(56:37, CD, Concord, 2016)
Zugegeben, den eh nie behaupteten Prog-Appeal müsste man hier mit der Lupe suchen. Und würde dann vielleicht sogar noch fündig beim lässigen Verschmelzen von Stilen wie Folk, (Southern) Blues, Rock, R’nB, Soul und Jazz zu ganz eigener, vergleichsweise neuer und schöner Musik.
Das war bei den Vorläufern “Revelator” und “Made Up Mind” nicht anders, und es ist auch beim dritten Studioalbum “Let Me Get By” wieder so. Und doch ist es, wie die ausnahmsweise mal ausgezeichnete Labelinfo weiß, “… voller Premieren: Es ist nicht nur das erste Tedeschi Trucks Band-Album, das Trucks selbst produzierte und das erste, für das er und seine Lebens- und Arbeitspartnerin Susan Tedeschi alle Songs innerhalb der TTB-Band geschrieben haben, es ist außerdem Trucks´ erstes Album seit dem Ende von The Allman Brothers, deren Mitglied er 15 Jahre war. ‘Das höre ich diesem Album an’, hat Trucks gar betont: ‘Das Gefühl, dass wir jetzt alles, was wir haben, in diese Band investieren und es keine Nebenschauplätze gibt. Alle sind hundertprozentig für die Band da.'”
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Tatsächlich haben zahlreiche Bandmitglieder an “LMGB” mitkomponiert, das auch ausdrücklich wie ein Gemeinschaftswerk wirkt. Der elegante Aufmacher ‘Anyhow’ beispielsweise hat fast traditionelle Gitarrenarbeit vom Slidemaster Trucks, rollt aber über einen sowohl an Southern Rock wie Blues erinnernden Groove, an dem die exzellente Horn Section stark beteiligt ist. Das wiegende ‘Don’t Know What It Means’ ist hingegen ein Crossover zwischen Gospel und angejazztem Blues. Apropos wiegend – das von Mike Mattison mit gesungene ‘Right On Time’ erhält neben seinem Rhythmus u.a. durch gestopfte Trompeten und Kneipenklavier seine komische Note. Der Longtrack ‘Crying Over You’ ist laut Künstlern sogar ein ‘Swamp Raga’, gewissermaßen der ultimative Hybride also. Progger werden – falls sonst nichts – an diesem mächtig strömenden Soul-Fluss immerhin den Einsatz von Hammond, Wurlitzer und Mini Moog goutieren. Oder Susans warme, an Bonnie Raitt erinnernde Stimme.
Das durchgehend unaufgeregt starke Album erscheint als CD, 2CD Deluxe Edition, und auf Vinyl. Die 2CD- (bzw. Doppel-LP-) Deluxe-Versionen sind mit acht Bonustracks aufgewert – mit Liveaufnahmen aus dem auch für The Allman Brothers wichtigen Beacon Theatre in New York, alternativen Mixen, frühen Versionen einzelner Songs und zusätzlichem Studiomaterial, sowie einem umfangreichen Booklet mit exklusiven Studio- und Konzertfotos. Das Ganze kommt in einer Box im Vintage-Amp-Design.
Bewertung: 11/15 Punkten
Surftipps zu Tedeschi Trucks Band:
Homepage
Twitter
Facebook
YouTube
Soundcloud
Spotify
“LMGB” (Deluxe Ed.) @ Spotify
last.fm
Wikipedia
5 Kommentare
Was genau bedeuten eigentlich 11 Punkte für ein Non-Prog-Abum im Kontext einer Prog-Rezensions-Seite? Ein kleiner Anfall von Inkonsequenz? Es gibt überraschenderweise auch gute Musik außerhalb des Prog? Wir rezensieren alles, nur weil wir ein Promo bekommen haben?
Hey Proggus, danke für Deinen Kommentar u. Deine Beschäftigung m. der Rezension.
* Wenn ich für jedes Mal, wo mir jmd. erzählt, das etwas u. warum etwas Non-Prog ist,
‘nen Euro bekäme, wäre ich mummelreich.
* Die Inkonsequenz grassiert hierorts nicht nur anfallsweise.
Proggige Grüße, Klaus
Na ja, den “Das-ist-ja.gar-kein-Prog”-Hinweis gab’s hier ja von Autor selbst 🙂 Meine Frage ging ja eher hinsichtlich der Einordnung der Wertung… 🙂 Egal, wir einigen uns, dass gute Musik im wesentlichen nun mal gute Musik ist.
*reichtFriedenspfeife*
Ja, darauf können wir uns im Allgemeinen und Derek-Truckslichen sehr gerne einigen 🙂
Was die Wertungen anbegeht … so stellst Du eine interessante u. nicht ganz einfache Frage, wie ich finde.
Manche von uns finden Noten generell doof (Schultrauma vermutlich ;), andere als Leserservice wichtig,
ich persönlich kann mit Wertungen nichts anfangen, wenn es praktisch nie schlechtere Bewertungen als 7/10 gibt (der Name des Magazins ist der Redaktion bekannt ;-).
Beim Gros der Betreuer scheint es so zu sein, dass sie für besonders hörenswert gehaltene ausgesprochene Lieblinge trotz mangelnder Prog-Relevanz hier aufs Treppchen heben mögen, aber wg. “mangelndem” Prog-Quotient leicht abwerten. So hab’ ich das hier wohl auch gehalten.
Im Zweifelsfall würde meinereiner ein TTB-Konzert aber jederzeit beispielsweise den aktuellen Yes vorziehen…