Avandra – Prodigal

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Avandra - Prodigal (Layered Reality Productions, 18.11.2022)(1:04:00; CD, Digital; Layered Reality Productions, 18.11.2022)
Avandra spielten beim ProgPower Europe 2022 im niederländischen Baarlo am 2. Oktober ihr erstes Konzert außerhalb Puerto Ricos. Es war ein Auftritt, den man rückblickend als vollen Erfolg werten kann. Denn die Nord-Amerikaner beglückten v.a. dank des Gastauftrittes Vikram Shankars nicht nur die Prog-Jünger im Publikum. Avandra wurden insbesondere dem zweiten Partikel in Namen des Festivals gerecht, denn das Riff-Gewitter, das von der Bühne donnerte, war zum Verzücken eines jeden Power-Metal-Fans. Es war ein Auftritt, der Stimmung und Freude verbreitete und ein jubelndes Publikum zurückließ. Für den hier schreibenden Redakteur war er jedoch eine ambivalente Angelegenheit, denn obwohl vom Bühnengeschehen mitgerissen, stellte die Darbietung eine Enttäuschung im wortwörtlichen Sinne dar. So präsentierten sich Avandra in anderem Gewand, als man sie von ihrem überragenden 2020er Album “Skylighting” kannte. Nicht nur, dass dieses Album, abgesehen von einer Ausnahme, nicht bedient worden war, die Band zeigte sich generell in metallischerem Soundgewand. Eher so, wie man sie von den beiden Vorgänger-Scheiben “Tymora” (2017) und “Descender” (2019) kannte. Die weiche Stimme von Frontmann Christian Ayala Cruz war in den Hintergrund gemischt worden und ließ weitestgehend ihre balsamartige Wirkung vermissen, mit der sie die Gitarren und die Rhythmusinstrumente überlagert hatte. Zudem ließ Vikram Shankar ganz und gar den Tasten-Virtuosen raushängen, anstatt auf Ambient- und Post-Rock-Teppiche zu setzen.

Welchen Weg würden die Puerto-Ricaner also mit “Prodigal”, dem bereits im vergangenen November erschienenen vierten Studio-Album einschlagen? Back to the Roots wie jüngst in Limburg erfahren oder doch zurück zu den angenehmen Ambient- und Post-Rock-Klängen der letzten Studio-Aufnahme? Weder noch, muss man da sagen, denn die Formation aus San Juan hat sich dazu entschieden, beide Elemente miteinander zu verbinden. Der Power Prog Metal auf “Prodigal” hat nämlich wieder ein höheres Maß an Präsens und insbesondere wegen der stakkatoartigen Gitarren auch deutlich mehr Power. Vocals und Keys hingegen wirken erneut so sphärisch und ätherisch wie auf “Skylighting”. Zumindest phasenweise. Denn Vikram Shankar wird immer wieder die Gelegenheit gegeben, sich auf seinen Tasten auszutoben. Zudem gesellen sich vermehrt gutturale Gesänge in verschiedene Stücke, die den Kontrast aus Ambient und Post Rock einerseits sowie Prog und Power Metal andererseits intensivieren.

Avandra vereinen auf “Prodigal” sozusagen die verschiedenen Facetten ihrer musikalischen Identität, sodass es sich spannender gestaltet als seine drei Vorgänger. Vielleicht etwas zu spannend. Denn als Gesamtwerk betrachtet war das harmonische “Skylighting” eine deutlich rundere Sache als das abwechslungsreiche “Prodigal”. Auch wenn dieses mehr nach dem Geschmack von Freunden des Progressive Metals geraten ist.
Bewertung: 11/15 Punkten


Avandra - Prodigal (Layered Reality Productions, 18.11.2022)
Besetzung:
Christian Ayala Cruz (Vocals, Guitars)
Luis Javier Rivera (Guitars)
José Miguel Vázquez (Bass)
Adrián Arroyo (Drums)
Valery Velázquez (Live Vocals)

Gastmusiker:
Vikram Shankar (Synths – tracks 1, 2, 4, 6 & 10)
David Fremberg (Vocals – track 4)

Diskografie (Studioalben):
“Tymora” (2017)
“Descender” (2019)
“Skylighting” (2020)  
“Prodigal” (2022)

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Festivalbericht: 02.10.22, Baarlo (NL), Sjiwa, ProgPower Europe 2022
Interview: “Avandras Christian Ayala Cruz über Puerto Rico, Progressive Rock, Pandemien and Philosophie”
Rezension: “Skylighting” (2020)

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Layered Reality Productions zur Verfügung gestellt.

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Über den Autor

1978 in Traben-Trarbach geboren und seit 2014 in Köln ansässig bin ich noch immer ein echter Globetrotter. Ziehe ich gerade einmal nicht trampend und couchsurfend mit meiner Frau Inga durch die Welt, so arbeite ich als Sozialpädagoge in der Inklusionsbegleitung sowie in der Einzelfall- und Familienhilfe. Nebenberuflich bin ich als Stadtführer für Free Walk Cologne tätig. Außerdem nähen Inga und ich hin und wieder noch immer unsere Travelling Monkeys, handgefertigte Stoffaffen. Musikalisch in den 90ern sozialisiert, wuchs ich mit Grunge (Pearl Jam, Nirvana), Prog (Marillion, Dream Theater), Punk (Bad Religion, NoFX), Gothic Metal (Paradise Lost, My Dying Bride) und Crossover (Rage Against the Machine, Faith No More) auf. Für mich sind die letzten zehn Jahre musikalisch so ziemlich die spannensten, die ich bisher erlebt habe, da in dieser Zeit viele jener verschiedenen Stile musikalisch zusammengführt worden sind.

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Avandra – Prodigal

von flohfish Artikel-Lesezeit: ca. 2 min
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