Soulsearching and splitting for Vasilisa
Hier gab es mal nicht den Ansatz von Zögern, auch wenn am nämlichen Donnerstag(!)abend gleich mehre attraktive weitere Kulturangebote in Köln und Bonn gelockt hätten. Die von uns präsentierte Tour und der Umstand, dass Salutogenesis von Soulsplitter gleich bei zwei Betreuern in den Jahres-Top-10 gelandet war, machten die Entscheidung für die Abendgestaltung entsprechend einfach.
Als überaus angenehmer Zusatzfaktor kam noch dazu, dass der Autor vom Austragungsort Tsunami Club bislang viel Gutes gehört hatte, sich bislang aber selbst noch nie dort (Klang-)Flutwellen ausgesetzt hatte. Nun aber: Die an und für sich denkbar komfortable Anreise per Straßenbahn und etwas Fußweg wurde durch die unterwegs einfliegende Ansage leicht dynamisiert, dass der Spaß plötzlich 15 bis 20 Minuten früher als zuvor kommuniziert stattfinden sollte. So kam es dann auch.
Auch wenn es keine klassische Double Headliner-Tour gewesen zu sein scheint, so hat doch in Berlin Chaosbay später auch mal den “Vorgruppen”-Job übernommen. Heute aber waren Soulsplitter dran, das Eis zu splitten. Und das taten sie mit Macht. Die Stimme des Erzählers musste diesmal als Sample zu uns sprechen, ansonsten aber gelang es dem Sextett aus Indigo Fenix Gayed (Schlagzeug), Daniel Gräupner (Keyboards), Simon Kramer (Gitarre), Felix Jacobs (Bass), Sami Gayed (Gesang) und last but certainly not least Ophelia Sullivan (Gesang) nicht nur das Debüt und gleichzeitig Magnum Opus zu reproduzieren. Sondern dabei gleichzeitig wie leidenschaftlich-hungrige Youngsters und wie perfekt eingespielte, sehr viel kopfstärkere Profi-Truppe zu klingen.
Gespielt wurde … natürlich “Salutogenesis”, was auch sonst, und das bedeutet:
The Prophecy (Einspielung)
The Transition
The Moloch
The Maze
The Sunset
The Dream
The Eye of the Cyclone
The Sacrifice.
Neben der live nochmals mehr als von Konserve bestürzenden Reife der ganzen Crossover-Melange aus Death- und Prog-Metal (‘The Moloch’), einigen Pink-Floyd-Momenten, Kammermusik (‘The Prophecy), Soul (wirklich wahr!), Djent, edel perlendem Piano-Jazz, Jazz Rock (‘The Transition’), einschwörenden Protestsongs (und vermutlich noch einigem mehr, was wir nicht bestimmen konnten) begeistert die Geschmeidigkeit, mit der dieser gelesen möglicherweise sogar abschreckend wirkende Stilmix live gespielt wird. Das changiert wirklich überzeugend in wenigen Sekunden von Heavy-Metal-Sperrfeuer zu Gentle-Giant-artigen Chören und dann wieder zu so etwas wie Arbeiterliedern…
Weiterhin beeindruckend, dass der an dem Album noch nicht einmal beteiligte Sami mal eben sämtliche männlichen Gesangsparts des Abends übernimmt und wirklich zum Leuchten bringt. Und wie er und die ebenfalls vollends überzeugende Ophelia mit den längeren Instrumentalparts umgehen – in Abwesenheit eines Künstlereingangs hüpfen sie einfach von der Bühne ins Auditorium und bangen gemeinsam mit uns allen.
Das einzige “Problem”, das wir bei dieser erschütternd guten Aufführung des durchlaufenden Konzeptalbums überhaupt ausmachen konnten: es gibt kaum spürbare Übergänge zwischen den Songs. Das resultiert in vergleichsweise verhaltenem, schlecht getimeten oder gar ausbleibendem Applaus.
Zum Trost haben alle (gefühlt zwischen 70 und 90) Anwesenden dann nach dem Schlussakkord die Bude umso enthusiastischer abgerissen.
Es folgte was immer folgen muss, die allerdings gnädig kurze Umbaupause, die durch diverse Kennenlernaktionen noch sehr viel kurzer wirkte.
Die nun auftretenden Chaosbay waren laut der Plakatierung des Abends zwar eindeutig die Chefs im Ring, hatten es bei uns aber zunächst ein klein wenig schwerer, weil wir die Berliner Band bislang noch kaum auf dem Schirm hatten, von Lieblingsalben oder –bands ganz zu schweigen. Doch was nicht ist, kann ja schnell werden.
Und der Mix aus ultra-gefälligem AlternoRock (‘Soldiers’) und biestigem (Melo-)Death-Thrash (‘Spite’) nimmt uns in der Tat im Sturm.
Die Songs 1-3 waren übrigens so etwas wie eine Uraufführung zumindest für das Kölner Publikum, da sie vom noch nicht erschienenen Konzept-Album „Asylum“ stammen. Danach kam zunächst die EP “Of Cutting Cords” zum Zuge. Und ab Song Nr. 6 ging es nur noch um das Magnum Opus von Chaosbay, das Konzept-Album „Vasilisa“ (2015).
‘Three Brothers’ springt dabei der Gemeinde mit einem djentigenSpeed-Metal-Intro ins Gesicht, während der Longtrack ‘Arrow One’ uns zwar nicht bei der Heaviness, aber doch beim Tempo ein wenig vom Haken ließ. ‘Revenge’ verlangt den Nackenmuskeln der Headbanger das Letzte ab, wofür wir uns mit Gebrüll nach einer Zugabe revanchieren.
Die gibt es auch, mit dem melodischen und fast post-rockig-wirbelschonenden Album-Closer ‘Secret King’, der eines der bisherigen Konzert-Highlights des Jahres abrundet. Immer wieder gerne! Oh, apropos: Soulsplitter wurden gerade für Night of the Prog 2020 bestätigt.
Setlists:
Chaosbay
Soulsplitter
Live-Fotos: Floh Fish
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