Psychedelic • Ambient • Dream Pop • Shoegaze (42:00, CD, Vinyl, Digital, Jukebox Baby Records, 15.09.2025) Hier begeben sich Morphine Ridges auf die Suche nach Laura Palmer. Auf Albumlänge tauchen die Berliner ein in die düsteren Abgründe solcher filmischen Elaborate wie "Twin Peaks", "Blue Velvet", "Dead Man" oder "Sin City" – von Geisterstädten hin zu der Ästhetik flackernder Neonlichter ist es kein weiter Weg. Das Berliner Quintett inszeniert auf seinem Debütalbum düstere Klanglandschaften voller Tristesse und abgestufter Grautöne, grenzenloser Melancholie und (alp)träumerischer Pedal-Steel. Morphine Ridges erschaffen mit "Bodies And Distance" Soundtracks für fiktive Filme und Serien, die am besten in…
Autor: Carsten Agthe
Hard Rock (40:27; CD, Vinyl, Digital; Crispin Glover Records, 12.09.2025) Das ist doch einmal ein guter Ansatz, der bei so manchen veröffentlichungsunwilligen Zeitgenossen zur Nachahmung empfohlen werden sollte – acht Platten in elf Jahren. Nun geht es bei Spidergawd nach der 8 dann auch gleich in Richtung Unendlichkeit – und das mit auf auf Hard Rock basierender Warp-Geschwindigkeit. Veröffentlichte der Trondheim-Fünfer um Hauptsongschreiber, Gitarrist und Sänger Per Borten und Schlagzeuger Kenneth Kapstad (ex-Motorpsycho) mit "VII" das beste Hard-Rock-Album, seit es ein Ding namens Hard Rock gibt, so schaltet man nun nicht etwa einen Gang zurück, sondern optimiert den einmal erhaltenen…
Punk Rock • Garage • Stoner (35:58; CD, Vinyl, Digital; Noisolution/Edel, 12.09.2025) Sechs Platten in neun Jahren, das muss man erst einmal stemmen und egalisieren. Nun soll jetzt nicht eine Band, deren Name an dieser Stelle nicht genannt werden darf und welche alle dreizehn Jahre einmal ein neues Album herausbringt, für die übliche Veröffentlichungspolitik in diesem Metier herhalten. Denn The Great Machine sind schon etwas Besonderes. Und ein wenig anders. Und eben das auch wieder mit "Working Class Anarchist", dem kongenialen Nachfolger des "Funrider", auf dem man sich auch wieder, kurz und knapp, auf seine Punk'n'Garage-Roots bezieht. Vorbei scheinen die…
Synthpop • Electro • Pop (40:03, CD, Vinyl, Digital; Crispin Glover Records/Stickman Records, 25.04.2025/12.09.2025) Das merkt man dieser Band überhaupt nicht an, dass diese sich einst, vor ungefähr 20 Jahren, als Metalkapelle gründete. Aber, einmal in Kontakt mit analogen Synths gekommen, war es um die Norweger geschehen. Man veröffentlichte als Bitch Cassidy 2008 das Album "Sinecure", dass es sich irgendwo zwischen Depeche Mode, frühen Mute-Record-Scheiben und Wolfsheim gemütlich machte. Nun, ganze siebzehn Jahre später, kommt mit "Manners" der Nachfolger. Aus Bitch Cassidy wurde Bingo Crowd, das BC ist geblieben, der Sound in ungefähr auch. Warm umwehen uns analog generierte Synthiesounds…
Post Rock • Alternative • Ambient • Instrumental (42:53; CD, Vinyl, Digital; Pelagic Records/Cargo, 12.09.2025) Wie Phönix aus der Asche erheben sich Barrens mit ihrem zweiten Album, das man eigentlich so nicht für möglich gehalten hätte. Aber die Ruhe nach "Penumbra" war wirklich trügerisch, weil es nun, nachdem über fünf Jahre vergangen waren, tatsächlich weitergeht mit dem Trio aus Malmö. Und das auch noch mit potenzierter Suspense, Energie und Größe. Barrens spielen ihre Songs nicht, sie zelebrieren diese wie heilige Messen, die dann doch hin und wieder von Dunkelheit umgeben werden. "Corpse Light" ist ein Auf und Ab der Stimmungsschwankungen,…
