(46:30; CD, Vinyl, Digital; Bird’s Robe Records/Just For Kicks, 20.09.2024)
“The Unforgivable” in der Doppel-Betreuung
Teil 1: Marc Colling
Zum 20-jährigen Jubiläum der Australier erscheint deren siebtes Album, und sie entschieden sich zum dritten Mal dazu, ein Konzeptalbum einzuspielen. Die Geschichte handelt dabei von einem Mann, der in die Fänge einer religiösen Gemeinschaft gerät und sich aus dieser wieder befreien möchte. Nicht gerade neu das Thema, aber leider immer wieder aktuell.
Zu Anubis hatte ich bisher immer ein zwiespältiges Verhältnis, da mich deren Neo oder New Artrock zwar nicht direkt abgeschreckt hatte, aber, im Vergleich zu unzähligen anderen Bands aus diesem Bereich, dennoch nicht erreicht hatte. Deshalb wollte ich das neue Werk unbedingt rezensieren, in der Hoffnung, dass ich mich dann gezwungenermaßen mehr damit beschäftigen müsste. Vielleicht würde das ja helfen die Band in einem besseren Licht zu sehen. Nun, die Rechnung ist nicht aufgegangen. Anubis bleiben auch nach einer intensiven Höraktion unter meinem Radar. Die Gründe sind einfach erklärt: Es fehlt der Kick in den Kompositionen, und die Band schafft es meines Erachtens nicht, sich von anderen durch irgendeine Individualität abzuheben. Denn nach einem noch einigermaßen guten Beginn, während der ersten zehn Minuten, fängt das Album an, den roten Faden immer weiter zu verlieren. Von Highlights wollen wir lieber gar nicht erst reden. Ein weiterer negativer Punkt ist die leicht verwaschene Aufnahme. Der Bass klingt recht dumpf, die Stimme von Robert James Moulding (die aber zugegebenermaßen sehr gut ist) hebt sich nicht genug hervor, und sogar der Bass ist nur schwer zu orten. Das alles zusammen genommen ergibt ein leicht verwaschenes Klangbild, was bei den heutigen technischen Möglichkeiten besser gehen müsste bzw. sollte. Auch die Drums sind zu sehr nach hinten gemischt, was aber angesichts der begrenzten Fähigkeiten des Drummers vielleicht auch besser ist. Ehrlich, wer als Hörer da nicht merkt, dass es an fast allem in seinem Spiel fehlt (Abwechslung, Schnelligkeit, Präzision), der hat noch nie einen Spitzendrummer gehört.
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Wenn die Band das Tempo aber mal anzieht, wie in ‘The Chains,’ ist fast alles im Lot. Aber das passiert einfach zu selten. Die langsamen Tracks, wie ‘One Last Thing’ oder besonders das direkt folgende und unsägliche ‘All Because Of You’, ziehen am Hörer vorbei, ohne die geringsten Spuren zu hinterlassen. Auch die immer wieder eingespielten Sequenzen von fahrenden Zügen und dergleichen wurden von den Gründern und Vätern des Art Rock in den 70ern wesentlich besser benutzt und sind nicht unbedingt innovativ. Pink Floyd lassen grüßen. Wer also zu diesen Vergleiche zieht, sollte auch erwähnen, dass Anubis ihnen, bei allem Respekt, nicht mal die Instrumente stimmen dürften.
Das Album wird besonders zum Schluss hin immer traniger und lässt den Rezensenten noch weiter abschweifen. Da ist nichts was hängen bleibt, nichts was mich jetzt dazu verleiten könnte, das Album noch einmal einzulegen. Es mag sein, dass die eingefleischten Fans der Band jetzt den Kopf schütteln. Wer zum Beispiel Anathema gerne hört(e), der wird wahrscheinlich auch an Anubis Gefallen finden. Man höre mal in die Tracks ‘Back’ und ‘Shadows Cloak The Gospel’ rein, dann müsste eigentlich jeder verstehen, was ich meine. Persönlich fand ich aber auch Anathema schon nicht erwähnenswert.
Bewertung: 8/15 Punkten (MC 8, KR 11-12)
Teil 2: Carsten Agthe
Anubis ist sicherlich eine der kreativsten australischen Band auf dem Gebiet des Progressive’n Art Rock. Das belegen mittlerweile sechs Studio- und diverse Liveveröffentlichungen, die das Kollektiv um Keyboarder David Eaton und Sänger/Gitarrist Robert James Moulding in ihrer bisherigen, knapp zwanzigjährigen, Karriere realisierten. Nun kommt mit Album Nummer Sieben, “The Unforgivable”, ein weiteres Magnum Opus der Band aus Sydney, welches das zusammenfasst, was Anubis waren, sind und in Zukunft eventuell auch sein werden
During the Covid lockdowns, Rob and I were left marooned with about two hours of multitracked jams. During that period, we were busy reworking the first two Anubis records for remixing, watching way too many Netflix documentaries about weird religious cults and had all of these great fragments of music which we tentatively slotted together into this long 45 minute piece. It just seemed logical that all of these things would line up – and when we got together after lockdown, we showed the band what we’d done and everyone got behind the idea immediately.
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Somit kommt “The Unforgivable” als ein in zehn Parts unterteilter Track, der wieder auf dem höchsten Niveau Anubis’scher Kreativität und Anubis’schen Songwritings rangiert. Und sich nebenbei auch noch als Konzeptalbum präsentiert. Mit immerhin drei Gitarristen fahren die Australier eine beeindruckenden Wall Of Sound, ohne jedoch in allzu nervige solistische Exzesse zu verfallen. Harmonie ist Intention und somit wirkt alles ein wenig wie auf den Prog-Zug rangierende Pink Floyd (bezogen auf die hochentspannte Grundatmo). Obwohl es hin und wieder eben auch reichlich heavyesk zugeht, so dass der Rockaspekt auch voll und ganz bedient wird. Der instrumentale Prolog ‘A Legion Of Angels’ gibt schon einmal den Grundtenor vor, ‘The Mark Of Cain’ (sicherlich an dieser Stelle keine Laudatio an die alternativ rockenden Landsmänner von Anubis) setzt eher schon einmal auf Songkontext. Hochmelodisch präsentieren sich Anubis über die gesamte Spielzeit, was sicherlich auch Verdienst von Robert James Moulding ist, der stimmlich irgendwo in Regionen von Peter Nicholls oder Michael Sadler rangiert. Von Anfang bis Ende präsentiert man eine in Sound und Habitus überaus spannende Geschichte, die zu keiner Zeit in irgendwie geartete Klischees abdriftet.
Bewertung: 12/15 Punkten
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