
(46:48, CD, Digital, Vinyl; Quadrifonic, 12.5.2025)
Der Chef der ehemaligen Progbands Wolfspring und Nemo (jaja, auch schon 10 Jahre her) veröffentlicht sein 12. eigenes Album unter seinem Kürzel JPL, was natürlich für Jean Pierre Louveton steht. Seit seiner Sapiens-Trilogie, die 2022 endete, ist dieses Album sein erstes mit neuem Material. Diesmal steckt aber kein Konzept mehr dahinter und irgendwie freut mich das, weil er sich endlich wieder mehr auf die Musik und seine verschiedenen Stilarten besinnt, statt auf die Texte. Diese sind wie gewohnt in französisch und im schicken Begleitheft abgedruckt. Er entfernt sich wieder etwas von dem was viele von uns leicht verächtlich Neoprog nennen und wird wieder abwechslungsreicher in seinen Kompositionen. Es wird zum Teil auch wieder heftiger gerockt als auf der Trilogie und er lässt es wesentlich lockerer und weniger ernst angehen. Ein Track wie ‚A l’évidence) Je me rends‘ wäre sonst nicht möglich gewesen, besonders da JPL mal auf eine Frauenstimme setzt mit Elise Bourg. Die hätte er eigentlich noch öfter einsetzen sollen, denn ihre Stimme ist eine Bereicherung für das Album.
Positiv also, dass er wie früher auch schon mal bei Nemo die Rockaxt wieder hervorholt und mal heftiger in die Saiten oder auf die Felle schlagen lässt. Dennoch wandelt er nicht nur auf härteren Pfaden denn JPL verstand es eigentlich schon immer Härte auch mal mit ruhigen Passagen abzuwechseln. Die Kombination zwischen hart/leise ist ihm auf ‚Post Scriptum‘ gut gelungen und sorgt für längeren Hörgenuss ohne zu langweilen. Seine Gitarre beherrscht natürlich wie immer das Geschehen und lässt die Keyboards etwas zurück. Dazu schafft er es immer wieder mit ungewohnten Klängen zu begeistern die man nicht alle Tage hört.
Obwohl Jean Pierre Louveton seit mittlerweile über 30 Jahren Musik macht gehen ihm die Ideen nicht aus. Das beweist er hier wieder einmal voll und ganz. Wer dann auch noch die französische Sprache beherrscht, der hat doppelt Freude an diesem sehr abwechslungsreichen Album, das zwar immer wieder die Gitarrenaxt herausholt (mehr als auf den Sapiens-Alben), dazu aber dennoch auch ruhige Momente enthält. Für Progfans die immer mal wissen wollten, auf was unsere progaffinen Nachbarn so stehen. Kein Fehler sich mal damit zu beschäftigen.
Bewertung: 11/15 Punkten
Tracklist:
01. Solitaire 7.06
02. Jekyll 5.28
03. (À l’Evidence) Je Me Rends 4.59
04. L’Homme Est Un Animal Sauvage 5.51
05. Puzzle 7.34
06. Les Fantômes 4.55
07. Post Scriptum 10.55
Line-up:
Jean Pierre Louveton – vox, guitars, bass, virtual instruments, pogrammation
Florent Ville – drums (1,2,3)
Jean Baptiste Itier – drums (4,5,6,7)
Stéphanie Vouillot – piano (2,4,5)
Elise Bourg – vox