Atmospheric Folk • Dream Pop • Ambient
(44:28; CD, Digital; Fruits De Mer Records, 15.09.2025)
Butterweicher, brüchig-melancholischer Psych/Baroque Folk aus Schweden für den nahenden Herbst. Ohne viel Brimborium wird dich dieses Album über Licht und Schatten schnell in sein sehr individuelles Szenario holen bzw. sanft dort hineinziehen. Fragile akustische Gitarren, erzählerisch/lieblich weibliche Vocals – immer etwas nebulöse Drones-/Ambient-Schleifen als akustischer Hintergrund – dazu addiere noch einen wehmütigen Hauch der guten alten psychedelischen Neo-Folk-Ära in den Neunziger Jahren (Current 93 oder In Gowan Ring fallen mir dazu ein). Die Produktion ist warm, füllt wie ein Mantel die kleinen Melodien auf, die erst unaufdringlich und unscheinbar mit jedem Hördurchgang feine, weitere spezielle Nuancen offenbaren. Lass dich mitnehmen auf diesen mysteriösen Trampelpfad, den niemand sonst zu finden vermag, und ab damit in die einsamen Abendstunden spaziert.
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Ich muss an nordische Folk-Bands wie Ai Phoenix, Granada, aber auch die düster angehauchten Velvet Belly denken, die um die Jahrtausendwende mit ähnlich melancholisch-stillen Kleinoden einen ganz eigenen nordischen Indie-Sound musizierten, der mit sphärischem Ambient und viel Weite/trauriger Atmosphäre so einige Alleinstellungsmerkmale innehatte. Eine Rebekka Karijord oder Anna Ternheim dürfen hier auch als lose Querverweise bemüht werden – ihre Stillleben in Sachen nordischer Melancholie waren zwar oft poppiger ausgerichtet, aber hier und da konnten diese Künstlerinnen ähnlich fragile Momente fabrizieren. Songs wie das sanft vor sich fließende 'Things Obvious To Other People' sind kleine Pop-Perlen, die mit schwereloser Psychedelia, Flöten und meditativen Synth-Rauschen schemenhaft-nebulöse Portraits schaffen, die gerade in der stillen Abendstunde umarmend agieren.
Ätherisch klarer 60's Folk-Pop leuchtet positiv im kurzen 'If The Summers Lingers', wie ich ihn schon lange nicht mehr so lieblich gehört habe. Auch ein siebenminütiges, statisch driftendes Ambient-lastiges 'Me And The Ones Before Me' skizziert hervorragend den Moment, kurz bevor die Sonne im hohen Norden am Horizont entschwindet. Dieses Album, seine Arrangements, die Stimme von Britt Rönnholm (ebenfalls im gelungenen "Himmelaya"-Album zuletzt agierend), muss man in Ruhe, in absoluter Stille und Einsamkeit erfahren. Dann bricht alles gefühlvoll in seiner Schönheit auf und strahlt wie eine seltene Blüte/Blume, die nur zu bestimmten Zeiten ihren Glanz erlebbar macht. Die Skandinavier können es einfach: ich habe mich verliebt in diese zarte Pflanze von einem Album, und das triste, fast achtminütige 'Tear Apart' wurde von geisterhafter Hand musiziert – auf keinen Fall von Sterblichen. Diese Art Ghost Folk fühlt sich wie ein Gegenentwurf zu all den kühlen Dingen da draußen an – für den Spätsommer/Herbst eine wahrlich seelenvolle Untermalung.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Abbildungen: Fruits De Mer Records