Melancholic Metal • Progressive Metal • Atmospheric Rock •
(64:33; Vinyl, CD, DVD, Digital; Peaceville Records; 07.11.2025) Kinder, Hilfe die Zeit..sie rast. Mit Novembre verbinde ich einige nostalgisch aufgeladene Erinnerungen. Eine erste vorsichtige Bestellung aus einer Telefonzelle am Norddeich im Urlaub irgendwann 1994 Richtung Nuclear Blast in Sachen düsterer Metal. Im Paket u.a. das wundervolle Debüt der Italiener "Wish I Could Dream It Again" mit einem der schönsten Opener in Sachen melancholischer Metal, 'The Dream Of The Old Boats'. Das damalige Live-Package mit Katatonia und Opeth im legendären Knaack-Club gehört bis heute zu meinen intensivsten Konzert-Momenten ever und Carmelo als erster Interview-Partner für ein kleines Fanzine namens Silent Sounds macht das Nostalgie-Paket perfekt.
Soundtechisch betreut von Dan Swanö, Artwork von Travis Smith – ein erneut typisch verwaschener, unkonkret liebenswerter Sound zwischen dunklem Metal und progressiven Strukturen, hier und da angedeutete Aggression, ein Haufen Melancholie und diese mediterrane, mit feinsten Clean Vocals offerierende Sehnsucht in der Melodik sind bis heute ein stabiles Fundament der Band. Sänger Carmelo Orlando führt sein Unternehmen (mit einigen neuen Namen im Schlepptau) bereits weit über 30 Jahre und Freunde der Band werden schnell in "Words Of Indigo" den üblichen, lieben gelernten Widerhall finden.
Lange Songs – rockige, progressiv-akustische Passagen und kleine wütende Rasereien geben sich permanent die Klinke in die Hand. Der gemeinsame Tenor sind die warme Produktion, die zum Glück mehrheitlichen klaren, immer emotionalen Vocals von Carmelo, die immer etwas Unkonkretes, phrasierend am Punkt vorbei Klingendes haben und genau das macht den Charme der Italiener schon immer aus. Sie driften, dynamisieren, treiben und verzaubern mit akustisch balladesken Parts, sodass man immer wieder Neues zu entdecken hat. Ein Song wie das Duett mit Ann-Mari Edvardsen (The 3rd & The Mortal) fühlt sich hier schon fast klassisch, geradlinig nach Neunziger Athmo-Gothic Metal im Stile der frühen The Gathering an – agiert man doch eher traditionell orchestral mit elegisch triumphierender Melodik und Bombast. In jedem Fall ein gern gesehener Gimmick, wenn diese Veteranen (darf man dies schon so sagen?) mit viel Charme in diesen nostalgischen Gefilden wildern.
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Mit dem leidenschaftlichen Opener 'Sun Magenta' wirst Du Dich schnell im Labyrinth der vielen Melodien und Dynamik-Wechsel verlieren. Die Italiener haben trotz kurzer Raserei meist eine samtweiche Art, ihren Metal zu spielen – integrieren Melodic Rock-Harmonien in den wuchtigen Sound - die Gitarren bekommen definitiv gehörigen Auslauf. Hymnisch und treibend musiziert man immer der Sonne entgegen. 'Statua' – harsche Growls, Keifen und sanfte Vocals im steten Wechselbad der Gefühle – richtig klare Strukturen und den großen Refrain sucht man vergeblich – umso mehr darf man sich innerhalb der Stimmungen und Atmosphäre verlieren.
Dafür ist alles zu sehr ineinander verwoben, verliert sich verdichtet auf wunderschöne Weise im driftenden Meer verschiedenster Emotionen. Novembre haben da längst ihre eigene Nische gefunden, akustische Opeth-affine 70s Parts und kurze Piano-Momente geben dem Sänger immer wieder Raum für seine samtweichen Sehnsucht-Gesänge. 'Neptunian Hearts' treibt mit mächtigen Growls und wehmütigen Akkorden durch die schroffen Klippen des Daseins – phrasiert später mit fast liebevoller Alcest-Romantik im angedeuteten Refrain. Progressive, dynamische Leuchtfeuer wie 'Brontide' oder die euphorischen Mini Hits 'Post Poetic' und 'Your Holocene' sind nur einige Beispiele für die Kraft, die aus dem aktuellen Opus der Italiener zu schöpfen ist.
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Die Italiener passten seinerzeit Mitte der Neunziger mit wunderschönen Alben wie "Arte Novecento" hervorragend zwischen aufstrebende Kaliber wie Katatonia, Opeth und Anathema zu "Judgement"-Zeiten. Der düstere Metal genoss gerade seinen Triumphzug – Novembre hatten dank der mediterranen Melancholie ihren ganz eigenen sehnsüchtigen Vibe in diesem Theater. "Words of Indigo" trägt in 2025 so viele Melodien, instrumentale Details und Harmonien mit sich herum und wird Fans der Band dank des jederzeit verspielt-progressiven, immer etwas verwaschenen, nebulösen Sounds viel Freude machen. Es gibt einiges zu entdecken innerhalb dieser knapp 65 Minuten.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise Iris/CMM Promotion zur Verfügung gestellt.

