
Der am 17. April 1948 in Prag geborene Jan Hammer ist den meisten ein Begriff durch zwei Songs: ‘Miami Vice Theme’ aus 1984 und ‘Crockett’s Theme’ aus Miami Vice II in 1987. Dass diese Musik nichts mit dem sonstigen Schaffen des Keyboarders zu tun hat, dürfte vielen gar nicht bekannt sein. Denn Jan Hammer ist eigentlich ein Jazzer und hat bereits Anfang der Siebziger mit namhaften Musikern zusammen gespielt. John McLaughlin, Billy Cobham, Jerry Goodman, Jack Bruce, Al Di Meola, Joni Mitchell und vor allem Jeff Beck. Mit diesem spielte er “Jeff Beck with the Jan Hammer Group” ein, welches sogar mit Gold ausgezeichnet wurde. Aber auch auf den überaus erfolgreichen Alben ‘Wired’ und ‘Blow By Blow’ war er an Becks Seite. Dazu ist er noch Gründungsmitglied vom Mahavishnu Orchestra. Nachdem sein Album mit der Miami Vice Filmmusik sich über vier Millionen mal verkaufte, wandte er sich nach langer Pause der Musik von Computerspielen und Filmsoundtracks zu. ‘Grand Theft Auto’ oder die sehr erfolgreiche europäische Koproduktion ‘Eurocops’ wurden u.a. von ihm veredelt. Großen Erfolg hatte er auch mit dem Titeltrack einer sehr erfolgreichen britischen TV-Serie namens ‘The Tube’.
Hier aber spielt Jan Hammer Jazz. Am 17. und 19. Oktober 1975 wurden im Bottom Line in New York zwei Mitschnitte gemacht, die kürzlich endlich veröffentlicht wurden. Vorweg sei gesagt, dass sich niemand von dem Aufnahmejahr erschrecken lassen sollte, denn die Klangqualität ist vorzüglich. Dann komme ich nicht umhin, den Jazzskeptikern zu erklären, dass der von Jan Hammer gespielte Jazz sehr rhythmisch und funky klingt. Da ist nichts von Freejazz in der Musik zu finden, was ich persönlich auch nicht so gerne mag. Hier aber habe ich enormen Spaß am Erleben dieser beiden Abende. Auch an der Reaktion des Publikums merkt man, welche Euphorie Hammer entfesseln kann. Wer außerdem gerne einer erstklassigen Violine zuhört, kommt beim Spiel von Steve Kindler noch zusätzlich voll auf seine Kosten.
Das Album ist in zweierlei Hinsicht ein “Must Have” für den Freund von gut gemachter Handmusik. Erst einmal ist der Klang, besonders im Hinblick auf das Aufnahmejahr, einfach umwerfend. Doch die Spielfreude der Band toppt alles andere. Die Freude an dieser Musik quillt aus jeder Note heraus und die fast eine Stunde dauernde CD langweilt zu keinem Moment.
Bewertung: 11/15 Punkten
Tracklist:
01. Darkness (Earth In Search Of A Sun) 6:27
02. Red And Orange 7:54
03. Earth (Still Our Only Home) 5:01
04. Topeka 5:49
05. Twenty One 7:28
06. Sixth Day/Country And Eastern Music 9:36
07. I Remember Me 11:15
Line-up:
Jan Hammer – keyboards
Tony Smith – drums
Steve Kindler – electric violin
Fernando Saunders – electric bass
Surftipps: