(65:41; CD, Digital, Vinyl; Pelagic Records; 25.07.2025)
"Blodsträngen" in der Doppelbetreuung
Teil 1: Rajko Baers
Die Belgier sind längst eine Bank/Hausnummer in Sachen düsterer Postrock/Metal mit Bezügen zum modernen Black Metal und Sludge. Also finster geht's irgendwie meist zu, apokalyptisch und sehr atmosphärisch. Die oft massiven, schwerfälligen Doom-Anleihen sind Trademark und finden auch auf “The Radiant Veil" mit wieder mal ordentlicher Spielzeit von über einer Stunde ihren gewohnten Auslauf. Die Vorgänger haben ja einiges an Ödnis, Dunkelheit, Brachialität, Kälte und Weite heraufbeschworen, geht man mit „The Radiant Veil" andere Wege? Ich denke, so viel vorweg, auch hier sind es die kleinen Details, die Veränderungen definieren, sei es das geniale, sehr atmosphärische 'Turms', bei dem kein Geringerer als Philip Jameson von Caspian seine sanften Vocals in den dynamisch düsteren Film integriert. Mit richtig starkem, fließend rockigen Mittelteil und eben den Vocals werden eindrucksvoll die nötigen Räume und Spannungsbögen skizziert.
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Der Opener 'Usil' ist ein Ungetüm, ein Berserker, vereint wie immer alles was wertig ist in Sachen Post Metal und dass gerade Hemelbestormer diese Texturen beherrschen, ist seit Jahren kein Geheimnis. Man nimmt mit den Hufen scharrend Anlauf und dann wird Schicht um Schicht Druck und Atmosphäre hoch gestapelt, der Genre-typisch schwebende Part folgt erst zum Ende wie ein klassisches Fade Out. Schwarze Löcher, Lovecraft'sche Gebirgszüge aus eisigen polaren Parallelwelten waren schon immer Bildnisse, visuelle Fragmente, mit denen die Belgier gerne arbeiten und ihren Texturen die nötigen, sehr passenden cinematisch aufgeladenen Kopfkino-Szenarien anbei stellen.
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'Turan' fungiert als driftendes, eher kurzes melancholisches Zwischenstück mit flirrend kosmischen Synths-Texturen und erinnerlich positiv an die traurigen Songs von Hammock oder Blueneck. Hier bleibt die metallische Schwere außen vor, was einem Song wie 'Tiur' mit gewohntem Raum von knapp zehn Minuten um so intensiver krachen lässt. Man arbeitet mit spannendem Intro, die wie hier exemplarisch mit stellaren Windgeräuschen und ähnlichen Gimmicks die nötigen kargen, kosmischen Szenarien evozieren. Tragisch, majestätisch wird dann der postige Doom schrittweise ausgerollt, apokalyptische Synth-Melodien erzeugen mit hintergründiger Feinarbeit die nötige Verdichtung, sogar etwas Post-Black Metal-Uptempo darf nicht fehlen. Alles ist Sci-Fi, außerweltlich (siehe Videos), schwarz, trist und leer. 'Cel' mit knapp dreizehn Minuten mäandert minutenlang monoton durch stellare Wüstenlandschaften, bevor klar strukturiertes Gitarrenspiel zwischen zerbrechlichem Tremolo und klassisch mahlenden Doom Metal-Riffs das Fundament füttert. Sludgig, finstere Vocals öffnen den endzeitlichen Schlund und ziehen mit langsamen, brachialen Schleifen alles mit sich hinab. Die Gitarren mahlen satt, feine dunkle Synths setzen erneut gekonnt Kontraste. Drone trifft Doom in 'Laran' und auch hier bringen spannende apokalyptische Synths lichte Effekte in den Sound, die sich wie ein kosmisches Aufblitzen darstellen.
In 'Tinia' bleibt es sanft und harmonisch postrockig, um dann mit drückender Wall of Sound einiges an Emotionen zu rühren. Der Groove hat fast was Schub/Wellen-artiges, temporär kosmisch spacige Synths und filmisches Piano wogen Dich als Hörer wie auf Wellen hin und her. Im abschließenden, knapp zehnminütigen 'Satre' drückt der Doom nochmal richtig orchestral, finster und mit spannendem Sprechgesang schenkt man dem Album konzeptionell ein großes Finale.
Alte Götterwesen, schwarze Löcher und der kalte Weltraum, die Belgier finden auch mit „The Radiant Veil" emotional und musikalisch ihren eigenen Ausdruck für die Schwärze, die man als Hörer mit ihnen verbindet. Starkes Album zwischen Post, Doom und Apokalypse, welches sich perfekt in die Diskografie einfügt.
Bewertung: 11/15 Punkten
Teil 2: Carsten Agthe
Nix mit Sommerloch. Schön gar nicht hinsichtlich der Sparte Post Rock'n'Metal. Mit Hemelbestormer und deren viertem Album ist dann wieder ein Vertreter der etwas härteren Gangart am Start. Und der ist gut für Löcher. Nicht für Sommer-, wohl aber Schwarze Löcher.
The record is a journey through our solar system as perceived by the Etruscan civilisation.
Womit das Konzept dann genügend Potenzial besitzt, um als gewaltiges Doppelalbum die Schwerkraft im Äther zu verschieben. Gewaltig drücken sich Songungetüme wie 'Usil', 'Cei' oder 'Tiur' durch das Firmament und der zu erwartende Einschlag wäre dann wohl, wenn es soweit kommen sollte, für ein zweites Aussterben der Dinosaurier verantwortlich. Trotz aller Heavyness, Riffgewalt und gelegentlichen Growls haftet den zum Großteil reichlich epischen Tunes etwas Erhabenes, Hypnotisches an, welches ein Abdriften in Parallelwelten und -dimensionen ungemein erleichtert. :Turms‘ gibt sich als postrockender ‚Song' mit Caspians Philip Jamieson an den Vocals, ein 'Turan' smooth und entspannt. Mit den beiden Kehraus ‚'Tinia' und 'Satre' wird es, gemäß den Vorgaben, noch einmal sympathisch heftig. Noch einmal gut gegangen, die Sache mit dem Weltuntergang und so…
Bewertung: 13/15 Punkten
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Line-Up:
Filip Dupont – Guitars, Keys, Vocals
Koen Swerts – Bass
Jo Driesmans – Guitars
Frederik Cosemans – Drums
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Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Holdtight zur Verfügung gestellt.