(15:29; Vinyl, Digital; Silent Pendulum Records, 25.07.25)
Wenn man sich daran erinnert, wie Cryptodira im Frühjahr 2023 im Vorprogramm von Haken und BTBAM in Esch die Bühne regelrecht zerlegt haben, wundert einen die Entwicklung der Band überhaupt nicht mehr. Schon damals war klar: Hier agiert ein Vierer, der technische Finesse, ungebremste Energie und ein Gespür für Überraschungen zu einer eigenen Mischung verdichtet. Mit "Genesis Of Error" haben sie nun eine EP vorgelegt, die diese Qualitäten bündelt und zugleich die Türen noch weiter aufstößt.
Die Long-Island-Truppe war nie der Typ „steril-glatte Prog Metal“. Schon das Debüt "The Devil’s Despair" ließ mehr Feedback als Feinpolitur durch und das Zweitwerk "The Angel Of History" packte die gesellschaftskritischen Klingen noch schärfer aus. Jetzt, 2025, scheint die Band nach intensiven Tourneen mit halben Genre-Göttern wie BTBAM, Haken oder Animals As Leaders endgültig in einer eigenen Liga zu spielen. Verstärkt um Neuzugang Vincent Romanelli am Bass, wirkt das Trio der Gründungsmitglieder hörbar befreit.
Musikalisch servieren Cryptodira genau das, was man im Konzert bereits ahnen konnte: Brachiale Core-Gewalt stößt hier unentwegt auf fragile Melodien und melancholische Zwischenspiele. 'No Monuments' beginnt wie ein Frontalangriff aus Rennwagen und Dampfwalze, nur um im nächsten Moment in einem Chorus zu landen, der stimmlich durchaus an Ross Jennings erinnert – und plötzlich steht eine zarte akustische Passage im Zentrum, die durch das Aufgreifen der Melodie trotzdem schlüssig bleibt. Gerade diese Fähigkeit, Kontraste nahtlos zu verweben, macht den Song fast zum Longtrack, obwohl er nur viereinhalb Minuten misst.
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Das Titelstück 'Genesis Of Error' hingegen ist tatsächlich ein Longtrack, mit fließenden Übergängen und so viel Abwechslung, dass die Länge kaum auffällt. Dazwischen sitzt mit 'The Same River' ein kompromissloser Banger, der technisch vertrackt, aber dennoch mit voller Härte nach vorne geht. Hier bekommt man unverblümt „auf die Fresse“ – und genau das funktioniert.
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Produziert von Greg Thomas und Chris Teti, gemastert von Will Putney, klingt die EP erdig und druckvoll. Das passt zum Anspruch der Band, die Grenzen des Genres nicht nur anzutasten, sondern aktiv zu verschieben. Und so steht "Genesis Of Error" nicht einfach als Zwischenstation, sondern markiert hörbar den Beginn einer neuen Ära für Cryptodira.
Wer die Band live erlebt hat, wusste, dass hier etwas im Entstehen ist. Mit dieser EP liefern Cryptodira nun den Beweis, dass sie die Brücke zwischen technischem Anspruch, emotionaler Direktheit und experimentellem Mut schlagen können. Ein kleiner Rundumschlag – aber einer mit großem Nachhall, der die Erwartungen und Hoffnungen an das nächste vollwertige Studioalbum nach oben schraubt.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
Scott Acquavella – vocals/guitar
Mike Monaco – vocals/guitar
Matthew Taibi – drums
Vincent Romanelli – bass
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Liveberichte:
19.03.23, Esch-Uelzecht (LU), Rockhal Club
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Earsplit zur Verfügung gestellt.