(63:40, CD, Prudence/BSC Music, 2015)
Anfang der 80er legte sich der österreichische Multiinstrumentalist Heinz Strobl den Namen Gandalf zu – mittlerweile würde auch “Gandalf der Graue” gut passen – und veröffentlichte unter diesem Pseudonym in den folgenden über 30 Jahren unzählige Alben. Begonnen hatte es mit “Journey To An Imaginary Land” – das seinerzeit schon mit wunderbaren Melodien punkten konnte und Gandalf noch eher Gitarren-orientiert zeigte. Später kamen dann immer markanter die Keyboards zur Geltung, sodass er sich auch in der Elektronikszene einen Namen machte und zu einem gern gesehenen Gast bei Winfrid Trenklers Schwingungen-Sendung wurde. Unter anderem trat er auch im WDR in Köln mit seiner damaligen Band auf, denn er war nicht nur solo im stillen Kämmerlein aktiv, sondern präsentierte seine Musik auch live, was bei der musikalischen Vielfalt nur im Bandkontext möglich war.
Dass später auch Filmmusiken hinzu kamen, war nur eine logische Konsequenz. Die Musik zum aktuellen Album entstand in großen Teilen bereits im Jahr 2013. Es handelt sich dabei meist um Auftragskompositionen, wobei eines dieser Projekte die musikalische Begleitung zur TV-Dokumentation “Das Steinzeiträtsel” von Ronald & Roswitha Vaughan ist. Weitere Songs dienten der Live Aufführung der Novelle “Das Vermächtnis Domenico Minettis” des Österreichers Dietmar Gnedt. Gandalf selbst schrieb auch eine Novelle namens “Die Seelenharfe”, worauf das rund 7½-minütige ‘Enchanted Garden’ basiert. Dies ist eine – welche Überraschung – reine Harfen-Nummer, dargeboten von Monika Stadler.
Vierzehn durch die Bank sehr melodiöse Titel tummeln sich auf diesem feinen Instrumentalalbum. Mal dominieren akustische oder elektrische Gitarren, mal Piano oder Synthesizer, alles vom Österreicher selbst eingespielt. Dazu gehören auch die Perkussionsinstrumente. Allerdings überlässt Gandalf seinen musikalischen Gästen durchaus viel Freiraum. So gehören offensichtlich diverse Blasinstrumente auf diesem Album zum guten Ton. Wenn Karin Leitner (Irish whistles), Nicky Eggl (Irish whistle, Bodhran) oder Vasile Marian (Oboe, Englischhorn) zum Einsatz kommen, wird auch ein gewisser Irish Folk Einfluss spürbar. Die Melodien mögen in wenigen Songs etwas süßlich sein, was vielleicht für manche Hörer hart an der Kitschgrenze wandeln mag – oder man findet es schlicht und einfach wunderschön. Der Schreiberling tendiert zu Letzterem.
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Auch Merike Hilmar bringt auf manchen Songs mit ihrem Cello feine Farbtupfer ins Spiel. Der Titel ‘The House By The River‘ ist ein gutes Beispiel, was den Hörer auf dem Album erwartet. Das Zusammenspiel von Klavier, Cello und Oboe trägt bisweilen leicht melancholische Züge, die Nummer zeigt aber auch auf, dass hier mit viel Gefühl gearbeitet und eine intensive Atmosphäre erzeugt wird. Die meisten Nummern sind hauptsächlich akustisch angelegt, es dominieren Klavier, akustische Gitarre, Cello und Blasinstrumente. Auf Synthesizer-Bombast ist dieses Album gewiss nicht angelegt, stattdessen beeindruckt die emotionale Tiefe der behutsam aufgebauten Kompositionen.
Bewertung: 11/15 Punkten