Autor: Klaus Reckert

"everything happy, and progressive, and occupied" K. Grahame, The Wind In The Willows

Im Vorfeld dieses Konzerts hatte ich gehörig Bammel vor einem Fremdschämalarm gehabt. Und es hätte wirklich wehgetan, sich für Geoff Tate - immerhin einem meiner Helden - schämen zu müssen. Angst hatte ich aus sogar gleich drei Gründen: 1. halte ich Geoffs Solomaterial für schon rekordverdächtig uninteressant und die meisten seiner öffentlichen Äußerungen – insbesondere über seine Ex-Kollegen, aber auch gerne über Heavy Metal allgemein, sogar für latent Zwangsjacken-verdächtig. 2. Es gibt ja diesen „Korea-Effekt“ im (Progressive) Rock: Eine Band zerbröselt sich genauso wie das statistisch den meisten Ehen widerfährt. Zerlegt sich also in mindestens zwei neue Teile, deren Bandmitglieder…

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Tropische Frühlingsgefühle Dass die Vorgruppe subjektiv erheblich mehr Anziehungskraft entfaltet als der Top Act, kam schon bisweilen vor (Alias Eye vor Saga zum Beispiele. Evergrey vor Kamelot! Oder phantastisch aufgelegte Gringo Starr vor wie halbtot agierenden …And You Will Know Us by the Trail of Dead). Und auch, dass dem durchaus vorgewarnten Berichterstatter beim Anblick des (mit heutigem Wissen formuliert: mehr oder weniger) weiblichen Protagonisten die Luft weg bleibt, soll es schon gegeben haben. Doch bei Trope - von denen immerhin das Lieblingsalbum des vergangenen Jahres des Autors stammt - und ihrem allerersten Auftritt in Deutschland überhaupt erwies sich das…

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(58:46, Digital, CD, Off, 2022) Stilll/Off Records Pierre wärrr? Na, därrr: Pierre Vervloesem is one of the most prolific musicians/producers on the Belgian scene. He has played the guitar on over 300 albums and produced 33 CDs under his own name. He collaborated with Bill Laswell, Spencer Chrislu (Frank Zappa), Charles Hayward (This Heat), Wim Vandekeybus, Jan Fabre, Marc Ribot, David Byrne, Josse de Pauw, Jimi Tenor, Morgan Agren, among others. For 29 years he was Peter Vermeersch's travelling companion in the bands X-Legged Sally and Flat Earth Society with whom he toured the world. Quelle: Womex.com Insofern ist der…

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(43:10, Digital, CD, Baboon Fish (= Eigenveröffentlichung), 2021) Dass diese Veröffentlichung von letztem Sommer bei uns bislang unerwähnt geblieben ist, hat mal wieder nicht das Geringste mit der gebotenen Qualität zu tun. Ganz im Gegenteil, "First Tales" war dem Autor einfach zu schade, um das Album mit ein paar hektisch und schlimmstenfalls lustlos 'runtergeschrubbten Standardsätzen abzutun. Denn jeder einzelne dieser sechs Tracks hätte eigentlich seine eigene Eloge verdient. Schließlich hat das hierorts bislang unbekannte Projekt um Jérémie Goubault einerseits einen unverwechselbaren eigenen Sound. Der sich aber andererseits sehr erfolgreich bei einigen der größten und besten im Ring anlehnt. 'Come To…

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Im Nachgang zu ihrem prächtigen Drittling The Ambiguity of Wisdom stellten sich die Verantwortlichen SCHLömer & AGthe völlig unerschrocken unserem Kreuzverhör. Betreutes Proggen: Schl@gs „Werk“ und „Loch“ erschienen jeweils binnen Jahresfrist. „Ambiguity Of Wisdom“ brauchte sieben Jahre. Warum? DS: Tja, wenn man das immer so genau wüsste. Es steckt kein Plan dahinter. Nach dem zweiten Album haben wir uns mit voller Kraft in die große Ornah-Mental-Werkschau gestürzt, das Doppel-Album „Remix & Outtake“ erschien dann 2016. Danach gab es definitiv eine Neuausrichtung, aber die betraf vor allem Ornah Mental. Neue Besetzung, neue Arbeitsmethoden usw. Aber schon 2017 entstand zum Beispiel der…

