(50:54; Vinyl, CD, Digital; Season Of Mist, 25.10.2024) Mit "Mirage" aus dem Jahre 2022 gehörten die Portugiesen von Gaerea zu den Highlights und Senkrechtstartern in Sachen modernem Black Metal. Verdichtet durch ein mysteriöses optisches Image als Maskenträger, das aber sehr stylisch wirkt, fand die Band mit erfolgreicher Tournee, guten Festival-Slots und schlussendlich einem bärenstarken Release wohlverdienten Anklang in der Extreme-Metal-Szene. Nicht ganz unerwartet legt man mit "Coma" stilsicher nach. Alles, was schreit und nicht nach 90er Rehearsal und S/W-Fotos im Wald klingt, gilt heutzutage im Normalfall längst als Post-Black-Metal. Das darf man für die Portugiesen natürlich gelten lassen, denn ihr…
Autor: Rajko Baers
(49:25; CD, Digital, Vinyl; Century Media/Sony Music, 18.10.2024) Swallow The Sun haben sich längst - dank vieler starker Alben, Tourneen und Chart-Erfolge - neben Amorphis und Insomnium in die Führungsetage finnischer Metal-Bands gespielt. Mit "Moonflowers" hat man im Jahre 2021 ein tiefgründiges, sehr von traumatischen Ereignissen (Bandkopf Juha Raivio verlor die Lebensgefährtin Aleah Stanbridge an Krebs) inspiriertes Album aufgenommen. Was in vielerlei Hinsicht, musikalisch wie textlich, nachhallte. Diese Tiefe, diese konsequente Dunkelheit der letzten Platte, so viel vorweg, ist auf "Shining" einer partiell offeneren, leichteren Gangart gewichen. Swallow The Sun (bereits Grammy-nominiert) haben sich zur neuen Platte mit dem ebenfalls…
(45:11; Vinyl, CD, Digital; Profound Lore Records, 18.10.2024) "Das Amulett des Mangels, der Abwesenheit", so lautet die ungefähre Übersetzung des Albumtitels. Und führt so den Hörer perfekt in die triste Welt der Band aus Indianapolis ein. Ist man mit "Brave Murder Day" von Katatonia Mitte der Neunziger zu Bett gegangen, hat man all das Schaffen und die Projekte eines Dan Swanö (Edge Of Sanity) gefeiert, dann wird einem der Zugang zu den US-amerikanischen Doomstern sicherlich leicht fallen. Mit viel Charme und Inbrunst lebt die Band in einer Dreiviertelstunde ihre Leidenschaft für diese Art Sound aus, die seinerzeit viele Metal-Klassiker aus…
(49:25; CD, Digital, Vinyl; Klonosphere Records, 18.10.2024) Eine wilde Abfahrt, ein sich im Sekundentakt stetig häutendes Chameleon sind die jungen Franzosen von Seeds Of Mary. Man hat den Eindruck, Marylin Manson, Slipknot, Soilwork, Alice In Chains, Machine Head und Baroness werden durch den Mixer gedreht. Und brutaler, melodisch und wahlweise psychedelisch progressiver Wahnwitz wird im permanenten Wechsel durch die Kanäle gejagt. Das ist maximal fordernd, gelegentlich überfordernd, gar anstrengend. Produziert ist das alles mit dicker Hose, der moderne Metal Sound lässt grundsätzlich keine Wünsche offen. Chaos, Dissonanzen, Härte und ständige Sprünge zwischen den Stühlen wollen ausgehalten werden. Orchestral, zwischen Prog…
(44:00; CD, Digital; Vinyl; Dunk! Records, 18.10.2024) "Angelm" in der Doppel-Betreuung Teil 1: Rajko Baers Konzipiert als proto-astrale Kollision von Pangea und tektonischen Platten beschäftigt sich das vierte Album der Neuseeländer aus Auckland mit den Kontinenten. Von den eisigen Weiten der Antarktis über die unbarmherzige Tundra bis hin zu den unendlichen Weiten des pazifischen Horizonts - für ein instrumentales, jederzeit experimentelles Post-Rock-Album keine schlechte Themenwahl. Kerretta sind seit Jahren mit ihren Alben immer ein wenig verrückter und störrischer als all die anderen Vertreter. Verstörende, dunkle, wilde Sounds und ein gesundes Maß an Experimentierfreude findest Du jederzeit bei den Auckländern. "Angelm"…
