(40:43; Vinyl, CD, Digital; Fuzz Club, 30.05.2025)
Die Italiener können nicht in schlecht – alle ihre Vorgängeralben sind kleine Lieblinge in meiner eigenen Abteilung für Neo Psych/Drone Rock. Optisch passend in schwarzer Lederjacke, mit Sonnenbrille und südeuropäischem Charme agiert man seit Jahren mit lässigen, schwer eingängigen Klängen zwischen Neo-Psych, Indie, Surf und Shoegaze – und klingt doch am Ende sehr nach sich selbst. Stell dir trotzdem den lasziv-dunklen Sound von Jesus And The Mary Chain vor, addiere die Coolness von Black Rebel Motorcycle Club, den entrückten Space-Rock-Drive von Vibravoid, reichlich Pop, Ennio Morricones Spaghetti-Western-Flair – und ein ungefähres Bild darf sich dann herausschälen. Man hat seinen Sound längst gefunden, agiert in diesen Parametern mit einer aufreizenden Lässigkeit, jederzeit unverbrauchten Melodien und sonniger Attitüde. Gute Laune, zuckende Glieder sind versprochen, wissen die meisten der Songs mit Spleen und Drive gut nach vorne zu rocken oder zu tänzeln.
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Die Vocals von Sänger Fernando haben jederzeit ordentlich Hall und eine Portion Süßes im Handschuhfach. Dieser poppige Schmiss im Sound klebt irgendwie an einem ('Gills On My Lungs') – und das weiß zu energetisieren. Die fuzzigen, immer etwas überdrehten Gitarren, ein permanent in die Beine musizierender Groove und Twang sind omnipräsent. Hier und da wird mal entspannter im Shoegaze gebadet und das Tempo vorsichtig gedrosselt. In der Kürze liegt manchmal tatsächlich die Würze – für den klassischen Progger ist das natürlich nicht die goldene Regel – und mit meist drei- bis vierminütigen Songs kommt man jederzeit auf den Punkt. Die Melodien dazu hat man im Gepäck, und die Song-Auswahl ist mal wieder von vorne bis hinten gut arrangiert. Produziert wurde übrigens das Ganze von Maurizio Baggio (The Soft Moon, Boy Harsher).
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Auf "The Uncanny Extravaganza" wird es hier und dort mal etwas elektronischer als auf den kongenialen Vorgängern – pumpen – wie im Opener 'Regicide' – synthetische Beats hintergründig zu den wie immer nur hymnisch-kratzigen Fuzz-/Psych-Akkorden. Der Gesang flüstert und erzählt wie immer aus einem satten Shoegaze-Nebel, die Musik groovt einfach sexy nach vorn – und wer dabei nicht von allein ins Zappeln kommt, muss schon mehr tot als lebendig sein. 'Crime Wave' und der Hit 'Cagehead' reißen und ziehen am Hörer; unermüdlich zieht das psychedelisch-wabernde Drone-Pop-Karussell hier seine Kreise. 'Breathe Me In' ist ein entspannt-synthetisches Pop-Stück mit chilligen Moves, 'Night Surfer' wieder so ein fuzziger Noise Pop mit hypnotischer Melodik. Etwas Western-Spaghetti-Hommage in Morricone-Tradition ('Wild Spaghetti West') findet sich punktuell im Sound der Italiener wieder. Ansonsten ist das Album einfach catchy, surreal verstrahlt und liebenswert sexy – lässt den psychedelischen Anteil dank poppiger Melodik nie zu sehr dominieren. Starke neue Rille der New Candys, die mit dieser Rezeptur – trotz Hinzunahme einiger Elektronik – erneut einfach direkt ins Schwarze musizieren. Live sind die Italiener bald in Deutschland unterwegs – kann ich nur wärmstens auch on stage empfehlen.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
Fernando Nuti - vocals, guitars, synthesizers, bass, programming.
Dario Lucchesi - synthesizers, programming, bass, guitars.
Emanuele Zanardo - guitars, backing vocals, bass.
Francesco Giacomin - drums, programming.
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Abbildungen: Fuzz Club Records