
Elektronische Musik • Synth Pop
(46:44; CD, Digital; MiG Music; 31.10.2025)
Jürgen Pluta, gebürtiger Bottroper, startete seine Karriere als Musiker Ende der 60er in Bands in seiner Umgebung. Er studierte Sport und Musik und widmete speziell Letzterer viel Zeit und Energie. Der wohl wichtigste Schritt in seiner Musikerkarriere geschah im Herbst 1973, als Wallenstein sich bei ihrer Suche nach einem neuen Bassisten bei ihm meldeten und er bei ihnen einstieg. Er war auf zwei Alben der Krautrocker dabei, nämlich "Stories, Songs And Symphonies" (1975) und "No More Love" (1977). Der Schreiberling hatte Wallenstein auf einem Festival in Dortmund gesehen (u.a. mit Camel), als letztgenanntes Album erschienen war und Wallenstein sich von ihrem krautigen Artrock entfernt hatten. Zwei Jahre später tauchte er noch als Gastbassist beim Album "Dry" von Streetmark auf.
Nahezu zeitgleich nahm er sein erstes Soloalbum "Blanche" auf, das 1980 erschien. Er hatte begonnen, sich mehr und mehr für elektronische Musik zu interessieren, und so ist "Blanche" auch nicht das Album eines Bassisten, sondern vielmehr eines Musikers, der den Weg in die Elektronische Musik startet. Beim Opener dürfte klar sein, dass bei vielen Hörern die erste Assoziation sofort Jean-Michel Jarre ist, denn der sehr melodische Track entspricht der typischen Machart des Franzosen. Und mit diesem Titel erlangte der Künstler auch einen gewissen Bekanntheitsgrad, denn der Titel lief im Radio und erreichte tatsächlich mal eine Spitzenposition bei der legendären “WDR Schlagerrallye“. Auch 'Bayswater' ist sehr melodisch, erinnert ein bisschen an Michael Rother oder Harmonia.
Der Protagonist erinnert sich im Booklet, dass ihn bei der Live-Aufführung Harald Großkopf und Udo Hanten unterstützten. Der Kontakt zu Großkopf ist offenbar nicht völlig abgebrochen, denn als Bonustrack gibt es noch eine Remix-Version von 'Voyage' mit dem Titel 'Voyage RX', komponiert von Pluta und Großkopf, aufgenommen von Großkopf und Tobias Stock im Dezember 2024. "Blanche" bietet leichtfüßige, melodische Elektronische Musik, wobei sich manche Titel dann doch recht ähnlich anhören. Das Intro auf dem abschließenden 'Voyage' fällt etwas aus dem Rahmen, da hier ein Klavier den Ton angibt, um dann aber später von sanften Synthesizern abgelöst zu werden. Angehängt an das normale Album wurde der oben bereits erwähnte Remix, der – wenig überraschend – sehr flott daherkommt und eher technoartig gestaltet wurde.
Pluta, der sich nach dem zweiten Album mehr in Richtung Techno orientierte, hat sich jetzt ein neues Heimstudio zugelegt und arbeitet an neuer Musik, und auch zukünftige Live-Auftritte scheinen nicht ausgeschlossen zu sein. Ansonsten ist er schon seit Jahren mit einer Band namens Tallyman viel live unterwegs unter dem Motto „Strictly 60s & 70s Music“ (übrigens sogar am 4.12.25 im Spirit of 66 zusammen mit Dick Taylor, Mitbegründer der Pretty Things).
Bewertung: 9/15 Punkten
Besetzung:
• Jürgen Pluta - all instruments
Gastmusiker:
• Fritz Fey - guitar (tracks 1, 2)
• Rolf Eggermann - drums (tracks 1, 3)
Surftipps:
• Homepage Tallyman
• Rezensionen, Liveberichte & Interviews
Abbildungen: Jürgen Pluta

