Intervals – Circadian

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Intervals – Circadian (Eigenveröffentlichung, 13.09.20)

© Colin Frangicetto

(35:30, Digital, CD, Vinyl, Eigenveröffentlichung, 2020)
Wie manch andere Instrumental-Band, hat auch Gitarrist Aaron Marshall mit seinem Baby Intervals in der Vergangenheit bereits mit Gesang experimentiert, sich im Anschluss an die 2014er Scheibe “A Voice Within” aber wieder von diesem Konzept verabschiedet. Und so ist “Circadian”, das aktuelle Album, bereits der dritte Langspieler in Folge, bei welchem der Kanadier auf einen Sänger verzichtet. Genau wie schon auf dem 2017er Vorgängeralbum “The Way Forward”, wird Marshall von Schlagzeuger Nathan Bulla unterstützt. Bassist Cameron McLellan hat alleridngs mittlerweile die Band verlassen und ist durch Jacob Umansky ersetzt worden.

Die Zügel bei Intervals hat jedoch nach wie vor Aaron Marshall in der Hand, denn er ist auf “Circadian” nicht nur fürs Gitarrenspiel, sondern auch fürs Songwriting und zusammen mit Sam Guaiana für die Produktion des Albums verantwortlich. Die Herangehensweise Marshalls an “Circadian” hat sich dabei gegenüber dessen Vorgängeralben deutlich verändert, denn zum ersten Mal hatte der Torontonian schon vorm Schreiben der Songs einen abstrakten Plan für die Geschichte des Albums im Hinterkopf. Thematisch geht es dabei um die angeborene Verbindung zwischen Mensch und Sonne und darum, wie sich dieser rhythmische Zyklus auf unser tägliches Leben auswirkt. Die Aufnahme soll als Erinnerung daran dienen, dass die Suche nach einem idealen zyklischen Fluss ein wesentlicher Bestandteil der Beseitigung des statischen Rauschens des modernen Lebens ist, um so wahren Frieden finden zu können.

Was in der Presseinfo durchaus spannend klingt, ist für mich beim Hören des Albums kaum nachvollziehbar. Die Verbindung von Mensch und Sonne mag für Aaron Marshall vielleicht Inspirationsquelle für “Circadian” gewesen sein, doch weckt die Musik des Albums bei mir keinerlei Assoziationen zum Kreislauf des täglichen Lebens. Lediglich wiederkehrende Motive und Akkordfolgen lassen darauf schließen, dass “Circadian” einen wiederkehrenden Zyklus beschreibt.

Was die Spieltechnik der drei Hauptakteure des Albums angeht, so bringen mich deren instrumentale Eskapaden immer wieder zum Staunen. Es macht Spaß den Musikern zuzuhören und noch viel mehr, ihnen bei ihren online gestellten Play-Throughs zuzuschauen.

Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass mich “Circadian” unterm Strich betrachtet emotional weitestgehend kalt lässt. Während mich “The Way Forward” und auch “The Shape Of Colour” durch ihre immer wieder tollen Melodien vom Hocker rissen, fehlen mir auf Intervals neuestem Werk bei vielen Stücken einfach die unwiderstehlichen Hooklines. Ausnahmen bilden hier lediglich das als erste Single veröffentlichte ‘5-HTP’, sowie das um ein Saxophon-Solo aufgewertete ‘D.O.S.E.’.

Bei anderen Stücken vermisse ich, trotz toller Dynamik und immer wieder atemberaubender Passagen (wie beispielsweise dem Bass-Solo im Nackenbrecher ‘Vantablack’ ), den mir nötigen Wiedererkennungswert. Hinzu kommt, dass fast alle Stücke mit ähnlichen Klangfarben gemalt worden sind.

Und so bleibt mein Eindruck vom neuesten Intervals-Werk weitestgehend zwiegespalten.
Am Ende sitze ich zwar staunend und mit offenem Mund da, aber so richtig weiß ich gar nicht mehr warum.
Bewertung: 10/15 Punkte

Intervals - Circadian - BandphotoTracklist:
1. ‘5-HTP’ (3:01)
2. ‘Vantablack’ (5:03)
3. ‘Luna[r]tic’ (4:09)
4. ‘Lock & Key’ (4:56)
5. ‘Signal Hill (3:33)’
6. ‘String Theory’ (4:56)
7. ‘D.O.S.E.’ (4:26)
8. ‘Earthing’ (5:26)

Besetzung:
Aaron Marshall (Gitarren)
Jacob Umansky (Bass)
Nathan Bulla (Schlagzeug, Perkussion)

Gastmusiker:
Joshua De La Victoria (Gitarre – Track 4)
Marco Sfogli (Gitarre – Track 6)
Antonio Hancock aka Saxl Rose (Saxophone – Track 7)

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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Hold Tight zur Verfügung gestellt.

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Über den Autor

1978 in Traben-Trarbach geboren und seit 2014 in Köln ansässig bin ich noch immer ein echter Globetrotter. Ziehe ich gerade einmal nicht trampend und couchsurfend mit meiner Frau Inga durch die Welt, so arbeite ich als Sozialpädagoge in der Inklusionsbegleitung sowie in der Einzelfall- und Familienhilfe. Nebenberuflich bin ich als Stadtführer für Free Walk Cologne tätig. Außerdem nähen Inga und ich hin und wieder noch immer unsere Travelling Monkeys, handgefertigte Stoffaffen. Musikalisch in den 90ern sozialisiert, wuchs ich mit Grunge (Pearl Jam, Nirvana), Prog (Marillion, Dream Theater), Punk (Bad Religion, NoFX), Gothic Metal (Paradise Lost, My Dying Bride) und Crossover (Rage Against the Machine, Faith No More) auf. Für mich sind die letzten zehn Jahre musikalisch so ziemlich die spannensten, die ich bisher erlebt habe, da in dieser Zeit viele jener verschiedenen Stile musikalisch zusammengführt worden sind.

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Intervals – Circadian

von flohfish Artikel-Lesezeit: ca. 2 min
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