
It’s been a Blast again. With “The Fist of Jazz”.
And with a big lump in everyone's throat…
Live-Fotos: Offizielle Euroblast Galerie
So ziemlich jeder, mit dem ich vor oder während des diesjährigen Festivals gesprochen habe, meinte sinngemäß, das diesjährige Billing sei doch ziemlich mittel. Ja, Haken und – noch weit schmerzlicher – The Dear Hunter hatten ihre Teilnahme absagen müssen. Und ja, es fehlte irgendwie ein „Killer“ als Headliner. Aber ohne, dass irgendwer damit ein größeres Problem hätte: Man geht halt einfach gerne hin – und sei es, um die „Euroblast Family“ zu treffen. Beziehungsweise im Falle des Autoren sogar seine fast vollständig angetretene Graspop Familie. Hinzu kam noch ein zumindest am Samstag und Sonntag ausgesprochen gnädiges Frühherbstwetter. Und es gab noch weitere Entwicklungen, die #EB25 doch noch zu einem ganz besonderen Jahrgang machten…
Freitag
Den Reigen eröffneten um kurz nach Vier “Melodien aus Mannheim“ - erfreulicherweise in der Halle. Diese so fröhliche, lebensbejahende, Wohlklang-selige, aber dennoch kraftvolle Musik bildete einen großartigen Einstieg – auch wenn der Autor sie deutlich später im Billing vermutet bzw. platziert hätte. Mit 'Time To Deliver' gab es sogar eine Live-Premiere für unveröffentlichtes Material. Sehr schön alles – Festival-Highlight Nr. 1.

Burden To Atlas
Das Aachener Quartett musste in der „Elektroküche“ (vulgo: Keller) ran und eroberte dort die unter den Festivalbesuchern, die nicht doch Sonne und Frischluft mit Rheinblick vorzogen, mit ihrer biestigen Spielart von Progressive Metal, bei der gurgelnd-kreischende Vocals Männer- und der Klargesang der Kehle von Sängerin Martina entsteigen. Schützenhilfe von Monosphere gab es auch. So richtig lange habe ich es aber ehrlich gesagt nicht in dem dunklen, miefigen Loch ausgehalten.
DVNE
Nein, nicht der Deutsche Verband für negative Emissionen. Sondern die Post-Metal-Lieblinge aus Edinburgh, auf die sich irgendwie alle einigen können. Dementsprechend voll war die Halle jetzt auch. Angerauter löste sich hier mit hohem, klarem Gesang angenehm ab. Bin bei der Band keineswegs Setlist-sicher, aber 'Eleonora', 'Court of the Matriarch', oder 'Cobalt Sun Necropolis' werden dabei gewesen sein. Starker Auftritt mit auffallend attraktiven Projektionen.
Exkurs: Aktuell heben sich Bands von den farbigen Spots des Durchschnitts mit aufwändigen, künstlerisch wertvollen Kurzfilmen ab, die ihren Auftritt im Hintergrund akzentuieren. Aber wenn die Entwicklung bei von Künstlicher Intelligenz spottbillig generiertem, üppigen, völlig individuell erstelltem Bewegtbild im aktuellen Tempo weitergeht, werden möglicherweise manche Bands irgendwann nur noch Staffage sein, für die wahre Show, die auf der Leinwand hinter ihnen abgeht.
Royal Sorrow
Für diese finnischen young hopefuls hieß es wieder: Abstieg in die Unterwelt. Den unternahm man trotz zunehmender Beklemmung aber doch nicht ungern, u.a. weil die finnische Band mittlerweile bei InsideOut untergekommen ist, mit Leprous tourt und auch mit einer "Alternative" bzw. "Art-y" Version des Progressive-Metal-Etiketts beworben wird. Im Seuchenkeller ging es ausschließlich um Material von "Innerdeeps". Und damit ging es auch wirklich gut ab. Wenn man nur etwas mehr hätte sehen können und etwas bessere Luft abbekommen hätte…
Intervals
Die Kanadier waren zu diesem Zeitpunkt mit The Intersphere auf großer EU-/UK-Tour, da hatte sich dieses Paket natürlich auch fürs Euroblast angeboten. Ihr instrumentaler, melodischer, teils djenty Progressive Metal kam auch prächtig an. Durch die Vielzahl von Breaks und die eingestreuten Elektronik-Spielereien wirkt die Musik anfangs recht komplex. Nach zwei, drei Songs hat man das sich wiederholende Muster aber raus. Virtuos: durchaus, komplexer Aufbau: eher weniger.