(39:59; CD, Digital, Vinyl; Small Stone Records, 18.10.2024) Fuzzigen und bluesig angehauchten Psychedelic Rock präsentieren Black Elephant aus Italy nach ihrem wohlwollend aufgenommenen “Cosmic Blues" aus dem Jahre 2018. Das Kommen und Gehen großer Zivilisationen, exemplarisch die Maya oder Azteken, bestimmt hier inhaltlich das Thema des neuen Albums. Schmissig und mit allerlei temporären Einflüssen aus Stoner Rock, Neo-Psychedelia und Shoegaze wird der stimmig organische Fuzz Rock in Szene gesetzt. Eines vorneweg, das Album macht richtig Laune, ist extrem auf dem Punkt in seiner Kurzweiligkeit. Mit dem sich langsam, aber stetig auftürmenden, fast wühlenden Opener 'Mother Of The Sun Part One'…
(43:02; Vinyl, CD, Digital; Prophecy Productions, 18.10.2024) Die Besetzung dieses Projektes hat es schonmal in sich. Mit Wardruna-Sängerin Linda-Fay Hella und Gaahl, dem berüchtigten Frontmann der Black Metaller von Gorgoroth und Gaahl's Wyrd, stehen hier zwei charismatische Stimmen im Fokus. Gitarrist Ronny Stavestrand (Trelldom), der treibende musikalische Teil hinter Whispering Void, und Iver Sandøy von Enslaved machen dieses norwegische Westküsten-Outfit komplett. In vielen nordischen Mythen verfügen Stimmen über magische Kräfte. Diese alten Traditionen erforschen Whispering Void mit ihrem Debüt "At The Sound Of The Heart" und finden sich musikalisch tief in der Mitte der Neunziger Jahre wieder. Seinerzeit kreative Bands…
(44:58; CD, Digital, Vinyl; Relapse Records, 11.10.2024) Dieses Album will gehört werden, mehr noch verdaut werden. Es ist die erste Zusammenarbeit zwischen Colin van Eeckhout (Frontmann der Post-Metaller von AMENRA aus Kortrijk, Belgien) und Tonnie „Broeder“ Dieleman, einer im Zeeuws-Dialekt singenden niederländischen Folk-Ikone aus der Provinz Zeeland. Tonnie ist mit seiner Musik ganz klar in der ländlichen, sehr religiösen Kultur verhaftet, hat selbst sogar schon mit den angesagten Folk-Musikern Baby Dee und Bonnie Prince Billy zusammengearbeitet. Als Colin und er sich nun begegneten, fühlten sie sofort eine Verbindung und wussten, das muss sich in einer musikalischen Kollaboration kanalisieren. Beide Musiker…
(42:09; CD, Digital, Vinyl; Moment Of Collapse Records, 11.10.2024) Ein bittersüßes Sehnsuchts-Klingen Das Cello lamentiert empor Ein Schrei aus Groll, Gitarren singen Erst zart, dann wütend-wild bevor Es still wird, leer und leis und innig Der Raum gefüllt mit schwerem Mut Erhebt die Stimmen eigensinnig! Singt uns von eiseskalter Glut! Vom Werden und vom Werden-Wollen Vom Seien und vom Seien-Sollen Bis es pulsiert, die Rhythmen fachen Das Feuer bis zum höchsten Punkt Und plötzlich - wund im Licht erwachen Den Quell erschöpft bis auf den Grund. Durch Poesie und Klang entsteht Ein Raum zum Wüten und Verzeih‘n Der doch -…
