Progressive Death Metal • Atmospheric Rock • Folk
(57:59; CD, Digital; Eigenveröffentlichung; 26.09.2025)
Opeth everywhere und dann noch Dan Swanö für den Mix arrangiert – Great! Du kannst Dich bei den beiden sympathischen Amis von Sindar entscheiden, ob Du sagst: Wenn Opeth, dann nur Opeth oder Du bist bereit für dieses Duo, welches offenkundig die Kreativ-Phase der Schweden zwischen 1996-2004 hochgradig absorbiert hat und auf dieser Stunde Musik mit leidenschaftlicher Hingabe zelebriert. All das mit einem Hauch mehr an orchestralen Nuancen – nie perfekten – aber dafür beseelten Vocals und einer progressiven Spielfreude, die sich sehen lassen kann.
Handwerklich ist diese zweite Platte absolut knackig, hat einige mehr als gelungene hymnische Parts. Ein weiteres dickes Kompliment muss man Sindar für die stimmigen, sehr liebevoll ausgearbeiteten Folk-Parts aussprechen, fließen diese mit teils postigen Riff-Bergen ineinander und alles verschmilzt zu Wasserfällen von Schönklang. Exemplarisch nimm das viel zu kurze 'Black Moth', in dem Richtung Songende einfach nur geniale, mehrstimmig schmachtende Harmony-Vocals zu betören wissen und ich mich fragen muss: Wieso spricht niemand über diese beiden Amis bzw. wieso ist hier kein großes europäisches Label dran?
Die Folk-Ballade 'Greenfields' ist der Knaller – wie liebevoll die akustischen, später perlend elektrischen hier miteinander kommunizieren – der Gesang von Christian Lucy das Herz berührt –so sieht man hier die gelb/braunen Herbstblätter wie von allein vorm geistigen Auge durch die Lüfte tänzeln. All das hat unendlich viel Charme und das fauchige Black-Metallische keifen am Ende des Songs fühlt sich mindestens genauso harsch an, wie es die romantischen Elfen-Klänge von Alcest formulieren.
Hier mal perlende Piano-Schattierungen, dort epische Streicher und immer wieder Power Chords, die mehr als einmal an die "Blackwater Park" von Opeth erinnern ('Amor'-Tower Of The Sun'). Wenn derbes Growling einsetzt, möchte ich mir ein süffisantes Schmunzeln nicht verkneifen, glaub ich Mr. Akerfeldt himself spricht zu mir. Musikalisch ist auch bei Sindar alles ausgetüftelt bis ins kleinste Detail, die Übergänge von progressivem Death Metal in diese wunderschönen Akustik-Parts sind durchgehend auf höchstem Niveau.
'The Ranger' ist vertrackter und unruhiger, hier agieren derbe Growls und mehrstimmige cleane Vocals im steten Wechsel. Zwischendrin nimmt man wie selbstverständlich alle Härten raus, damit ein tröpfelndes Piano zu Dir sprechen darf. Wundervoll arrangierte Stille, die auf spezielle Weise Raum schafft und dann mit einem genialen progressiv verspielten Part und weichem Gesang Sensitivität kommuniziert. Nimm 'Nightingale': Was für ein wunderschöner Song – zerbrechliche akustische Gitarren treffen auf den lyrischen Prog der frühen King Crimson – alles perlt sehnsuchtsvoll durch den einsamen Waldweg und orchestrale, sehr emotionale Elemente verdichten die Ballade zusehends, ohne dass es rockig werden muss.
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Die zwei neunminütigen 'Field Of The Dead' und 'Inheritance' schöpfen kreativ nochmal aus dem Vollen, hat Ersteres einige Porcupine Tree-Referenzen im Gepäck – mächtige Riffs/Growls und zum Glück nur ganz kurze, seltsam unpassende Trash-Parts (Hilfe, da gingen die Gäule kurz durch mit den Musikern, haha). Dies ist aber ein absoluter Ausrutscher, bleibt der Rest der Platte ein progressiv atmosphärisches Vier-Sterne-Menu..versprochen!
Freunde von Opeth, Porcupine Tree, Edge Of Sanity, Disillusion, den melodischen Agalloch, Sisare, Pressure Points, etwas hymnenhaftem Postrock/Metal und lyrisch melancholischem Seventies Prog sollten diese Platte anchecken. Zu entdecken gibt es in jeder Sekunde so einiges – dank Produzenten-Guru Dan Swanö und einiger Gastmusiker ist "Tower Of The Sun" ein Ohrenschmaus, wie sowieso fast alles an dieser Platte einfach harmonisch ins Bild passt. Für reines Epigonentum ist das Gehörte viel zu gut, zu musikalisch. Die Emotionalität greift und die Band versteht, Atmosphäre und Progressivität perfekt in Einklang zu bringen, sodass die kleinen Aussetzer und der stets ganz liebevolle Blick Richtung Akerfeldt und Co. überhaupt nicht negativ ins Gewicht fallen.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
• Christian Lucy - Vocals, Guitar, Keys
• Kona Ossana - Drums, Bass, Guitar, Vocals
Gastmusiker:
• Adrien Baldwin - 2nd Guitar Solo (7)
• Sarah Hakes - Vocals (3,4,6)
• Derek Harman - Vocals (1)
• Serena Palo - Vocals (4,7,8)
• Austin Wheeler - Vocals (1)
Surftipps:
• Bandcamp
Abbildungen: Bandcamp

