(57:06; Vinyl (2LP), CD, Digital; MNRK Heavy, 16.05.2025)
Stilbruch? Stilbruch! Es gibt kaum ein treffenderes Wort für das, was das Sextett aus Atlanta auf seinem neuen Album veranstaltet. "I Don't Want To See You In Heaven" ist ein musikalischer Schleudersitz, der mit Hochgeschwindigkeit durch Mathcore, Nu Metal, Alternative Rock und poppige Zuckerstücke rast – nur um Sekunden später in ruppigen Post-Hardcore-Gassen einen U-Turn zu vollziehen.
Wer sich hier hineinstürzt, braucht Mut – und am besten keine Erwartungshaltung. Die technischen Fähigkeiten der Band sind über alle Zweifel erhaben, doch das ist nicht das Verkaufsargument. Es ist diese Mischung aus Eskalation und Eingängigkeit, aus brutaler Unberechenbarkeit und charmanten Melodien, die die Daoboys so faszinierend macht.
Was 2022 mit "Celebrity Therapist" und 2023 mit der gefeierten EP "God Smiles Upon The Callous Daoboys" schon auf Wahnwitzniveau lief, kulminiert nun in einem Album, das laut Sänger Carson Pace nichts Geringeres als ein "Museum des Scheiterns" sein will. In 13 Stücken blicken wir – 300 Jahre in die Zukunft versetzt – auf den Trümmerhaufen menschlicher Überheblichkeit. Und hören dabei ein Artefakt, das angeblich gescheitert ist, aber trotzdem überlebt hat. Wie Pace selbst fragt:
Wenn es für immer überlebt, ist es dann wirklich ein Scheitern?
Musikalisch ist dieses "bekannte Scheitern" pure Reizüberflutung. Jeder Song ist eine Parforcemance, jeder Break eine wohlüberlegte Provokation. Ein Exponate-Reigen zwischen melancholischer Melodieführung und chaotischem Breakdown-Gewitter – zwei Extreme einer Band, die das Grenzen-Sprengen zur Kunstform erhoben hat.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Als ich die Band im Januar 2024 live in Esch erlebt habe, da wusste ich: Das ist kein einfaches Entertainment. Da war viel Ratlosigkeit im Raum, viel Kopfschütteln – und mittendrin ein Sänger, der konsterniert feststellte, dass zwischen den Songs Totenstille herrscht. Doch genau dieses Unbehagen scheint das Album nun einzufangen – als wolle es das Missverständnis selbst konservieren und mit einer Extraportion Wahnsinn neu ausstellen.
Und gerade dann, wenn man meint, man hätte das Chaos verstanden, kommt wieder so ein Break. Oder eine Violine. Oder eine fast zu hübsche Gesangslinie. Und alles kippt.
Überreizt? Vielleicht.
Überfordernd? Wahrscheinlich.
Aber gerade deshalb entwickelt sich dieses Album zu einem Suchtmittel – eben weil man nie weiß, ob hinter der nächsten Ecke ein Breakdown lauert oder eine Boyband-Hook.
Bewertung: 12/15 Punkten
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Besetzung:
Jackie Buckalew - Bass, Backing Vocals
Maddie Caffrey - Guitars
Amber Christman - Violin
Matthew Hague - Drums, Backing Vocals
Daniel Hodsdon - Guitars, Backing Vocals
Carson Pace - Lead Vocals, Synthesizers
Gastmusiker:
Rich Castillo - Saxophone on tracks 1, 2, and 7
Justin Young - Narration on tracks 1 and 12
Jake Howard - Additional production on tracks 1, 3, 10, 11, and 12
Adam Easterling - Guest vocals on track 5
Tyler Syphertt - Additional vocals on track 6
Ryan Hunter - Guest vocals on track 7
Dawson Beck - Backing vocals on track 7
Allan Romero - Trumpets, Trombones, and Saxophone on tracks 9 and 13
Andrew Spann - Guest vocals on track 13
Diskografie (Studioalben):
2019: "Die On Mars"
2022: "Celebrity Therapist"
2025: "I Don't Want To See You In Heaven"
Surftipps zu The Callous Daoboys:
Homepage
Facebook
Instagram
Bandcamp
YouTube
Spotify
Apple Music
Discogs
Wikipedia
Liveberichte:
18.01.24, Esch-Uelzecht (LU), Rockhal Club
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.