eher werden hier abenteuerliche Sounds aneinandergereiht, womit für den Hörer auch überhaupt keine Bezugspunkte vorhanden sind, an denen er sich orientieren könnte. The Bow Maker by Dai Fujikura & Jan Bang Der norwegische Avantgarde-Künstler Arve Henriksen steuert,…
(38:07, CD, Vinyl, Digital, Tonzonen Records/Soulfood, 2022) Auf das Jahrhundert bezogen bleibt die Frage offen, welches Century ist denn nun genau das wilde? Auf die Band selbst – ja, The Wild Century passt schon. Irgendwie. Nein, unbedingt. Mit röhrender Hammond, direkt aus der Garage des Rock stammenden Riffattacken und einem croonenden Frontmann bewegt sich das niederländische Ensemble mit Siebenmeilenstiefeln durch die Siebziger, streift lässig die Endsechziger und wuchtet sich selbst dezent gar in die Gefilde des Punk a la The Stooges. Somit müsste die ganze Sache eigentlich und unbedingt in The Wild Dekade umbenannt werden. Mit doch recht überschaubaren sechs…
(42:17; CD, Digital; On Stage Records/Timezone, 28.10.2022) Die Basler sind sich nicht verlegen, auch auf ihrem dritten Album all ihre musikalische Finesse hinter meterhohem Feedback und ausufernden Lärmorgien zu verstecken. Im Kontext zu Spielfreude und hochambitionierten Soundexkursionen steht dann auch die Ausuferungen der Songs beziehungsweise Tracks an sich, die sich dann schon auf zwölf Minuten hochschaukeln ('Sail Around The Sun'), wobei sich hier genügend Freiräume auftun, semi-jazzige Eskapaden mit Boogie a la Wishbone Ash zu verknoten. 'Something In The Water' sowie 'Lie Alone' könnten, reduziert auf die harmonischen Vocal-Hooklines, als fast schon hittiger, beatlesker Postpop durchgehen, wenn da eben nicht…