[Progressive Death Metal]
(50:14; Vinyl, CD, Digital; Metal Blade Records, 30.05.2025)
Selbstbetitelte Alben sind oft eine heikle Angelegenheit. Meist wollen Bands damit entweder die Wurzeln freilegen oder einen kompletten Neuanfang markieren. Beides klingt nach großen Worten – und beides trifft im Fall von "Rivers Of Nihil" tatsächlich zu. Die US-Amerikaner aus Pennsylvania, die seit über 15 Jahren den Progressive Death Metal nach vorne schieben, haben in den letzten Jahren genug Umbrüche erlebt, um ein solches Statement nötig zu machen. Sänger Jake Dieffenbach ist weg, Bassist Adam Biggs füllt seit 2023 die Doppelrolle als Shouter und Tieftöner aus, dazu gesellt sich Andy Thomas (ex-Black Crown Initiate) als zusätzlicher Gitarrist und Vokalist. Ein Umbruch also – aber einer, der erstaunlich schlüssig klingt.
Wer sich an meine Rezension zu "The Work" erinnert, weiß: Das war ein Album voller Brüche, voller Fragezeichen, eine Art existenzielles Ringen um Form und Inhalt. Anspruchsvoll, ambitioniert, aber eben auch anstrengend. Nun, vier Jahre später, scheint die Band einen klareren Blick gefunden zu haben. Zehn Songs, über 50 Minuten, die vieles von dem vereinen, was Rivers Of Nihil bisher ausgezeichnet hat – nur eben ohne das ständige Abtasten und Zerren in alle Richtungen.
Brody Uttley bringt es auf den Punkt:
Alles Fett abgeschnitten.
Genau so fühlt sich "Rivers Of Nihil" an. Da sind die technischen Ausbrüche, die an "The Conscious Seed Of Light" und "Monarchy" erinnern. Da sind die atmosphärischen Schichten und das Saxophon, die "Where Owls Know My Name" legendär gemacht haben. Da ist die Experimentierlust, die "The Work" so widerspenstig, aber auch spannend machte. Nur: diesmal ist alles besser austariert, zielgerichteter, vielleicht auch reifer.
Hören lässt sich das exemplarisch im Vorabtrack 'House Of Light': Riffs, Soli, ein hymnischer Refrain, ein bisschen Prog, ein bisschen Wahnsinn, dazu die neu verteilten Stimmen von Biggs und Thomas, die sich wunderbar ergänzen.
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Oder 'Water & Time', wo die Band ein Synth-Thema in den Vordergrund stellt und den Rest fast schon spielerisch darum baut. Natürlich bleibt es Metal, aber einer, der sich nicht zu schade ist, große Melodien zuzulassen.
Und ja, die Band hat den Rock’n’Roll wiederentdeckt – nicht im Sinne von Lederjacken, sondern im Sinne von: diese Songs funktionieren auch ohne Studiozuckerguss. Produzenten Carson Slovak und Grant McFarland haben das eingefangen: ein transparenter, druckvoller Sound, der sowohl die brutalen Eruptionen als auch die feinen Texturen trägt.
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Am Ende steht ein Album, das einerseits wie eine Rückschau wirkt, andererseits wie ein Aufbruch. Wo "The Work" noch suchte, findet "Rivers Of Nihil" nun. Das ist keine kleine Leistung – und auch kein Rückfall in Routine, sondern eher ein bewusstes Durchatmen nach Jahren des Experimentierens. Dass das letzte Stück den Titel 'Rivers Of Nihil' trägt und inhaltlich nicht dem vermeintlichen Nihilismus, sondern der Akzeptanz des Vergehens von Zeit gewidmet ist, passt perfekt: Die Band hat sich neu gefunden – nicht im Dunkel, sondern im Licht.
So klingt also 2025: Rivers Of Nihil sind wieder da, bei sich und gleichzeitig weiter vorne als zuvor.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
• Adam Biggs - Bass Guitar, Vocals
• Andy Thomas - Guitar, Vocals
• Brody Uttley - Guitar, Piano, Keys, Programming
• Jared Klein - Drums, Vocals
Gastmusiker:
• Patrick Corona – Alto Saxophone
• Stephan Lopez – Banjo
• Grant McFarland – Cello
Surftipps:
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Metal Blade Records zur Verfügung gestellt.