(76:37; CD, digital; Groove Unlimited; 09.05.2025)
Wie schon bei seinen letzten Veröffentlichungen hat der Siegener Musiker Rainer Klein alias Otarion, auf diesen Seiten schon längst kein Unbekannter mehr, seinen Kompositionen auch auf „Time of Nations“ Themen aus der Bibel zugrunde gelegt. Diesmal geht es um Babylon und dessen ersten großen Herrscher, Nebuchadnezzar. Die zehn Tracks beschreiben verschiedene Ereignisse aus der Zeit bis das judäische Volk aus dem Exil zurück nach Jerusalem durfte – nachzulesen im Buch des Daniel.
Musikalisch geht er seinen Weg konsequent weiter. War es in den Anfangstagen noch reine Elektronische Musik, ist er schon seit Jahren auf anderen Pfaden unterwegs, was nicht zuletzt daran liegt, dass er mittlerweile die Gitarre den Tasteninstrumenten gleich gestellt hat und dies zu einer deutlichen Öffnung hin Richtung Progressive Rock wie auch Post Rock führt.
Eine seiner ersten Aufgaben für das neue Album war aber zunächst einmal, ein Label zu finden, das seine Musik veröffentlicht, denn sein diesbezügliches Zuhause in den letzten Jahren, MellowJet Records, ist derzeit und auf unbestimmte Zeit (zumindest) auf Eis gelegt.
Letztendlich landete er bei dem renommierten EM-Label des holländischen EM-Experten Ron Boots, also Groove Unlimited – und das mit einem nicht gerade typischen Elektronik-Album.
Dieses Album ist unbedingt denjenigen zu empfehlen, die sich für eine Kombination dieser Genres interessieren können, wobei mittlerweile bei Otarion die Tendenz immer mehr Richtung Progressive Rock geht. So wird in seiner Instrumentalmusik immer mehr die elektrische Gitarre zum zentralen Element. So zum Beispiel in ‚The Statue‘, wo schöne Saitenarrangements für den gehobenen Daumen sorgen oder im saitenlastigen ‚Cyrus Calls‘. Doch nicht nur das, im gleichen Track klingt mittels einer wunderbaren Orgel auch ein bisschen Rick Wakeman durch.
Und nicht nur in dieser Nummer ist gerade die Orgel ein wesentliches Merkmal seiner Musik und ein dicker Pluspunkt – die Kathedrale auf dem Cover drückt dies schon irgendwie aus. Otarion weiß auf erstaunliche Weise, Stimmungen in einer Intensität zu erzeugen, dass es den Hörer schwer beeindruckt zurück lässt.
Dabei geht er durchaus variantenreich zur Sache, so erinnert beispielsweise ‚The Hand on the Wall‘ am Ende ein wenig an Michael Rother bzw. Harmonia. ‚Belshazzar’s Fall‘ wiederum ist gekennzeichnet durch eine postrocktypische Gitarrenwand, während das anschließende, wunderschöne ‘Visions of Daniel‘ zum Auftakt fast schon etwas Sakrales hat, bevor es dann Fahrt aufnimmt. In ‚Time of Silence‘ wird es tatsächlich auch mal fast heavy (von wegen „silence“).
Und auch das ist nicht neu: wie gehabt ist wieder alles von Rainer Klein selbst eingespielt, also keinerlei Gastauftritte nötig. Respekt, zumal das doch manchmal wie von einer Band erzeugt klingt. Wieder ein tolles Album!
Bewertung: 12/15 Punkten
Besetzung:
Rainer Klein – all instruments
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Abbildungen: Otarion