
Thrash Metal • Progressive Metal • Groove Metal
(47:13; Vinyl, CD, Mediabook (2CD), Digital; Century Media/Sony Music; 17.10.2025)
Man stelle sich vor, eine stilprägende Band veröffentlicht in diesem Jahr ein Album, löst sich kurz darauf urplötzlich auf und kehrt erst 2057 mit einem Reunion-Werk zurück, das qualitativ herausragt und so zeitgemäß klingt, dass man kaum glauben mag, hier stünden Musiker am Werk, die über drei Jahrzehnte von der Bildfläche verschwunden waren. Genau dieses Gefühl evoziert "Dissonance Theory" – nur dass wir nicht das Jahr 2057 schreiben, sondern 2025, und dass "Grin", das letzte reguläre Studioalbum von Coroner, bereits 1993 erschienen ist.
Was die Züricher hier vorlegen, ist kein nostalgischer Rückblick und schon gar kein Alterswerk mit Schonfrist, sondern ein Album von kalter Präzision und innerer Konsequenz. "Dissonance Theory" klingt fokussiert, kontrolliert und zugleich erstaunlich gegenwärtig. Die Musik lebt von Spannung statt Geschwindigkeit, von Struktur statt Effekthascherei. Coroner denken Progression nicht als Selbstzweck, sondern als logische Weiterentwicklung einer eigenen, seit jeher unverwechselbaren Sprache.
Die Songs entfalten diese Vision auf beeindruckende Weise. Der Quasi-Opener 'Consequence' (nach dem dystopischen Instrumental 'Oxymeron') verbindet klinische Präzision mit hypnotischer Sogwirkung und reflektiert über den Wahnsinn blinden Fortschritts
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während 'Sacrificial Lamb' die Groove- und Thrash-Elemente der Band auf den Punkt bringt – technisch versiert, zugleich zwingend und eingängig. 'Crisium Bound' öffnet düster-pulsierende Räume, die den atmosphärischen Kern der Band ins 21. Jahrhundert transportieren, während 'Symmetry' mit Vetterlis erzählerischen Gitarren und Broders treibendem Bass gnadenlos virtuos überzeugt.
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'The Law' ist ein melodisches Ausrufezeichen, das sich aufgrund seines Grooves wunderbar in den Albumkontext einpasst, wohingegen 'Transparent Eye' progressive, verschachtelte Strukturen entfaltet, die hypnotisch wirken und den modernen Coroner-Sound eindrucksvoll veranschaulichen. Mit 'Trinity' setzen die Schweizer auf Tempo, wohingegen 'Renewal' eine von harten Riffs geprägte Thrash-Granate ist, die anfangs straight Forward und ohne große Schnörkel, später dann mit dichter Atmosphäre und progressiv verfrickeltem Gitarrenspiel.
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Der mutige Abschluss 'Prolonging' setzt schließlich auf Hammond-Orgel und fast entrückte Dynamik.
Thrash, Groove und Progressive Metal greifen auf "Dissonance Theory" in vollendeter Eintracht ineinander – so selbstverständlich, wie man es heute von zeitgenössischen Größen kennt. Der entscheidende Unterschied: Bei Coroner stehen keine Epigonen am Werk, sondern Urväter jenes Technical-Thrash-getränkten Sounds, der viele moderne Metal-Acts erst möglich gemacht hat.
"Dissonance Theory" wirkt wie ein Resultat einer Band, die sich ihrer selbst vollkommen sicher ist. Kein Comeback, keine Rechtfertigung, keine Verklärung – sondern ein Album, das zeigt, wie zeitlos progressive Härte klingen kann, wenn man ihr erlaubt, im Hier und Jetzt zu existieren.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
• Tommy Vetterli - Guitars
• Ron Broder - Vocals & Bass
• Diego Rapacchietti - Drums
Surftipps:
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.

