(69:33, 46:52, 49:34, 3 CDs; MiG-Music, 27.09.2024)
Die Fortsetzung unserer kleinen Würdigung des deutschen Rock-Phänomens Satin Whale:
“Teil 2 der Werkschau unter dem Titel “Soundtrack, Live & Alternative Mixes” widmet sich nun dem Soundtrack der Band zu der deutschen Filmproduktion “Die Faust In Der Tasche” (1979, u. a. mit Manfred Krug und Ursula Monn in den Hauptrollen), dem Live – Doppelalbum “Whalecome” sowie dem Remix-Album “On Tour”, für das sich u. a. Conny Plank verantwortlich zeichnete. Damit ist die Werkschau (sic!), Satin Whale löste sich 1981 auf, die Musiker gingen fortan getrennte Wege.”
Die zitierten Liner Notes vom eigentlich enorm verdienstvollen Label MiG Music sind übrigens leider wirklich so lausig lektoriert wie hier wiedergegeben. Und diese editorische “Sorgfalt” setzt sich leider beim Rest des Produktes fort: Zumindest bei meinem Exemplar ist CD3 zwar als solche beschriftet, enthält jedoch erneut den Inhalt von CD1.
Wie auch immer. Soundtrack also. “Die Faust in der Tasche”, ein edel besetztes Sozialdrama mit Anspruch (Prädikat „besonders wertvoll“). Das 1978 gedrehte Werk hatte auf einem Pariser Filmfestival im gleichen Jahr Premiere. Der deutschlandweite Kinostart folgte 1979 genau wie die Veröffentlichung des O.S.T. Album wie Film starten recht dramatisch mit ‘Die Kündigung’. Wir erleben die bewährte Besetzung Dieter Roesberg, Thomas Brück, Gerald Dellmann und Wolfgang Hieronymi. Beschauliche Szenen wie ‘Das Hausboot’ zeigen Dellmanns Künste am Klavier, Mini-Dramen wie ‘Archie’s Flucht’ (sic) das immer wieder wunderbare Querflötenspiel von Roesberg. Mit ‘Double Up Your Hands’ ist sogar ein regelrechtes Rock-Stück mit Gesang enthalten. Der Rest ist Soundtrack-Handwerk – gut gemacht, aber ohne die Bilder dazu etwas verwaist.
Die Laufzeit von knapp 70 Minuten erreicht CD1 dadurch, dass noch das irreführend betitelte Remix-Album “On Tour” dazugepackt wurde. Die enthaltenen Songs stehen allerdings klanglich verdächtig nahe an den Original-Versionen, bis hin zum fiesen Streicher-Zuckerguss von ‘Desert Village’.
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“Whalecome”, das 1977 – auf dem Höhepunkt des Erfolgs der Band – veröffentlichte erste Live-Album füllt CDs 2 und 3, zumindest theoretisch, siehe oben. Hier sind also auch Publikumsreaktionen am Start. Allerdings irritierenderweise nur jeweils am Songanfang und -ende. Und dann wirkt es wie künstlich hochgeregelt. Zwischendurch kein Klatscher, kein Juchzer, kein Zwischenruf – alles clean. Sehr merkwürdig… Am irrsten gerät das bei ‘Holidays (By The Seaside)’, das von lautem (!) rhythmischen Zuhörerklatschen eingeleitet wird, das ab dem eigentlichen Songbeginn aber auf magische Weise komplett verschwindet.
Der Live-Doppeldecker, u.a. in den legendären Kölner Sartory-Sälen aufgenommen (im Waschzettel der Box “Satory” geschrieben), bietet trotz allem ein angenehmes Wiederhören mit Material wie ‘Song For “Thesy”‘, ‘Marée’ und natürlich dem wunderbaren ‘Desert Places’. Zur B-Seite des Albums (CD3) kann der Rezensent aus oben beschriebenen Gründen aber leider nichts sagen…
Bewertung: ohne
Surftipps zu Satin Whale:
Wikipedia
ProgArchives
MiG Music
Spotify
Abbildung mit freundlicher Genehmigung: MiG Music