Experimental • Ambient • Noise
(42:37; Vinyl, digital; Eigenproduktion; 25.11.2025)
Als "Intuitive Elektronische Musik" wird dieses Werk der deutschen Formation Kristallempfänger beworben. Das Album heißt "Terrain", und schnell zeigt sich, dass dies zunächst nicht wirklich das bevorzugte Terrain des Schreiberlings ist. Daher fällt eine Punktwertung auch sehr schwer, aber kommen wir doch erstmal zur Band und zur Musik.
Der Name des Münchner Trios geht zurück auf eine Arbeit von Hanns Günter und Hans Vetter, die dies als einfaches Radio entwickelt hatten. Der Kristall im Detektor des Empfängers kann hochfrequente Wechselströme umformen, ohne dazu eine äußere Strom- oder Energiequelle zu benötigen. Die Musiker wiederum sehen sich als Empfänger und Transformatoren von Einflüssen aus der Umgebung, die zur unmittelbaren Kristallisierung in Musik führt – so die Beschreibung der Band und die Begründung für den eigenwilligen Bandnamen. 2019 hatte man erstmals zusammen musiziert, nachdem man zunächst mit einer gemeinsamen stillen Meditation begonnen hatte. Dies hat sich dann wiederholt und die Quintessenz aus diesen Treffen wurde gesammelt und findet sich nun auf diesem Tonträger, der als Schallplatte in Olivgrün und Schwarz in 100er-Auflage erscheint, wobei jede Platte mit einem ganz eigenen Marmormuster versehen ist.
Vier aus Improvisationen heraus entstandene instrumentale Tracks sind in der digitalen Version zu hören, die Vinylvariante enthält wohl weitere Bonustracks. Der Opener 'Boscs Estranys' kommt ausgesprochen sperrig daher, auf Melodielinien, die sich in den Gehörgängen festsetzen, wartet man vergebens. Dies ist auf diesem experimentellen Ambientwerk auch nicht zu erwarten. Beim Opener stellt sich der Schreiberling beispielsweise Unterwasseraufnahmen vor, was gut zu passen scheint. Meist etwas anstrengend, aber es gibt Passagen, die schon andeuten, dass auch mal mit etwas ruhigerer Atmosphäre gearbeitet wird. Das folgende 'Threnody' ist nur schwer zugänglich, doch mit den beiden weiteren Tracks lässt sich dann doch etwas leichter warm werden, denn hier sind angenehm zu hörende Soundscapes um Electroviola, Gitarre und Synthesizer zu hören, und es klingt nicht mehr ganz so arg abstrakt wie zu Beginn des Albums.
Es wird empfohlen, sich in eine entspannte Position zu begeben und gute Kopfhörer bzw. Lautsprecher zu benutzen. Für Audiophile und mutige Hörer, die neue Klangwelten entdecken möchten.
Bewertung: 9/15 Punkten

Besetzung:
• Cathy Stevens - violectra
• Udo Dzierzanowski - guitar / computer
• Alexander Hermann - synthesizer
Surftipps zu Kristallempfänger:
• Homepage
• bandcamp
Abbildungen: Kristallempfänger