Post Rock • Instrumental (39:58; CD, Vinyl, Digital; Kapitän Platte/Cargo, 05.09.2025) Post Rock in Reinkultur. Das heißt, mit flirrenden Gitarren, einem Auf und Ab an Stimmungsschwankungen und komplett instrumental. Les Dunes aus dem norwegischen Haugesund beehren uns, nach ihrem nach der Band benannten Debütalbum, nun zum zweiten Mal mit einem Bouquet hochatmosphärischer Klangflächen. Die Band besteht aus dem Bassisten Per Steinar Lie (The Low Frequency In Stereo, Action & Tension & Space, Lumen Drones), Schlagzeuger Morten Jackman (Helldorado) und dem ehemaligen norwegischen Fußballprofi Per Andreas Haftorsen an der Gitarre, was in der Konstellation sicherlich auch Charaktereigenschaften einer Supergroup wären. Aber…
Heavy Rock • Stoner • Groove Metal (38:13; Digital; Majestic Mountain Records, 01.08.2025) Die Schweden brauchten tatsächlich zehn Jahre, um ihr Debüt fertigzustellen und zu veröffentlichen. Nun könnte man davon ausgehen, dass diese Zeit benötigt wurde, um die nötige Perfektion und Größe auf ein beeindruckendes Niveau zu hieven. Leider fiel das Resultat dann weniger vielversprechend aus. Die acht Songs sind ganz okay, so lala, mehr aber auch nicht, und nach dem pflichtmäßigen dritten Durchlauf von "667788" kann man sich dann wieder dringenderen Dingen zuwenden. Im Dunstkreis von Heavy Rock und Stoner agieren Lommi ein wenig bemüht und schwerfällig, rutschen hin…
Post Rock • Instrumental (40:27; CD, Vinyl, Digital; A Thousand Arms, 07.07.2025) Sieben! Bei Ranges kann man sich sicher sein, dass es sich eben nicht um die Sieben Zwerge, die Sieben Geißlein oder die Sieben Raben handelt. Hier muss schon etwas Gehaltvolleres her – nämlich die Sieben Todsünden. Auf sieben (!) Tracks werden diese hier, auf dem neuen Album der Montana-Institution, zu postrockmusikalischem Leben erweckt. Und, wie bei Ranges üblich, in einer breitwandigen Suspense-Orgien inszeniert. Der Zorn (im gleichnamigen Film von David Fincher der finale Twist) leitet "Sin" an dieser Stelle ein. Das aus dem Gedicht "The Second Coming" von…
(42:00; CDr, Digital; Sound In Silence, 30.06.2025) Musik für Freunde der prägearmen Klangtapeten. Sound In Silence macht mit seiner aktuellen Veröffentlichung seiner Labelintention mehr als Ehre und kommt mit einem Werk, das wahrhaftig ganz nah am absoluten Nullpunkt des Stillstands rangiert. Wil Bolton, seines Zeichens Creator klangbasierter Möbelstücke, die schon auf mehreren darauf ausgerichteten Ausstellungen zu hören waren, präsentiert uns mit "Stari Grad" zwei 21-minütige Soundcollagen, die eher Geräuschkulisse denn Musik an sich sind. Named After The Serbian Capital City’s Old Town Area Where The Studio Is Located, It Features Environmental Sounds Recorded In Nearby Streets During The Sweltering Heat…
(39:41; Vinyl, Digital; Majestic Mountain Records; 27.06.2025) Nach dem Debüt "Goat Rider", auf dem die italienischen Stone Doomer (fast) ausschließlich auf überschaubare Songs setzten, verlegt man sich hier, auf "Arcane Desert Rituals Vol.1", nun auf endlos erscheinende Trips in die Gefilde des Desert Dooms, womit King Potenaz jetzt auch die Zeit haben, es relativ langsam angehen zu lassen. 'Rivers Of Death', der Opener, macht erst einmal seinem Namen alle Ehre und schmirgelt uns zu dieser vermeintlichen Oase in der Wüstenei, wobei der Zehnminüter ganz lange braucht, um in die Gänge zu kommen, was die Notwendigkeit der Priorisierung des Longtracks noch…
