(49:23, CD, Umbrello Records / Nova Sales, 2016)
Kürzlich ging es an dieser Stelle um Mabel Greer’s Toyshop, eine Vorläuferband von Yes. In dieselbe Kategorie fällt die 1965 gegründete Psychedelic-Beat-Band The Syn, denn bei ihr spielten Ende der 60er die Yes-Gründungsmitglieder Chris Squire und Peter Banks. The Syn bestritten unter anderem das legendäre erste Konzert von Jimi Hendrix im Londoner Marquee Club als Vorgruppe.
Seit einigen Jahren sind The Syn unterbrochen von längeren Pausen wieder aktiv, als treibende Kraft steckt dahinter vor allem Sänger Steve Nardelli. Musikalisch erinnert nicht mehr viel an die Vergangenheit, auch der Yes-Bezug ist nahezu komplett verschwunden. Für ihr Comeback hatte die Band in Archiven nach Originalmaterial gestöbert, worauf 2005 – noch mit Chris Squire und Alan White – das beachtenswerte Album „Syndestructible“ erschien. 2009 scheiterten The Syn mit diversen Musikern aus dem Echolyn-Umfeld und Francis Dunnery (ex-It Bites) dann grandios mit „Big Sky“.
Nach einigen Jahren Sendepause steht beim aktuellen Album „Trustworks“ zwar wieder The Syn drauf, jedoch steckt vor allem jede Menge Moon Safari drin. Bereits Ende 2010 hat die Zusammenarbeit begonnen, die The Syn zufolge ihren Psych Pop mit Moon Safaris sinfonischem Progressive Rock paart. Produziert von Jonas Reingold (u.a. The Flower Kings), fungiert die komplette Moon-Safari-Mannschaft hier nicht nur als Steve Nardellis Backingband – Moon Safari brachten sich auch beim Songwriting, bei der Produktion und mit ihren typischen Gesangsharmonien ein. Nardellis bluesige raue Stimme kommt allerdings nach wie vor zum Tragen.
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Los geht es mit einer indisch angehauchten Eröffnung, anschließend folgt ein Trip durch sinfonischen Prog, Rock, Pop und Psychedelisches der 1960er. Der Titelsong funktioniert prächtig, er verbindet die Welten von The Syn und Moon Safari vorzüglich. Harmonische und melodische Momente stehen im Fokus, hinzu kommen leicht verspielte Schlenker. Im Gegensatz zum Originalmaterial von Moon Safari wirkt „Trustworks“ direkter, weniger verschnörkelt, aber bisweilen auch etwas zu unspektakulär. Trotzdem überzeugt manch wunderbarer Einfall und die Musik geht gut ins Ohr. Genau hier beginnt das stellenweise Dilemma dieses Albums: An der Umsetzung und Produktion gibt es absolut nichts zu meckern – die wunderbaren Gesangsharmonien klingen schön nostalgisch, die Arrangements sind stilsicher umgesetzt -, nur den Kompositionen wünschte man zuweilen eine überraschendere Note und ein paar mehr unvorhersehbare Schlenker. Der lässig aus dem Arm geschüttelte Wohlklang unterhält angenehm, aber nicht immer vermag die Musik so zu packen wie beispielsweise das von Country-Flair durchzogene ‘Never Too Late’.
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Mehr Dynamik und spielerische Klasse entwickelt das Album in von Moon Safari geprägten Momenten, so im Mittelteil von ‚Something That I Said’ und im ergreifenden Schlusspart von ‚Lucifer Hesitating’. Welches Potenzial in diesem Projekt steckt, offenbart der einzige Longsong, das 15-minütige ‚Seventh Day Of Seven’. Das abwechslungsreiche Stück bietet Dramatik und Drive, bombastische Parts und ein absolut ergreifendes Gitarrensolo – ein toller Ausklang für das Album.
„Trustworks“ ist wie sein Vorgänger “Big Sky” ein Werk mit Licht und Schatten, im Vergleich hat es die Nase deutlich vorne. Ein gutes Album mit einigen brillanten Momenten – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Bewertung: 9/15 Punkten (KB 10, WE 10, KR 9, KS 9)
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Abbildungen: The Syn / Umbrello Records