(62:07; CD, Digital, Vinyl; Stickman Records, 23.08.2024) Das Projekt des Wahl-Berliners Nicholas DiSalvo (Elder, Weite) hat schon einige Wochen Freigang, es sollte trotzdem nicht unerwähnt bleiben auf dieser Seite. Über knapp eine Stunde tobt sich Nicholas gehörig aus in Sachen instrumentaler Rockmusik. Einflüsse aus Space/Psychedelic, klassischem Prog, Stoner und viel analoger Elektronik (Berliner Schule lässt grüßen) werden in allerlei ausufernden Graustufen dem geneigten Fan dieser Stilistik gut dosiert zubereitet. Nimm exemplarisch einen fast vierzehnminütigen Song wie 'Zodiac'. Hier findest Du zwischen Heavy Parts und fast kompletter ambienter Stille die volle Bandbreite. Schicht um Schicht groovt der Track hypnotisch vor sich…
(40:50; CD, Digital, Vinyl; Cyclic Law, 11.10.2024) Für Freunde von Dead Can Dance, Loreena McKennitt, Anna von Hausswolff und Diamanda Galas präsentiert die Multi-Instrumentalistin ihr neues fünftes Album. Musikalisch vielfach involviert in unzähligen Bands und Projekten (Amber Asylum, Hammers Of Misfortune, Vastum, Cardinal Wyrm uvm.) schuf Leila fast im Alleingang dieses Album. Sie nahm alles vom Gesang bis zu den Drums, Trompete, Synths selbst auf, erhielt im Mix Unterstützung von Sammy Fielding (Ancient Owl Audio), der im richtigen Moment sicherstellen konnte, dass jede Schicht aus Syntheziser, Horn, Trommel, Chor und Streichquartett ihren wohlverdienten Platz im Sound der Künstlerin erhält. Darüber hinaus…
(40:55; Vinyl, CD, Digital; Stickman Records, 11.10.2024) "Ad Undas" in der Doppel-Betreuung Teil 1: Rajko Baers Luftig und verspielt und jederzeit hypnotisch performen diese Norweger ihre Art von Retro Prog. Schöne, prägnante Vintage-Rock-Riffs empfangen den Hörer im etwas jazzig angehauchten Opener 'Neophobia'. Als würden Motorpsycho im Proberaum mit alten Prog-Veteranen wie Camel oder Jefferson Airplane zusammen jammen, kreiert man mit verspielten Rhythmen und Melodien eine positive, ausgelassene Stimmung, die natürlich die nordische Melancholie nie ganz außen vor lässt. Die letzte, wesentlich leichtere, Kadavar-Platte hatte einen ähnlichen Sound. Die Heavyness sonstiger Stoner-Vertreter will hier gar nicht erst aufkommen. Immer wieder werden…
(44:01; Vinyl, CD, Digital; XL Recordings/Beggars Group, 04.10.2024) Nach zwei hervorragenden Alben mit The Smile und offensichtlich ohne den Druck, die nächste große Radiohead-Platte schaffen zu müssen, schiebt man mal eben einige Monate nach "Wall Of Eyes" dessen Zwilling "Cutouts" hinterher. Déjà Vu? Klar, dies gab es seinerzeit zwischen der "Kid A" und der "Amnesiac" genauso und es funktionierte auch hervorragend. Man hat mit diesem Projekt einfach das Gefühl, Greenwood und Yorke spielten mit Unterstützung von Tom Skinner befreiter, schrieben Radiohead-Alben ohne sie so nennen zu müssen. Wenn man die Musiker dazu aktuell live aufspielen sieht, bestätigt sich diese Lust…
(40:10; CD, Digital, Vinyl; Go Down Records, 06.09.2024) Beim Namen der Band muss ich automatisch an eine Doom oder Black Metal Formation denken, werde aber von einer entspannten Schnittmenge aus Stoner, Grunge und Alternative Rock empfangen. Die Italiener gibt es bereits seit zehn Jahren, "The Hedonist" ist aber erst das zweite Studio-Album. Mit sattem, aber entspannten Groove Rock startet 'Animals & Warriors'. Eingängige Vocals und Melodien, ein wenig Led Zeppelin und die berüchtigten Rival Sons in der Rhythmik, das passt fürs Erste richtig gut. Der Sound ist vollmundig und die satten Gitarren im folgenden 'Birdman' schielen mal überhaupt nicht unauffällig…
