Alternative Rock • Post Hardcore • Progressive Rock
(42:43; Digital, CD, Kontrabass, 03.10.2025)
Mit VØVK bekommen wir es mit einem Trio aus der Ukraine zu tun, welches im Strudel vieler Einflüsse kämpft, ob persönlicher, gesellschaftlicher oder musikalischer Art. Dieses Album erkundet die emotionale Landschaft des eigenen Landes in Zeiten des Aufruhrs und nutzt Natur und Urgefühle als subtile Metaphern.
„Litera“ (Buchstabe) hebt das geschriebene Wort als Kern der eigenen Kultur hervor – die kleinste Einheit, aus der Worte, Geschichten und Lieder entstehen. Das Album reflektiert Not, ohne den Krieg direkt zu benennen, doch seine Präsenz wird durch Symbole und Emotionen spürbar. Die Lieder spiegeln Zustände von Kampf, Verlust, Schmerz, Hoffnung und Erneuerung wider – und spiegeln die natürlichen Zyklen wider, die das Leben auf der Erde bestimmen.
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'Litera" ist mit einem vortrefflichen, dynamischen Sound gesegnet, ist permanent in Bewegung und hat im Fundament ein eher alternatives Flair. Dieses füttert die Band mit progressiven Breaks, Schlenkern, hymnischen Melodien, einer temporär kippenden Dynamik in Richtung Post Metal. Mit Vokal-Unterstützung eines Johannes Persson von den schwedischen Helden Cult Of Luna in 'Promin' gibt es prominente Hilfe - nicht dass die Band diesen Gimmick nötig hätte.
Es braucht so einige Anläufe, dann macht dieses Album mit all seinen verschiedenen Schattierungen und Reizen richtig was her – die intensiven meist weichen, mal wütenden Vocals – das dynamische Spiel mit den Drums, die hymnischen Gitarren und der akzentuierte Bass finden stets auf kraftvolle, leidenschaftliche Weise ihren Weg zu kommunizieren.
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Der druckvolle, progressiv ausgerichtete Opener 'Sil' durchläuft verschiedenste Ebenen von Wut, Katharsis und zurückhaltender Melancholie, erhebt sich permanent in die aufrechte Position wieder zurück. Die Heimatsprache empfinde ich als besonderen Exoten-Bonus, es gibt dem Ganzen einen spezielleren Vibe. Die Single 'Iskra' vereint den Druck, die Emotionalität von Bands wie Jud, Therapy, The God Machine oder die frühen The Appleseed Cast. Wütende trockene Riffs, sich hochschaukelnd aufbäumende Rhythmen und Gesang zwischen zart und Core sind im ständigen Austausch, halten die Chose in jeder Sekunde transparent und vor allem extrem präsent.
Das Trio zieht mit diesen sieben Songs eine gewaltige Furche, bleibt im hoch melodischen Dynamikspiel immer überraschend und gezielt eingesetzte hymnische Post Rock-Parts erzeugen wie selbstverständlich einige erhabene Pathos-Momente. Mit dem eher balladesk schweren Rauswurf 'Okean' und vor allem dem schleppend, majestätischen 'Mur' wird es tiefgreifend atmosphärisch (etwas Post Metal dank leidenschaftlich wütender Growls). In 'Tyhr' arbeitet die Band mit beeindruckend mehrstimmigen Vocals, die hier erneut ihre komplette Bandbreite ausleben dürfen.
VØVK verbinden kongenial den melodischen alternativen Rock der frühen Neunziger, haben aber genauso alles im Paket, was eine moderne Rock-Band zwischen mahlendem Postrock/Hardcore mit metallischen Einflüssen braucht. Permanenter Druck, handwerklich schmissiger Groove, hier und da mit großen Melodien agierend findet sich dieses Kleinod als kompaktes Statement zwischen den Stühlen wieder und sitzt dort außerordentlich gut.
Bewertung: 11/15 Punkten
Line-Up:
• Oleksandr Kuts – lead & backing vocals, bass, percussion
• Yehor Druzenko – guitar, synths
• Yevhenii Khrulov – drums, backing vocals, percussion
• Johannes Persson (Cult of Luna) – vocals on “Promin”
• Anton Slepakov – vocals on “Okean”
• Maksym Chukhlib – spoken word on “Leleka”
• Oleksii Bohomolnyi, Artem Dudko, Serhii Dudko, Yehor Pavliuchkov – choir and singalongs
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von ALL NOIR zur Verfügung gestellt.