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Unser Excel-Black Belt und ProgStat(ist)iker Christoph hat wie schon in den Vorjahren freundlicherweise auch für das zweite Seuchen-Jahr die folgende traurige Auflistung für Euch erstellt – wie immer völlig ohne Anspruch auf Vollständigkeit der Liste selbst, der angegebenen Referenzen bzw. Genres oder Instrumente. 2021 leider verstorbene Musiker, meist Rock-, teils auch Progrock-Künstler und -Größen

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(1:42:55, Vinyl (3LP)/2CD/DVD/Digital, Pelagic Records/Metal Blade Records, 2021) Machen wir es doch einfach mal kurz. Denn schließlich gilt immer noch: The Ocean is the ultimate solution (Danke Frank!). Doch ein wenig ausführlicher? Na guuuut. Es trifft freilich auf viele exzellente Bands zu, doch besonders The Ocean erfüllen sich letztlich erst auf der Bühne, im Live-Geschehen, im kollektiven Durchdrehen mit ihren Fans. Erster exzellenter Grund für ein Live-Album. Der zweite steckt im Material: Die groß gedachte Konzept-Wuchtbrumme "Phanerozoic" ("Hefte raus Kinder - Geschichtstest! Unser Thema ist das vierte und jüngste – und übrigens bis heute anhaltende – Erdzeitalter Phanerozoikum") erschien aus…

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(61:11, Digital, CD, AmydaLand/Just For Kicks, 2021) SCHLömer & AGthe haben es wieder getan. Dirk Schlömer kennt man als Gitarristen der letzten Ton Steine Scherben-Inkarnation, danach von Neues Glas aus alten Scherben, vor allem aber als Macher hinter den Projekten Das Zeichen, Ornah-Mental und natürlich Schl@g. Carsten kennt man von den beiden letztgenannten Gewerken sowie natürlich als enorm produktive Edelfeder bei uns und anderen. Was kann man denn über den Drittling einer Band sagen, die sich auf Bandcamp selbst u.a. mit folgenden Tags bzw. Attributen belegt: Afrobeat, Doom, Rock, Alternative, Krautrock, Space Rock? Vielleicht lässt man sie am besten weiter…

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Die Jahres-Top-10 der Redaktion LieblingsleserInnen, beste Progster von allen! Pandemie hin oder her - so sicher wie Marzipankugeln und Tourneeabsagen kommen in diesen Tagen auch ... unsere Charts bzw. unsere Jahres-Top-Ten. Die Betreuer geben hier die für sie „zehn wichtigsten Veröffentlichungen des Jahres“ unter den 2021 erschienenen Audio-Medien mit zumindest einigem Prog-Appeal an – ganz nach Gusto durchnummeriert oder ungewichtet. Die Zeit der so eindeutigen statistischen “Sieger” von dunnemals scheint inzwischen vorbei zu sein. Denn wer war bloß nochmal dieser Steven Wilson (2015)? Opeth (2016) hatten ja heuer nix geliefert. Soup (2017) hatten geliefert, aber keiner von uns hat sich…

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(60:42, Digital, CD, Moonjune/Cargo, 2021) Kurze, aber tief empfundene Liebeserklärung an eines der persönlichen Alben des Jahres: Als hätte Jeff Beck mit der Pat Metheny Group gejammed, als Jaco Pastorius noch lebte und dort ein Gastspiel gab. Tatsächlich aber hören wir hier den in Uruguay geborenen Wahl-New-Yorker und Jazz-Rock-Gitarristen Bele Beledo. Der auf dem so traumhaften wie verträumten Titelstück (komponiert von Eberhard Weber) allerdings auch Piano wie eine Mischung aus Max Middleteon und Lyle Mays (R.I.P.) spielt. Außerdem "Papa Bear" aka Tony Levin am Kontrabass und Bassgitarre. Last not least Kenny Grohowski (bekannt u.a. von der jüngsten – und leider…

