Gavial – Vor

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Gavial - Vor (Exile On Mainstream, 19.05.2023) COVER(45:57, Vinyl(?), Digital; Exile On Mainstream/Soulfood, 19.05.2023)
Raider heißt (seit langem) Twix, sonst ändert sich nix. Bei Gavial aber doch. Weil, die hießen früher Tourette Boys und waren drei Alben lang als Trio aktiv. Nun, mit Sänger und Neuzugang Benjamin Butter, wurde der überhaupt nicht mehr zeitgemäße Name abgestreift und es geht mit Gavial in Richtung Zukunft. Und eben die ist bei Gavial überhaupt nicht strahlend und hell erleuchtet. Bezogen auf die Musik natürlich, die sich tief im Schlamm des Swamp-Blues suhlt und am liebsten dort, wo dieser am tiefsten und zähesten ist, langanhaltend verweilt.

Von weit her weht der Gesang von Butter, eine einsame Gitarre beklagt ihren Schmerz, Melancholie und anheimelnde Trostlosigkeit in Schwarz/Weiß (‘Circles, Part 1’). Das hat ein wenig von den Screaming Trees und ganz viel von einem Mark Lanegan (R.I.P.). Schon mit ‘Modern Times’ wird das Anliegen dringlicher, wuchtiger, manischer. Der stoische Rhythmus gemahnt an die Swans, nur sind Gavial längst nicht so kompromisslos und lärmjovial. Hier ertappt man sich beim selbstvergessen Headbanging, das bei diesem Neunminüter schon mal in einem steifen Nacken enden kann.

Die ‘Modern Times‘ steigern sich dabei in einen Modus, der schon als Vorstufe zum Trance gewertet werden muss. Mit dem Swamp-Blues-igen ‘Collector’ wird man zwar nicht unbedingt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, wohl aber wieder halbwegs geerdet, ehe mit ‘Bridges’ der Lizard King beschworen wird und mit dem unendlich scheinenden instrumentalen ‘Passing’ die soundtechnische Kulisse verlassener Goldgräber- (oder Kohlekumpel-) Siedlungen erschaffen wird. Inklusive vorbeiwehender Steppenläufer. Die Band aus Dresden (beziehungsweise aus dem “Niemandsland” zwischen Berlin und Dresden – daher der Kohlekumpelbezug) bewegt sich mit dem Quasi-Debüt schon eher in Gefilden von Joshua Tree und Rancho de la Luna als im in denen des schönen Lausitz/Oderbruch.
Bewertung: 12/15 Punkten


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Abbildung: Hamid Yaraghchi/Gavial/EoM

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Gavial – Vor

von Carsten Agthe Artikel-Lesezeit: ca. 1 min
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