Bullet Height – No Atonement

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(43:45, CD, Superball Music / Sony Music, 2017)
Hin und wieder kann es von Vorteil sein, ohne jegliche Vorabinfos in ein Album reinzuhören. Bei Bullet Height war der erste Eindruck: Das klingt aber verdammt nach einer recht überdrehten Version der aufgelösten Pure Reason Revolution in deren letzter Phase. Und siehe da: Richtig geraten, denn ein Teil des mittlerweile in Berlin residierenden Duos ist Jon Courtney, der ehemalige kreative Kopf von Pure Reason Revolution.

Die Geschichte dahinter geht in Kurzform so: Nach dem abrupten und enttäuschenden Ende von Pure Reason Revolution zog es den Engländer von London nach Berlin, wo er die ebenfalls dort gestrandete amerikanische Musikerin Sammi Doll traf. Die beiden beschlossen, ein gemeinsames Projekt zu starten. Gesagt, getan: Mit “No Atonement” legen Bullet Height ihr Debüt vor.

Bullet Height machen eigentlich in extremer und düsterer Version da weiter, wohin sich Pure Reason Revolution zum Schluss mit “Hammer And Anvil” musikalisch manövriert hatten. Also nichts mehr vom deutlichen Pink-Floyd-Einfluss des grandiosen Debüts “The Dark Third” zu hören, sondern knallharte, elektronische Industrialsounds, wuchtige Breakbeats und heftiger hämmernder Gitarren- und Keyboard-Overkill.

Auch wenn Bullet Height mit teilweise neuem Personal eine Art Neuanfang darstellt, so klingt doch vieles nach einer leicht veränderten Fortsetzung von Pure Reason Revolution. Da sind zum einen die mehrstimmigen Vokalharmonien und der melodische Ansatz, kaputte Elektronik und High-Energie Rock zu verschmelzen, sowie die treibenden, aggressiven Beats, die mal nach wavigen Dancefloor mit ganz leichten Depeche-Mode-Anleihen, aber eben auch deutlich nach Rockbühne klingen.

Das funktioniert teilweise sehr gut, da man von der gnadenlosen Power des Electronic-Rock-Duos geradezu mitgerissen wird. Auf Dauer klingt manches aber zu ähnlich und in seiner Ausrichtung zu wenig nach Variation. Doch beim genauen Hinhören zünden die satten Harmonien und Melodien als prägnanter Katalysator, die die meist drei- bis vierminütigen überdrehten Powersongs prachtvoll und hell erstrahlen lassen. Ruhepausen und der zeitweise Verzicht auf wuchtige Dauerbeschallung tun der Balance gut.

“No Atonement” weckt Reminiszenzen an die Vergangenheit, und Bullet Height haben Potenzial. Das Album erscheint als CD und auch als limitierte Ausgabe auf grünem Vinyl, die man hier bestellen kann.
Bewertung: 11/15 Punkten (KR 8, KS 11)

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Abbildungen: Bullet Height / Superball Music

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Höre eigentlich alles quer durch den bunten Gemüsegarten des Progressive Rocks, vergesse dabei aber auch nicht den Blick über den Tellerrand hin zu "normaler" Rock- und Popmusik, auch wenn mir vom aktuellen Mainstream leider immer weniger gefällt.

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Bullet Height – No Atonement

von Kristian Selm Artikel-Lesezeit: ca. 2 min
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