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(41:06, Download, CD, LP (2022), Eigenveröffentlichung, 2021) Die Experimente mit Gesang von "Among Servants" (2018) sind verklungen. Und doch haben Colonel Petrov's Good Judgement uns auch im Seuchenherbst 2021 noch einiges zu sagen und zu einigem auch Liedchen zu singen. Den musikalischen Hintergrund dafür liefert immer noch (in den Worten von Gitarrist/Komponist/Produzent Sebastian Müller) ein folgendermaßen gespannter Bogen: "vom Jazz über Prog Metal, Noise, No Wave bis hin zu polymetrischen Figuren, wie man sie in der klassischen Musik Südindiens findet". Klingt ja anstrengend. Muss man dessenthalben fremdeln, muss man gar Sorge tragen, davon hypomanisch zu werden? Ach iwo! Auch wenn…

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Im Post-Rock-Hochofen der Republik Und es hat erneut geglOOwt. Und die Neue Gebläsehalle hat wieder geglüht. Fick Dich einfach, Corona! Die letztjährig von Dir verhinderte Ausgabe vom Gloomaar war trotz der von Dir angerichteten miesen Pandemie auch 2021 wieder eines der tollsten Festivals, das man sich zumindest in den uns interessierenden Genres überhaupt geben kann. Seuchenbedingte Unterschiede waren aber dennoch natürlich allenthalben unübersehbar: Wie z.B. der souverän-freundlich und zügig vollzogene Impfstatus-Check am Einlass. Außerdem war gerade zu Beginn des traditionell um 16:30 Uhr startenden Treibens die Halle leider noch etwas dünner besiedelt als 2018 und 2019. Und auch ganz persönlich…

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(64:25, 2LP, CD, Digital Bird's Robe Records, 2021) Das aktuell unglaublich rührige und generell enorm verdienstvolle The Bird's Robe Collective haut in seinem "10th anniversary"-Jubel-Modus auch für die wunderbaren sleepmakeswaves richtig einen raus. Auch wenn die Aufnahme dieses Radiokonzerts von 2015 herrührt, also noch keine Dekade her ist, hören sich diese Aufnahmen teils ein wenig – im besten Sinne gemeint – nach Kindergeburtstag an. So viel Fröhlichkeit, Glück und auch Dankbarkeit wird da verströmt, u.a. in den An- und Abmoderationen von Stücken, die bei Post-Rock-Bands ja das alleinige Text-Monopol genießen. Überdies passen sie perfekt in den Bird's-Robe-Feiermodus, weil sie -…

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(38:50, CD (Digital folgt 11.11.21), Audioglobe, 2021) Klassische Situation: Vor einer längeren Autofahrt wird das BAT(reuungs)Mobil ohne groß darüber nachzudenken mit einem Schwall vom guten ROZ 95 sowie von noch zu rezensierenden CDs betankt. Wobei bei Letzteren typischerweise weder der Blei- noch irgendein sonstiger Gehalt bislang feststeht. Auf der in Rede stehenden Tour gab es dann auch noch so richtig schmutziges Wetter mit Sichtweiten wie mitten im Monsun. Also definitiv kein Umfeld, in dem Cover oder gar Booklets und Besetzungslisten studiert werden könnten bzw. dürften. Unzeremoniös und so schnell wie es denn eben geht, landete also ca. bei Kilometer 200,…

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(41:58, Digital, CD, Haensel und Gretel/MIG Music/Indigo, 2021) Das Vorgängeralbum hierzu aus dem Jahr 2018 ("The Mission") hatte hierorts ganz ehrlich gesagt wenig Eindruck hinterlassen (was ja nicht immer an der Musik, sondern mindestens ebenso häufig simpel am Reviewer liegt). Jedenfalls nicht genug, damals auch noch dem Debüt "Bird Of Passage" von 2015 nachzusteigen. Umso größer die reumütige Überraschung angesichts des aktuellen, sich hoffentlich wirklich wie ein Lauffeuer verbreitenden Albums der Osnabrücker! Dabei gibt es hier eigentlich gar keinen Paradigmenwechsel – wir reden immer noch von bluesigem Hard Rock oder teils heftigem Bluesrock. Dem man allerdings a) aufgrund der allgegenwärtigen…