Distant Dream
Jottlob haben wir uns für diese Instrumental-Combo aus Gdansk aber nochmal dort einsperren lassen. Und wurden reich mit dem Festival-Highlight Nr. 2 belohnt. Die Polen spielen ein enorm atmosphärisches Post-Irgendwas zwischen Ambient, Symphonic bis Metal, das so melodisch ist, dass man ständig glaubt, es würde wirklich auch ein Mensch singen.
Night Verses
Es blieb auch in der Halle instrumental, mit den Post-Rock-Angeboten von Night Verses. Das kalifornische Trio würde sich auch auf dem Gloomaar Festival ganz ausgezeichnet machen.
Weil es doch schon ein voller, intensiver Tag gewesen war, wurde nun die Straßenbahn Richtung Bonner Heimat dem MetalCore von Vianova im Keller vorgezogen. Schließlich sollte es morgen ja schon zeitig weitergehen…
Samstag
… nämlich um kurz nach Zwei. Und zwar mit …
Cevret
Was wie ein türkisches Gericht klingt, stellt aber nach eigenen Angaben „Modern Progressive Metal from Zurich“ dar. Was die Eidgenossen aber im Keller ablieferten, hätte unsereiner als lupenreinen Progressive Death verschubladisiert. Und zwar als großartigen. Songs wie Signs haben nämlich neben aller brutalen Härte auch eine melodische, ja majestätische Seite. Starker Stoff.
Walkways
In der Halle nahmen die Dinge nun mit einer Band aus Tel Aviv Fahrt auf, von der der Autor noch nie gehört hatte. Obwohl die Walkways schon u.a. In Flames, Devin Townsend, Jinjer oder The Omnific supported haben und u.a. auf dem W:O:A oder dem renommierten Reeperbahn Festival Slots hatten.

Monosphere im Keller mussten leider anderen Bedürfnissen geopfert werden. Bei der Euroblast-Taktung gibt es non-stop Musik mit gerade mal fünf Minuten Pause zum Wechsel der Bühnen.
No Oath
Die “one man band from France” hatte als Konserve eigentlich ganz spannend geklungen. Livehaftig verstörte die eiskalte Wand aus Elektronik und Effekten aber leider schnell.
Senna
Die Jungen Deutschen, erneut Mannheimer, kennt man u.a. von ihrer ausgiebigen Tournee mit Chaosbay. In der E-Küche kam ihr gefälliger Mix aus (viel) Alternative Rock und (etwas) Progressive Metal gut über die Rampe.