(556 Seiten; Buch; p.machinery, Januar 2023) Ein Buch von Musikverrückten, für Musikverrückte. Was Heribert Kurth (Jahrgang '54) geritten haben muss, seine Musiksammlung auf den Kopf zu stellen, um daraus Playlists (hier insgesamt 222 aus über 2000 Alben) zu erstellen, sei dahingestellt. Für den Verfasser war es sicherlich ein Spaß, das Essentielle aus einer unüberschaubaren Sammlung herauszuselektieren und zu Listen zusammenzustellen. Ein Spaß, der auch auf den Leser überspringt, der sich hinsichtlich ultimativer Nachahmung hierbei zum Hörer verwandelt. Zehn Songs sind pro Playlist gesetzt, Songs aus allen Genres kontemporärer Musik, wobei hier nicht unbedingt nach Genres vorgegangen wurde, weshalb hin und…
(70:40, CD, Vinyl, Digital, Bird’s Robe Records/dunk! Records, 04.07.2025/29.08.2025) Hier wird die Blaupause des Post Rock erneuert und aus gehärtetem Metall gestanzt. Siebzig (!) Minuten, Monolith an Monolith, einerseits von erdrückender Schwere, andererseits von befreiender Anmut – We Lost The Sea sind zurück. Knapp sechs Jahre nach dem übermächtigen "Triumph & Disaster" triumphieren die Australier erneut mit einem Brocken in instrumentalem Post Rock, bei dem zwar schon alles gesagt wurde, man also direkt weiß, worauf man sich einlässt, es aber wieder auf den tiefenwirksamen Augenblick beziehungsweise die Augenblicke ankommt. Verloren sind so manche Vertreter in diesem Metier (pg Lost, Lost…
(74:46; CDr, Digital; Sound In Silence, 30.06.2025) Jon Atwood (yellow6) und Jason T. Lamoreaux (The Corrupting Sea) besitzen ein Faible für das Repetitive – mehr noch bei dieser Kooperation als bei den eigenen Projekten. Beide Musiker kennen sich seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren, womit es nur eine Frage der Zeit war, bis es endlich zu einer Zusammenarbeit kommt. In langanhaltenden Tunes zelebriert das Duo die Kunst der Disziplin, hält den Augenblick über einen längeren Zeitraum fest und erschafft so Möbiusband-artige Zustände – ohne Anfang und Ende. Die Gitarren-Patterns sind auf das Minimum reduziert, die Drones variieren kaum wahrnehmbar, weshalb…
(40:42; Vinyl, Digital; Tonzonen Records/Cargo, 22.08.2025) Chillout in grenzenloser Slowmotion. Die vier Aktiven von Automatism waren sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sicher, dass "Sörmland" ihre ganz spezielle Inselplatte werden sollte. Und in Sörmland beziehungsweise Södermanland gibt es tatsächlich mehrere Inseln, um zu relaxen und den inneren Frieden zu finden. Mit fast schon lethargischer Ruhe und Ausgeglichenheit inszenieren Automatism fünf Jahre nach dem letzten Album "Immersion" Musik für 'The Green Landscapes Of Sörmland', die sich grün und ausladend wie nach einem Frühlingsregen (die Gitarren perlen tatsächlich wie Wassertropfen) vor uns ausbreitet. Sind in 'Video' anfangs noch ein wenig wavige Ambitionen…
(43:20; Vinyl, Digital; Dalapop, 29.08.2025) It's a different Årabrot album. A special album captured at a special time. Wenn sich die Band selbst zu diesem Statement herablässt, dann muss wohl etwas dran sein. "Rite Of Dionysus" wurde 2022, zu in den gleichen Aufnahmesessions realisiert wie der Vorgänger "Of Darkness And Lights", zu einer Zeit, als man sich noch ganz im Rausch des Taylor-Hawkins-Gedenkkonzertes befand, an welchem man beteiligt war. Die Energie dieses Events beschleunigte die Kreativität des kongenialen Paars Kjetil Nemes und Karin Park, die zusammen mit Produzent Alain Johannes in ihrer in ein Studio umgebauten Kirche zur Hochform aufliefen.…