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(71:55, CD, Digital, Eigenveröffentlichung (Studio Fleisch), 2021) Orgel-dominierte Rockmusik und alte Favs: Deep Purple und Electric Orange zum Beispiele. Und so unterschiedlich kann's gehen. Binnen weniger Tage. Das neue DP-Album "Turning To Crime" ("Going Stale" wäre vielleicht passender gewesen) nach einem Durchlauf unter tief betroffenem Fremdschämen weggeklickt. Vor dem neuen EO-Output auch eher Angst gehabt. Und dann dies! Dass ein buchstäblich uralter und stets noch glühender Fan der Frühwerke wie "Platte" (2003), "Fleischwerk" (2005) oder "Morbus" (2007) das noch erleben darf! Denn nach den vorgenannten ausgesprochenen Lustobjekten schienen sich die einzigartigen Stärken der Aachener wie unbegreiflich anmachende Rhythmik, a vulgar…

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(58:18, Digital, Eigenveröffentlichung, 2021) Obacht, die süß perlenden Läufe auf dem Flügel und die Filmmusikstreicher der ersten Takte vom Aufmacher 'Captain Introspective' sind gelinde gesagt irreführend. Denn da beginnt ja schon zu heftigen Rock-Riffs dieser moderne Hamlet seinen inneren Monolog, wobei die Stimme von Comic-haft überzeichnetem Drama in mittleren Lagen bis zu einer reicht, die an Frank Zappas 'Baby Snakes' erinnert. Sitting around drinking cups of tea, contemplating my complexity, Introspecting my intricacy, Well how Complex is my personality? Well it’s as complex as a complex personality could be, Or is it? you see I question me (…) I'm Flying…

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(70:02, Promo-Sampler-CD, Madfish/Edel, 2021) Der Rezensent bekennt sich ratlos, die Zweite: Caravan haben in diesen Tagen nicht nur mit "It's None Of Your Business" ein neues Studioalbum veröffentlicht, sondern auch mit dem weltweit auf 2.500 Exemplare limitierten "Who Do You Think We Are" sowas wie die Mutter aller Box-Set-Würdigungen auf Wunschzettel von Fans weltweit expediert. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass Medien mit dieser üppigen Rarität wenn überhaupt, dann nur sehr zurückhaltend bemustert werden. Und selbst die Digitale Promotion umfasst mit 27 Tracks nur einen winzigen Ausschnitt des gebotenen Materials. Uns lag ein Promo-Sampler auf CD vor, der mit neun Tracks…

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(44:20, Digital, CD, LP, Ataraxia Productions/Just For Kicks, 2021) Der Rezensent bekennt sich ratlos, die Erste: So durch und durch begeisternd der 2019er Vorläufer "In Amazonia" dieser ehrwürdigen Kooperation auch erlebt wurde, so achselzuckend lässt der Nachfolger zurück. Da das Teil allerdings andernorts stets mit Schaum vorm Mund vor Enthusiasmus besprochen wurde, muss es also an mir liegen und nicht am Kunstwerk. Konkret hakt es wohl am Allermeisten bei dem anstrengenden, entstellenden Telefonstimmen-Effekt, der über sämtliche Hammillsche Gesangsparts gelegt wurde. Ansonsten waren die Voraussetzungen hier zwar entscheidend anders als bei "In Amazonia": Kein Live-Auftritt als Initialzündung, stattdessen Corona-bedingtes Hin- und…

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AHU und Amen für ein Hallelujah Was für ein Live-Package! Eine ideale Manier, den Oktober einzuläuten, fanden wir. Sowie für den Autor (beinahe) auch die diesjährige Konzertsaison. Doch vor den - in diesem Fall gigantischen - Konzertspaß haben die Götter und die Veranstalter ja bekanntlich den Einlass gesetzt. Und das war bei diesem Club-Gig ein unnötig unspaßiges Thema… Der Event-Beginn, gewöhnlich als Doors/Einlass zu übersetzen, war überall mit 19 Uhr kommuniziert worden. Und schon deutlich vor diesem Zeitpunkt belagerte eine erfreulich große Meute den Club – und sperrte gleichzeitig die freitagsabends auch ohne Metalheads schon recht belebte Zülpicher Straße beinahe…

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