Dream State
Die Waliser erhielten für ihren „Post Hardcore“ Zugang zur großen Bühne. Verblüffend war dabei der starke Pop-Appeal des Ganzen. Dem Autor war so gar nicht nach einer Wiederkehr der Guano Apes, viele der insgesamt rund ca. 1.200 auf dem Gelände Anwesenden sahen das aber ganz anders.
Necrotted
Nomen est omen. Necrotted kommen aus Abtsgmünd und stehen für Death Metal – mal ganz ohne progressive oder Djent-Ansprüche. Old School quasi. Das ergab gemeinsam mit dem stockfinsteren Kellerloch eine eindringliche Atmo. Nach einiger Zeit sogar etwas zu eindringlich.
Ihlo
Aber der gesanglich fast an Ritual erinnernde Wohlklang von Ihlo in der Halle stellte schnell wieder sowas wie Grundvertrauen her. Festival-Highlight Nr. 3. Die Briten in der Form ihres Lebens.
Abbie Falls
Der DeathCore aus Prag im Keller hätte keinen größeren Kontrast abgeben können … und schlug den von dieser ganzen Blast-Partie/Party angezählten Autor denn auch in die Flucht. Ahnend, dass er mit dem (allerdings schon häufig live gesehenen) Headliner des Tages etwas Großes versäumen würde.
Voyager
Was den – aufgrund des Haken-Ausfalls überlangen - Auftritt der Australier so ganz besonders machte, beschrieb Floh in einer kleinen Live-Reportage per Messenger: "… ist wohl kein Zufall, dass Voyager extra fürs Euroblast nach Europa gekommen sind, für nur ein Konzert... Der Sänger meinte eben, sein Krebs hätte Stage 4 erreicht (…) Einar Solberg ist gerade zu Voyager auf die Bühne gestiegen…" (für einen Gastauftritt bei 'Entropy'). => Kloß im Hals, selbst auf Distanz. Und dann haben sie offensichtlich noch 'Seen Better Days' gespielt…

Foto Marvin Ruppert

Sonntag
Sommerliche Temperaturen und strahlender Sonnenschein begrüßte die Früherschienenen zur letzten Runde.
Benthos
Und biestiger Progressive MetalCore aus Mailand wurde uns zur Begrüßung serviert. Das war mir zu heftig, so kurz nach dem Frühstück, obwohl es einige sehr schöne abgedrehte Avantgarde-Momente gab.
Second Horizon
Die Kölner hatten ein Heimspiel, aber leider im Keller-"Stadion", was zumindest meinen Aufenthalt deutlich verkürzte. Rauer, druckvoller Auftritt mit einigem unveröffentlichten Material.
Ron Minis Trio
15:45 Uhr in der Halle – etliche Kinnladen bewegten sich ruckartig südwärts. Angesichts dessen, was sich dort schon beim Aufbau andeutete, bei dem Bandleader Ron schon mal das Gitarrenspiel auf seinen Keyboards stehend! übte. Wir erlebten nicht nur ein klassisches Jazz-Trio mit Klavier/Keyboards, Schlagzeug inklusive Jazzbesen und Kontrabass (wie bei Jazz Sabbath z. B. auch). Nein, wir erlebten in Rons Worten "The Fist of Jazz". Sowie das vierte Highlight des Festivals. Brillant, welche Metal-Funken diese drei aus einem traditionellen Jazz-Gestein zu schlagen verstehen.

Sunborn
Diese MeloDeath-Kapelle aus Graz sollte man nicht mit den völlig anders gelagerten dänischen Sunbörn verwechseln. Amtlich. Aber eben auch in der Siffküche. Schade.
esOterica
esOterica oder auch kurz esO kommen aus London und haben exzellenten, melodischen Progressive Hardrock am Start. Der Schreiberling hatte beim Konzert schon mal Assoziationen von 'Karn Evil 9' meets 'Helter Skelter', allerdings in Midtempo. Auch hier waren die Projektionen der Burner.

Isbjörg
Die elegante, melodische Musik der Dänen mit viel Keyboards passt in die Dunkelkammer Elektroküche wie Mainzelmännchen in die Geisterbahn. Dennoch ein paar Songs lang durchgehalten.
Slope
Diese hart rappende HardCore-Truppe aus Duisburg hingegen bekamen das große Haus zugeteilt. Kann man verstehen, muss man aber nicht.
BAÏKAL
Baikal kommen aus Frankreich und spielen zarten "Dark TripHop". Für das dunkle Loch zu zart.
TesseracT
Den krönenden EB-Abschluss lieferte der Progressive Metal von TesseracT. Eine gediegene Mischung aus Härte und Melodik, Zugänglichkeit und Anspruch, auf die sich irgendwie alle einigen konnten.

Und nicht vergessen: vom 25. —27. September 2026 wird wieder weiter geblasted!

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