
Progressive Metal • Cinematic Prog • Synthwave
(52:00; Eigenveröffentlichung, 18.04.2025)
Lux Terminus also wieder. Das Instrumental-Trio, das uns mit "The Courage To Be" 2018 bewiesen hat, dass man für Progressive Metal eigentlich keine Gitarren braucht – solange Vikram Shankar genug Strom auf die Tastatur bekommt. "Cinder" heißt ihr zweites Werk, aber keine Sorge: Nichts hier ist erkaltet. Eher klingt es, als hätte jemand ein Science-Fiction-Musical, ein Synthwave-Retrogame und eine Jazz-Boutique gleichzeitig in Brand gesetzt. Natürlich alles metaphorisch. Hoffentlich.
Man kennt ja meine Schwäche für Vikrams Piano – dieses still leuchtende, atmende, innere-Kino-für-die-Seele-Zeug, das er bei Silent Skies so traumhaft auf den Punkt bringt. Und ebenso kennt man mein dezentes Heben der Augenbraue, wenn er andernorts den Tasten-Wizzard mimt und mit 240 bpm durch Sternennebel fräst. Spoiler: Auf "Cinder" tut er beides. Und aus irgendeinem Grund funktioniert es diesmal erschreckend gut.
Schon das dreiteilige 'Jupiter' macht klar, dass die Band keine Lust auf frühes Protzen hat. Stattdessen viel Atmosphäre, viel Raum, viel Gefühl – genau das, was sie beim Midsummer Prog Festival schon zeigten, als sie das Publikum wachstreichelten statt wachhämmerten. Und hier tragen Espera (ja, das Trio, dessen Stimmem bei Sleep Token regelmäßig Herzen schmelzen lassen) entscheidend dazu bei: ätherisch, schimmernd, subtil – wie ein Nebelschleier, der genau weiß, was er tut. Die perfekte Ergänzung zu dieser kosmischen Ouvertüre.
'Mosaic Mind' zeigt dann die glänzende Schokoladenseite des Projekts: ansteckende Melodien, rhythmisch verknotete Fingerübungen und genug Hook, um einen Kleiderladen zu eröffnen.
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'Natsukashii' wiederum ist die charmante Retro-Zuckerwatte, die man beim Lesen des Titels schon erahnt - das japanisches Wort beschreibt das positive und süße Gefühl von glücklicher Nostalgie, wenn man sich an etwas Schönes aus der Vergangenheit erinnert – warm, nostalgisch, aber zum Glück ohne klebrige 80s-Peinlichkeit.
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Und mittendrin 'Catalyst': der große Genre-Flickenteppich, der Musical, Cinematic Prog und Synthpop zusammenfaltet und Ross Jennings, Jon Pyres und Jørgen Munkeby aufs Sofa setzt. Ein Song wie ein Treffen alter Bekannter, bei dem plötzlich alle merken, dass sie eigentlich denselben Therapeuten bräuchten.
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Dass Lux Terminus weiterhin beweisen wollen, dass technische Brillanz und Emotion sich nicht ausschließen müssen, ist ja löblich. Dass sie es diesmal tatsächlich schaffen, sogar noch mehr. "Cinder" wirkt wie ein Album, das mit einem Grinsen sagt: „Ja, wir können virtuos. Aber wir müssen nicht. Außer, wir wollen. Und wir wollen oft.“ Doch trotz aller Ausflüge ins Tastenfeuerwerk bleibt immer genug Platz für die sensible Seite Vikras – die, die mich seit Alvandras "Skylighting" und Silent Skies regelmäßig aus den Schuhen hebt.
So ist "Cinder" letztlich ein Werk, das weniger mit dem Holzhammer als mit einer funkelnden, leicht überkoffeinierten Pralinenschachtel lockt: vielseitig, verspielt, manchmal etwas drüber, aber fast immer berührend. Und wenn schon instrumentaler Keyboard-Prog (mit gezielten Vokal-Gastauftritten), dann bitte genau so – mit Haltung, Humor und Herz.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
• Vikram Shankar - Keyboards
• Brian Craft - Bass
• Matthew Kerschner - Drums
Gastmusiker:
• Espera - Backing Vocals (Tracks 1, 2, 3)
• Ross Jennings - Vocals (Track 7)
• Jon Pyres - Vocals (Track 7)
• Jørgen Munkeby - Saxophone (Track 7)
Surftipps;
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Vikram Shankar zur Verfügung gestellt.

