The First Lady Of Celtic Music
Zehn Jahre alt beziehungsweise eher jung war der hier schreibende Betreuer, als im Oktober 1984 die aus des Betreuers Sicht bis heute beste Verfilmung der Legende um Robin Hood im Vorabendprogramm des ZDF anlief. Über drei Staffeln hinweg faszinierte die Geschichte des “Robin of Sherwood”, und maßgeblichen Anteil an der Faszination hatte der Soundtrack zur Serie. Für die Musikuntermalung zeichnete eine irische Folkgruppe veranwortlich: Clannad, die 1973 gegründete Gruppe bestehend aus drei Geschwistern der Brennan-Familie, verstärkt um zwei musikalische Onkel. Eine Familienband(e). Clannad haben sich bereits vor Jahren im Rahmen einer größeren Farewell Tour von der Fangemeinde verabschiedet, Frontfrau Moya Brennan, von der U2-Frontmann Bono behaupet, sie habe “one of the greatest voices the human ear has ever experienced”, ist hingegen immer noch solo aktiv und machte vor einigen Tagen in der schicken Bochumer Christuskirche Station.
Bevor aber Moya Brennan samt Band die Bühne betrat, durfte Ashley Davis als Support die ersten 20 Minuten des Abends bestreiten. Zusammen mit dem irischen Harfenspieler Cormac de Barra war es also an der US-Amerikanerin, das Publikum in der recht gut gefüllten, aber bei weitem nicht ausverkauften Christuskirche zu unterhalten. Und das gelang der sympathischen Sängerin spielend. Denn sie performte nicht nur einige Folk-Songs aus ihrer Feder, allen voran aus ihrem letzten Album “Songs Of The Celtic Winter II”. Nein, zwischen den Songs plauderte sie aus dem Nähkästchen. So erfuhr das Publikum, dass ihre Vorfahren vor drei bis vier Generation tatsächlich aus Deutschland Richtung Kansas übersiedelten, weil ihnen dort Land und Arbeit versprochen wurde. Auch stellte sie ihren Harfenspieler als Helden vor, dem es als Einziger gelang, auf einer Party in Irland einen Grill zu entzünden.
So entwickelten sich die ersten 20 Minuten des Abends bereits äußerst unterhaltsam. Ashley Davis und Cormac de Barra ergänzten sich ganz wunderbar, nicht selten mischte sich der Harfenspieler auch während der Erzählungen der Sängerin mit kurzen schnippischen Kommentaren ein und sorgte für manchen Lacher.
Wer nun gedacht hat, dass es nach dem Auftritt von Ashley Davis eine Pause genben werde, der wurde eines Besseren belehrt. Es gab vielmehr einen fliegenden Wechsel, bei dem Ashley Davis die Bühne verließ und Moya Brennan samt Band eben diese Bühne betrat. Harfenspieler Cormac de Barra blieb derweil am rechten Bühnenrand sitzen, denn er gehört halt auch seit zig Jahren zum festen Stamm der Moya Brennan Band, war vor knapp 20 Jahren sogar Teil von Clannad. Er und Moya sind also schon seit vielen, vielen Jahren musikalisch verbunden.
Der weitere Konzertabend in der Christuskirche teilte sich in zwei Sets auf, die von einer gut 20-minütigen Pause unterbrochen wurden. Moya Brennan zeigte sich während ihres Auftritts als sehr souveräne und gut aufgelegte Sängerin. Auch sie hatte wie zuvor Ashley Davis als Support zu fast jedem Song eine Anekdote. Entweder erklärte sie vorab den jeweiligen Liedtext oder aber steuerte Informationen zur Geschichte des Songs bei, letzteres insbesondere bei denen, die sie gemeinsam mit Clannad geschrieben hat. Und auch hier mischte sich Cormac de Barra immer wieder mit kurzen Kommentaren ein und trug wesentlich zur guten Stimmung im Publikum bei.
Die Songauswahl war ein bunter Strauß von Songs aus dem Schaffen derer, die auf der Bühne standen, angereichert um ein paar wenige traditionelle Stücke. So wurden nicht nur Songs aus der Solokarriere der Sängerin gespielt. Nein, auch Songs von Alben, die Moya Brennan und Cormac de Barra gemeinsam schrieben und veröffentlichten, wurden gespielt, teils sogar mit Gesang des irischen Harfenspielers.
So wie schon Clannad seinerzeit ein Familiending war, so ist auch die Band um Moya Brennan mit Familienmitgliedern gespickt. Ihr Ehemann beispielsweise ist stets mit auf Tour und steht unter anderem am Merch Stand. Und auch die Kinder der Sängerin sind eingebunden: Ihr Sohn ist als Keyboarder und Percussionist ebenso mit an Bord wie Tochter Aisling Jarvis, die nicht nur an der Akustik Gitarre eine gute Figur machte, sondern bereits vor zehn Jahren selbst als Solokünstlerin ein Album veröffentlicht hat. Aus diesem Album hatte es ‘Thoughts’ in die Setlist geschafft. Selbstredend übernahm die junge Frau hier auch den Gesang.
Den mit Abstand größten Applaus heimsten aber die Songs ein, die Moya Brennan mit Clannad veröffentlichte. Und hier stachen ganz klar das wunderschöne ‘I Will Find You’ und ‘In A Lifetime’ hervor. Bei letzterem Lied entschuldigte sich Moya Brennan im Nachhinein, dass ihr Gesangspartner aus Dublin leider verhindert war. Diesen Part, bei dem in der Studioaufnahme Weltstar Bono eine bärenstarke Leistung liefert, wurde in Bochum sehr souverän von Tochter Aisling Jarvis übernommen.
Den Abschluss des Abends bildete ‘Against The Wind’, ein Song vom ersten Soloalbum der irischen Sängerin aus dem Jahr 1992. Zu der Zeit nannte sich Moya Brennan noch Maire. Das Cover des selbstbetitelten Albums zeigt sie mit Tochter Aisling. Moya Brennan musste selbst lachen, als sie diese letzten Song als “very old song” vorstellt und dabei in Richtung ihrer Tochter grinste.
Damit war dann auch das Ende des sehr schönen Konzerts erreicht. Ein Konzert, das beim gesetzteren Publikum gewiss in guter Erinnerung bleiben wird.
Fotos: Mister Ilms
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Wikipedia
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Rezension: Clannad – In a Lifetime (2020)
Konzertbericht: Clannad (2019)
