(45:17; CD, Digital, Vinyl; Apollon Records, 23.05.2025)
Ein wenig Insider muss man innerhalb der norwegischen Musikszene wohl sein oder kennt hier einer die Post Punk Legende The Aller Værste!? Es reichte zwischen 1980-81 zu zwei Alben, sogar John Peel spielte ihre ersten Singles und man war eng befreundet mit den englischen Stars von The Clash. Chris Erichsen, einer der Gitarristen taucht nun nach knapp 45 Jahren mit einem spannenden Solo-Album auf, für das man als Hörer eine gewisse Offenheit abseits progressiver Pfade benötigt. Zuerst mal komplett in Norwegisch eingesungen, finden sich verschiedenste, sehr interessante Einflüsse in dieser Dreiviertelstunde wieder. Natürlich lässt sich der Post Punk der frühen Stunde nie ganz verleugnen, meist aber regiert ein dunkler, immer etwas experimenteller Sound zwischen Singer/Songwriter, Wave, Alternative, Avantgarde und Pop. Wenn Du mit dem eher rockigen Nick Cave, den Swans zu eher pathetisch folkig melodischen Zeiten in den frühen Neunzigern glücklich warst, hier und da experimentelle elektronische Sounds und Spielereien nicht als Störfaktor empfindest, wird der hypnotische norwegische Gesang, der stets emotional, stoisch manische Vortrag seinen Sog erzeugen. Stücke wie 'Langsomt, stille, umekelig' spielen leichtfüßig und verspielt mit schrägen Orgeln, Pink Floyd Gitarren und hypnotischen Vocals. Alles immer etwas dunkel und kratzbürstig inszeniert, aber jederzeit melodisch und eingängig.
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'Spinn Spinn Spinn' ist Pathos Rock, langsam, eingängig mit folkloristischen Melodien, sensibel arrangierten Gitarren und feinen Drums und erinnert an die „White Light.." Phase der Swans in den frühen Neunzigern - dunkel und theatralisch. 'Bunnlinjen brenner' agiert mit Drones, Synths und flüsternden Vocals, später kommen atmosphärisch hypnotisierende Drum-Anschläge hinzu - sehr stimmungsvoll inszeniert. Im sperrig leidenschaftlichen Titelsong und auch im schrägen 'Rene Hender' ist der alte Punk-Vibe im Ausdruck noch erlebbar, selbst elektronisch tanzbare Beats finden hier ihren Weg in den Sound. Man hat grundsätzlich über die komplette Länge des Albums immer den Eindruck, alles darf mit rein, so lang es die Grundatmosphäre nicht kaputt spielt. Also werden Orgeln, schräge Dance-Beats, dunkle Synths und melancholischer Folk mit vielen kleinen Sound-Details hier und da gefüttert und es findet sich schlussendlich immer ein kohärentes Bild. Mein persönliches Highlight ist das schwebend kosmische 'Krigen er over'. Spannend wie sich hier die strangen Vocals mit ambienten Sound-Schleifen zu purer Magie zusammen finden. Mir gefällt das Album, es ist abwechslungsreich, schräg, unterhaltsam, angenehm manisch und düster. Ich mag die norwegische Sprache in Rockmusik eh und ein alter Hase wie Chris Erichsen spielt hier dank vieler überraschender Ideen auf wie ein Jungbrunnen.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Apollon Records zur Verfügung gestellt.