(62:25; CD, Digital, Vinyl; Eigenveröffentlichung, 28.07.2024) Das Debüt hinterließ seinerzeit bleibende Eindrücke bei mir, liegt nun aber auch schon wieder knapp zehn Jahre in der Vergangenheit. “Hypnos" ist ein epischer Tentakel, sämtliche Post-Stilistika fließen in den Klangkosmos der Bensheimer ein und dabei bleibt die ein oder andere Länge nicht ganz aus. Sechs Songs in knapp einer Stunde fordern Geduld und das Album will Take by Take erarbeitet werden, so viel vorweg. Eruptive Berge zwischen Post Rock und Post Metal, ein tiefgreifendes Schürfen an Atmosphäre, Schmerz und Sehnsucht in Hülle und Fülle bestimmen die vorrangigen Klangfarben. Die Gitarren mahlen, das Tempo…
(33:00; CD, Digital; Klonosphere, 04.10.2024) Die Franzosen von Could Seed debütieren mit "The Drop Crisis" auf knapp 33 Minuten ein wenig übersichtlich kurz. In den sieben Songs wird mit den typischen Stilmitteln des Post Rock nicht gegeizt. Stimmungsvoll, mal sanft, mal berauschend kraftvoll wie das Meer treibt man in den bekannten Genre-Fahrwassern des stetigen Auf und Ab. 'Another Step Into The Light' bringt das Schiff auf Kurs, lässt es nach kurzem sanften Beginn mit schäumender Kraft die Fahrt aufnehmen. Angenehm heavy, ohne wirklich in echte Metal-Gefilde vorzudringen, wird mit melancholischen Melodien und leidenschaftlichen Drums der kleine Rausch gesucht. Mit nicht…
(40:12; Vinyl, CD, Digital; Bella Union/Rough Trade, 06.09.2024) I had a dream we were born horses And not human beings With more time to run And less time for things Lit by the lightning Barefoot and wild Side by side against the night Against the wind and horizon While our manes turn from golden to white (aus 'Born Horses') Beeinflusst von einem Film wie "Blade Runner", dessen Vangelis-Soundtrack, Brecht und Weill, Beat-Poeten, US-amerikanischen Dichtern des 20. Jahrhunderts, Chet Baker, der urbanen Leere im Menschen, Verletzlichkeit, Ehrfurcht und Nostalgie, nehmen einen die Träumer von Mercury Rev auf einen weiteren Noir-Trip mit.…
(41:40; Vinyl, CD, Digital;
(42:57; Vinyl, CD, Digital; Sound Of Liberation Records, 27.09.2024) Die Youngster aus Aschaffenburg präsentieren ihr zweites Album, nach "When The Strangers Come To Town" aus dem Jahre 2023. Es erwartet den Hörer verspielter Vintage Rock mit allerhand Psychedelic und Classic Rock im Sound. Die Band nennt Black Sabbath, Pentagram, Uncle Acid & The Deadbeats, Kadavar, Witchcraft und Horisont als Einflüsse. Das kann man nach einigen Durchläufen erstmal so stehen lassen. Die Produktion ist angenehm, authentisch, Lo-Fi und organisch und lässt durch viel Abwechslung keine Langeweile aufkommen. Ähnlich wie bei einer Band wie Horisont wird der Hörer mit den hohen Vocals…
(38:40; CD, Digital, Vinyl; Blues Funeral Recordings, 27.09.2024) Ohne die üblichen Phrasen zu bemühen, darf man nach dem ebenfalls sehr soliden Vorgänger “Ephemeral" von kleinen, detaillierten Verbesserungen bei "Everything Fades" sprechen. Die Musiker aus Albuquerque haben in Sachen Riffs und Sound 'ne angenehme Schippe drauf gepackt, einige kraftvolle Melodien darf man als Punktlandung verstehen. Der Blues im Titelsong ist schwer, ausladend und voll rauer Vocal-Harmonien. Viel klassischer Stoner Doom drückt dich in hypnotisch langsamen Songs wie 'We Breathe The Darkness' und 'Swansong' ordentlich an die Wand - alte Soundgarden und Clutch sind hier ein weiteres Echo im Sound. Die trockene…