(40:59; CD, digital; MiG Music; 30.05.2025)
Die Besetzungsliste (im Detail siehe unten) liest sich fast wie ein Who’s Who der deutschen Krautrockszene der 70er. Es handelt sich dabei um einen Mix aus Mitgliedern von Kraan und Guru Guru, erweitert um das Duo Moebius und Roedelius. Die Rhythmusab-teilung besteht aus den Szenegrößen Helmut Hattler am Bass und Guru Guru Mastermind Mani Neumeier, erweitert um Kraan Drummer Jan Fride, dem jüngeren Bruder von Kraan Gitarrist Peter Wolbrandt, der zusammen mit Guru Guru Gitarrist Ax Genrich für die Saitenarbeit zuständig ist. Und dann sind da noch die beiden Cluster-Musiker Moebius und Roedelius, die allerdings, so viel vorweg, eigentlich kaum eine nennenswerte Rolle auf diesem Album spielen.
Das Album wurde zwischen November 1974 und Februar 1975 im berühmten Studio von Conny Planck aufgenommen, der das Album auch produzierte. Im Grunde genommen ist es ein Soloalbum des Gitarristen Ax Genrich, der nach seinem Ausstieg bei Guru Guru, denen er seit 1970 angehörte, eigene Songs komponierte und diese dann mit Hilfe seiner musikalischen Wegbegleiter unter dem Pseudonym Highdelberg veröffentlichte. Dabei kam ihm zu Gute, dass sich die Wege von Kraan und Guru Guru des Öfteren kreuzten. So sind zum Beispiel auf dem 75er Guru Guru Album „Mani und seine Freunde“ sämtliche hier aufgeführten Musiker ebenfalls zu hören.
Die acht Songs sind meist um die 4-5 Minuten lang und sind allesamt – wenig überraschend – sehr gitarrenbetont. Der Gesang auf dem Opener ‚Der Platzhirsch‘ erinnert bisweilen ein bisschen an Gongs Daevid Allen. Allerdings ist der Gesangsanteil insgesamt nicht sonderlich hoch, was vermutlich auch eine gute Idee war. Dabei sind sie mal rockig, mal funky und mal bluesig unterwegs.
Von den deutschen Songtiteln sollte man sich nicht täuschen lassen, die Songs werden allesamt auf Englisch vorgetragen. Das Instrumental ‚Odenwaldpolka‘ klingt froh gelaunt und hat was Traditionelles, die Melodielinien werden von der Gitarre bestimmt – das könnte fast von einem Führs & Fröhling Album stammen. Der längste Track ist das achtminütige ‚Kosmische Phyrze‘, das allerdings keineswegs völlig abgedreht klingt oder uns in die unendlichen Weiten des Space Rock führt (naja, vielleicht ein kleines bisschen am Ende des Tracks). Es geht eher recht betulich zu, dem Schreiberling fallen zum ersten Mal überhaupt ein paar Synthesizertöne auf, die allerdings eher wie Froschquaken klingen. Die Gitarre hingegen erinnert ein bisschen an Harmonia bzw. Michael Rother. Bluegrass Nummern und ein Blues Stück sind ebenso vertreten wie vorsichtige Ausflüge in den Jazzrock Bereich.
Insgesamt vermag das Album leider nicht zu zünden, für den Sammler von Kraan oder Guru Guru Alben ist es allerdings eine gute Nachricht, dass dieses Werk nun auch auf CD zugänglich gemacht wurde. Und noch einmal, die Cluster Musiker muss man sozusagen mit der Lupe suchen, der Rezensent hört da (fast) nix. Am Progressive Rock Fan dürfte diese Veröffentlichung eher vorbei gehen, die angesprochene Klientel ist eine andere.
Bewertung: 7/15 Punkten
Besetzung:
Ax Genrich - guitar / percussion / bass / banjo / mouth organ / vocals
Mani Neumeier - drums / conga
Jan Fride - drums
Peter Wolbrandt - guitar / conga / vocals
Helmut Hattler - bass / backing vocals
Dieter Moebius - ARP synthesizer
Achim Roedelius - Yamaha organ / echo
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Ax Genrich Wikipedia
Abbildungen: MiG Music