Trip Rock • Experimental • Dark Wave
(37:25; CD, Digital, Vinyl; Humus Records, 15.08.2025)
Hypnotisch, zäh, abweisend dunkel, trippy und irgendwie total anders als der übliche Wahnsinn. Was diese Schweden hier auf ihrem zweiten Release fabrizieren, zieht mich des Abends immer magisch an. Es ist speziell, faszinierend kühl, atmet den Geist der ausufernd-monotonen Swans, bringt Nischen-Künstler wie Anna von Hausswolff oder die experimentelle Seite von Ulver vor das geistige Auge und ist am Ende einfach nur eine weitere gute Alternative bzw. Entdeckung. Vier lange Tracks zwischen brachial, aufreibend und sphärisch-melancholisch – meist mit urbaner, nächtlicher Atmosphäre fluoreszierend – ziehen Dich magnetisch hinein in ihren Sog – so Du es zulassen willst.
Sängerin Léa Martinez passt mit ihren Sirenenhaften Vocals perfekt in dieses triste, urbane Etwas, welches sich in der Abendstunde trippy, mit ambienten, fast Industrial-artigen Sounds, in deine Hirnwindungen schleicht. Pulsierende, organische Drums, bei denen ich an Projekte wie die frühen Swans, Archive oder Jesu denken musste – alles statisch, slow und abweisend kalt und trotzdem gleichzeitig magnetisierend, fast umarmend, mit dieser speziellen Form der urbanen Leere/Düsternis.
Ein Stück wie 'Fortress' lebt von seinen düsteren, sehr Soundtrack-affinen Synths. Der weibliche Gesang bleibt abstrakt, wirkt immer etwas Goth-like verletzt und lost. Die Band legt einen breiten, hypnotischen Teppich aus, der mit den unruhigen Drums und den synthetisch kühlen Kulissen eine sehr eigenwillige Atmosphäre schafft. Bands wie die Young Gods oder zuletzt Kill The Thrill haben einen ähnlich hypnotisch-musikalischen Ansatz, flirten auch mit dieser dunklen Mixtur aus organischen und synthetischen Stilmitteln und vereinen düstere Wave-und Industrial-Rock-Elemente auf ähnlich trippige Art und Weise.
Mit dem letzten, sehr hypnotischem Stück 'Immerse' zieht man einsam, kosmisch seine Bahnen, öffnet mit Monotonie und kühlen Synths bei kristallklarem Sternenhimmel die kosmischen Pforten. Der perfekte zwölfminütige Abgesang eines musikalischen Kleinods, welches im richtigen Setting seine tristen, unterkühlten Qualitäten genussvoll ausspielen sollte.
Apokalyptisch, kalt, hypnotisch, düster, melancholisch – Merkmale, die dieses Nischen-Produkt kennzeichnen, welches ich auch ungern in irgendeinem Genre verhaften möchte. Man spielt hier mit so vielen Einflüssen, klingt schwer nach sich selbst mit eigenbrötlerischen Schattierungen und bleibt somit was besonderes. Definitiv für die späten Stunden des Tages geschrieben ist dieser Noir Trip Rock.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
• Vincent Hänggi – Drums
• Vincent Devaud – Synths
• Léa Martinez – Vocals
• Wladislas Marian – Bass
• Alex Muller Ramirez - Guitar, Vocals
Surftipps:
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Abbildungen: HEX/Bandcamp