Post Rock • Shoegaze • Drone Pop • Instrumental
(36:08; CD, Digital, Vinyl; Lay Bare Recordings; 05.09.2025)
Fast auf den Tag vor einem Jahr erschien das Debüt "Forgotten Ways" des Karlsruher Nischen-Formats Coltaine und konnte mit seinen nebulösen Schattierungen für positives Entzücken sorgen. Mit "Brandung" macht man da auch richtig schön grau in grau weiter, lässt den Band-Sound weiterhin driften – Atmosphäre steht über genau definierten Genre-Positionierungen. Erneut agiert die Band mit Einflüssen aus postigem Doom/Black Metal, nächtlichem Drone/Shoegaze und einem Hauch experimentellen Waves und wird Liebhabern der feinen Nacht-Musik ein weiteres Kleinod bescheren. Immer etwas roh, hypnotisch und schemenhaft agiert man mit Female Vocals, die den aktuell angesagten Chelsea Wolfe, Anchoress, Anna von Hausswolff und ähnlichen Vertretern der Zunft nahestehen, dabei immer etwas Uneindeutiges in sich tragen. Viel postige Nische, ein ästhetisches Maß an moderner Goth- und Ghost-Pop Atmosphäre mit metallischer Grundierung trifft es eigentlich ganz gut.
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Still, spärlich und mystisch steigt man mit 'Tiefe Wasser' fast unwirklich ins Album ein, rollt dann umso düsterer und manisch im doomigen Rock von 'Memories Of Ice' durch öde karge Landschaften. Isolation, Nacht und Nebelfelder werden zu meiner inneren Kulisse, der später leidenschaftlich wilde Gesang von Julia Frasch hat was Archaisches und Mächtiges. 'Keep Me Down In the Deep' treibt ätherisch nach vorne, ist kraftvoll rockig, mit verwaschenem Gitarren-Sound und betörenden Vocals einfach nur intensiv in seiner simplen Struktur.
Die im Shoegaze schimmernden Riffs und Melodien ziehen ohne viel Aufhebens knapp sechs Minuten monoton ihre Bahnen. Kurze folkloristische Zwischentöne in 'Black Coral' und 'Wirbelwind' frohlocken wieder düster mit heidnisch rituellen Akkorden und Stimmungen. Mit dem wundervoll eindringlichen 'Above The Burning Sand' (wohin hätte hier eine Steigerung noch führen können?) und dem überlangen Black Metal-beeinflussten Titelsong begeistern mich Coltaine – man musiziert hier vortrefflich für die späte Abendstunde. Düstere folkloristische Akkorde, melancholische Gesangslinien und ein übervolles Maß an Atmosphären rufen den kommenden Herbst/Winter wie von allein vor's geistige Auge.
Eine wundervoll schwermütige, auf den Punkt musizierte Fortsetzung zum bereits superben Debüt. Coltaine passen perfekt zwischen all die dunklen, hippen Post- und Athmo-Nischen Bands der Neuzeit, kreieren fiebrig nächtliche, pastorale Bilder in schemenhaftem Grau, wie gemacht für den einsamen Walk durch karge Landschaften.
Bewertung: 11/15 Punkten
Besetzung:
• Julia Frasch - Vocals
• Moritz Berg - Guitar
• Benedikt Berg - Bass
• Amin Bouzeghaia - Drums
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