(58:00; CD, Digital, Vinyl; Prophecy Productions, 13.06.2025)
Mit "Polar Veil" und seiner musikalischen Richtung musste man als Fan der mystisch folkigen Gangart erstmal neu sortieren und ich war zugegebenermaßen gespannt, wie es bei den Mannen um Mat McNerney weitergehen wird. Und siehe, man scheint konzeptionell und musikalisch erstmal im düsteren, rohen Sound des Vorgängers Anschluss zu finden, geht aus meiner Sicht sogar noch einen Schritt weiter. Sind Sound und Attitüde hier doch fast noch mehr undergroundiger Black Metal und weit vom elegant, polierten Mystik Folk so manch früherer Entfernung des Musiker-Kollektivs entfernt. Die polternden Klänge, gerade der immer wieder an derbe, doomige, an Burzum erinnernde schnodderig kalte Gitarren-Sound fordert jedweden Erwartungshaltungen ganz schön was ab.
McNerney ist ein Visionär, ein Eigenbrötler, sucht auf diesem Release erneut die Brücke in die Anderswelt, macht den Tag zur Nacht und führt den Hörer weit hoch ins kalte Unbekannte unwirtlicher nordischer Einsamkeit. Die Songs sind meist episch lang, nur zünden auf dem neuen Album nicht alle Ideen unmittelbar und ich werde den Eindruck nicht los, etwas weniger hätte mehr sein können. Stimme und Pathos sind wie immer über jeden Zweifel erhaben, nur muss man durch das Dickicht an Lo-Fi-Sound einfach die Perspektiven etwas verlagern, um sich damit gut zu stellen.
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Sanfte nächtliche Pianoklänge eröffnen "Nocturne", das Unheil Black-metallischer Kälte lässt aber nicht lange auf sich warten. 'Sapphire Zephyrs' scheppert fast neun Minuten kalt und schleppend, sehr winterlich mutet das Szenario natürlich erneut wieder an. Wenn dann Double-Bass, Kreischgesang und Tempo erstmal ins Spiel kommen, denkt man als Fan "oha". Der Gesang selbst neben theatralischen Female-Backing Vocals hebt das Ganze dann auf transzendente, sphärische Ebenen, der epische Refrain selbst bietet dann mit feierlicher Anmut den doch typischen Hexvessel-Moment. Die lieben gelernten minimalen Folk-Parts sind zum Glück mit von der Partie und schaffen, einiges an Abwechslung und Stimmung heraufzubeschwören. Man klingt definitiv unheilvoll, nach Wald und Einsamkeit und dies ist für Freunde der zweiten Black Metal Welle Mitte der Neunziger sicher ein gefundenes Fressen, für den klassischen Prog-Hörer wohl eher ein Randthema. 'Inward Landscapes' ist schürfender Doom mit kratzend malenden Riffs, schwermütigem Gesang, akustischen Inseln, wieder treibenden gloomy Parts und viel Melancholie. Auch hier lässt man über neun Minuten Raum und Zeit relativ erscheinen, sodass ein Fallenlassen ohne weiteres möglich ist.
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Erneut sehr oldschool erinnert 'A Dark Graceful Wilderness' an die gute alte Zeit des dunklen atmosphärischen Metal vor knapp 30 Jahren. 'Spirit Masked Wolf' hat in seiner Melodik fast was 16 Horsepower-artiges, nur mit BM-Grundierung natürlich. Dunkel und Slo Mo friert Dich 'Nights Tender Reckoning' ein, 'Mother Destroyer' nutzt Sturm-Samples, Ambient und klirrend kalte BM-Gitarren und driftet erneut sehr mystisch und neblig durch den einsamen Winterpfad. 'Concealed Descent' ist endlich mal der pure Folk, den man aus den früheren Releases kennt, einsam, karg, spirituell und nur die akustische mit Geige. Für die Art Sound hat der Ire einfach die perfekten Vocals und so verabschiedet sich das neue Album mit 'Unworld' und 'Phoebus'(wunderschöne Melodie) und dies jeweils mit sieben Minuten ins nordische Niemandsland. Ein theatralisches Release erneut, auch wenn ich in über knapp einer Stunde ein gewisses Maß an Ermüdungserscheinungen temporär wahrnehme. In jedem Fall ist „Nocturne" erneut eher ein Soundtrack für lange Wintertage.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Prophecy Productions zur Verfügung gestellt.