(61:47, CD, Eigenverlag, 2015)
Seit die Joe Satriani-Alben immer melodieärmer und seelenloser werden und seit Vinnie Moore zum unbekannten Griffbrett-Flug-Objekt wurde, ist unsereinem keine Instrumentalmusik mehr mit so wunderbar singenden Gitarrenleads mit lange stehenbleibenden Tönen (statt Shred-Gewichse) begegnet. Naja, am ehesten vielleicht noch beim großartigen Max Schiefele aka (Maxxess), wenn der nicht gerade zu sehr auf dem Elektronik- oder Trance-Trip ist.
Der Aufmacher von “Second” – ‘Strong Principle’ – weist schon alle Trademarks auf: spannungsbildender, vielteiliger Aufbau, herrlich “vintage” klingende Orgelparts sowie Powerhouse Drumming von Schlagzeuger/Keyboarder/Arrangeur/Produzent Vito Lis (u.a. Relocator, Tsunami, Delta Cyphei Project) – und dann diese warm angezerrte, mit scheinbar ewigem Sustain singende Gitarre von (Vinc)Enzo Ferrara (der bei diesem in Deutschland lebenden und wirkenden Duo aus einem italienischen und einem polnischen Vollblutmusiker auch für den teils fünfsaitigen Bass verantwortlich ist; zuvor spielte [und teilweise sang] er bei Progenic und Celestial Voyage)!
‘Somebody’s Hero’ beginnt quasi semi-akustisch, entwickelt sich dann aber zu einem sehr treibenden Thema, von dem Enzo später perlende Läufe ableitet. ‘Time Counsellor’, ein weiterer Höhepunkt des Albums, fährt wohl sogar einen gleichfalls sehr gesanglich gespielten Fretless Bass auf. Beim besonders melodischen ‘Mata Hari’ kommen noch Flügel-Sounds dazu. Auf ‘Clarke’s Laws” scheint Enzos Gitarre tatsächlich zu klagen, ja zu weinen…
Für das hübsche ‘Journey’ wurde der Klavierpart von Wolfgang Suft übernommen.
Als erster und einziger Kritikpunkt: auf die fiesen Achtziger-Jahre-Quietsch-Käse-Keyboardsounds beim ansonsten schönen ‘Under Water’ und insbesondere bei ‘On A Giant’s Shoulder’ – mit zehn Minuten hier der Long[est]track – hätten wir gerne verzichtet. Apropos – die Stücke bewegen sich meist um die sieben Minuten Laufzeit – ideal, um die Syncromind-typischen Spannungsbögen zu voller Konsequenz aufzubauen, und dann auslaufen zu lassen.
Syncromind Project fühlt sich u.a. von Planet X oder Liquid Tension Experiment inspiriert und existiert seit 2009, vor drei Jahren erschien der Erstling “Syncronized”, der ersten Hörtests auf Youtube (siehe Links ganz unten) nach auch schon recht lecker, aber etwas weniger melodiös geraten ist. Talking of links – die sympathische Band hat nicht nur Vollversionen ihrer Alben auf Youtube bereitgestellt, sondern bietet sie auf ihrer Homepage auch als kostenlosen Download an – freut sich aber natürlich auch über Bedienung des ebenfalls dort zu findenden”Donate”-Knopfes. Wer das hübsch gestaltete DigiBook auch zum Anfassen haben will, nimmt am besten Kontakt mit der Band auf.
Bewertung: 12/15 Punkten (KR 12, KS 11)
Surftipps zu Syncromind Project:
Homepage
Facebook
YouTube
Soundcloud
Reverbnation
“Second” – Full album (YouTube)
“Synchronized – Full album (YouTube)