(44:11; CD, Vinyl, Digital; Tonzonen Records/Cargo; 22.08.2025) Hier liegt der Haze im Pfeffer. Beziehungsweise die Flunder. Das norddeutsche Quartett wälzt sich in knietiefen Klischees, dass es eine Freude ist. Das heißt aber auch, nicht unbedingt schlecht sein muss. Das Debütalbum mit dem bezeichnenden Titel „Cosmic Mother“ inhaliert die Zutaten, d.h. Cosmic und Mother, dann auch mit vollen Zügen und vernebelt dabei die letzten noch übrig gebliebenen Sinneswahrnehmungen. Die hier beteiligten Musiker, die hin und wieder (als KaiS) in Kyuss-Tribute-Shows anzutreffen waren und sind, moshen sich mit Fuzz und Riffs durch energiegeladenes Stoner’n Sludge Futter, wobei Titel wie ‚1000 Tons Of…
(51:45; CD, Digital; Lifeforce Records; 22.08.2025) Elf Jahre relative Funkstille vom Debüt „Marula“ hin zum Nachfolger „Irrlicht“. Viel ist passiert bei den Hamburger Progressive-Rockern - diverse Besetzungswechsel, Sideprojects sowie die Pandemie hemmten den kreativen Fluss innerhalb von Eden Circus, so dass es in den Sternen stand, wie und ob überhaupt es noch weitergehen soll. Doch im Dezember letzten Jahres gab es mit dem Track ‚Cynics Of Life‘ das erste Lebenszeichen und einen Vorgeschmack auf das zu erwartende zweite Album. Kraftvolle Hooklines, ein Crossover aus Metal und Prog und beeindruckende Breaks zeichneten hier schon die neue Inkarnation des Eden Circus aus.…
(31:09, CD, Vinyl, Digital; Eigenvertrieb, 15.8.2025) Hier fliegen in erster Instanz die Fetzen. Mit dem Einstieg 'Come Over' überkommt uns tatsächlich so ein Gefühl, das wir noch aus den Neunzigern kennen – nämlich das von gutem (und mittlerweile wirklich schon altem) Indie-Rock. Rovar lassen auch auf ihrem zweiten Album nichts anbrennen und überraschen wieder einmal mit energieeffizienter Wucht. Nicht umsonst tauchten die Münsteraner schon im Vorprogramm von Sympathen wie Mother’s Cake, Wolfmother und The Brew auf. Und eben diese nehmen schließlich nicht jedermann. Bolzen wie 'Afraid' lassen die X-Blockx alt aussehen, 'Walls' crossovert sich zwischen Indie-Rock und Emo, 'Summer Day'…
(43:57; Digital; Eigenvertrieb; 27.06.2025) What a sound! Der „Mont Solitude“ ist der Olympus Mons unter den Postrockplatten, himmelhoch aufragend und endlos erscheinend. BLAK, die 2017 mit ihrem Album „Between Darkness And Light“ und vor allem dem überwältigenden Track ‚Overwhelming‘ Postrockgeschichte schrieben, kommen mit einem neuen Album – dem vierten in der Bandhistory der Institution aus dem spanischen Roda De Ter. Hier regiert dann auch wieder sympathischer Größenwahn in Sound, der sich zu sinfonischen Dimensionen aufschwingt. Schon mit dem Opener ‚La solitud és refugir‘ wird der mit ‚Overwhelming‘ losgetretene Pathos auf ein neues Niveau gehoben und ergießt sich in eine wuchtige…
(33:03; CD, Vinyl, Digital; Monobuster Records; 25.04.2025) Nun also Album Nummer vier, das uns das Postpunk-Kollektiv aus dem Schweizer Winterthur heiß serviert. Hochmotiviert locken uns The Shattered Mind Machine dabei in ein Fangnetz aus jubilierenden Hooklines und treibender Wipers-Attitüde, was eben nicht nur zu lässigem Fußwippen animiert. Neun Tracks in 33 Minuten, das muss man erst einmal wuppen – in der Kürze liegt die Würze heißt die Devise. Überaus temperamentvoll hangelt sich das Trio dabei von Höhepunkt zu Höhepunkt und lässt die Zügel hin und wieder galant schleifen (da bringt es der gar nicht einmal so stille ‚Silent Protest‘ tatsächlich…