
„+ där skogen sjunger under evighetens granar +“ (Schwedisch für: „Wo der Wald unter den ewigen Tannen singt“) ist das dritte Album aus dem schwedischen Schwermetall-Labor Vildhjarta. Die Band besteht aktuell aus Vilhelm Bladin (Gesang und Text), Calle Thomér (Gitarre, Bass und Produktion) und Buster Odeholm (Schlagzeug, Bass und Produktion). Da Daniel Bergström die Band im März verlassen hat, ist von der Urbesetzung niemand mehr an Bord. Man muss aber auch dazu sagen, das Calle und Vilhelm seit 2009 bzw. 2011 in der Band sind. Buster kam 2014 dazu. Um das gesamte Band-Karussel zu verstehen, verweise ich auf die Wikipedia-Seite der Band.
Bevor ich auf das Album eingehe, möchte ich mich doch mal an einer Beschreibung der Musik versuchen. Denn Vildhjarta stellen mit ihrer Form von Musik einige Konzepte auf den Kopf. Das beginnt sehr prägnant mit Buster Odeholms Schlagzeugspiel, das einen geraden Beat eher als seltenes Stilmittel einsetzt und vielmehr die Rolle eines Basses und einer Gitarre übernimmt, indem es komplexe Akzente setzt und sich nicht nur dem Beat unterordnet. Die Gitarren bei Vildhjarta sind eine komplett eigene Kategorie. Wird die Band oft mit Djent in Verbindung gebracht, haben ihre Riffs eher selten eine Nähe zum Metalcore oder dergleichen. Vielmehr sind die Riffs versetzt, wirr, psychotisch-chaotisch („+ hosten som togs ifran mig +“) und auf dem neuen Album teilweise melancholisch, fast traurig. Ein erstes, leichter nachvollziehbares Riff erscheint bei „+ sargasso +“.
Neu an „+ där skogen sjunger under evighetens granar +“ sind die vermehrt eingesetzten ruhigen Passagen, die eine willkommene akustische Abwechslung darstellen. Schön zu erfahren bei dem Song „+ ylva +“ (ylva steht für das weibliche Gegenstück zu dem Namen Ulf). Der Sound zum Outro versetzt einen fast in Trance.
Der Gesang bei Vildhjarta, in den Anfangstagen noch durch ein Duo ausgeführt, wird heute von Vilhelm Bladin alleine bestritten. Und auffallend ist, dass es zwar hauptsächlich das für Vildhjarta typische Growling gibt, aber auf diesem Album viel mehr Facetten von Gesang eingesetzt wurden. Das wird dem anspruchsvollem Konzept der Musik mehr als gerecht. Sehr anschaulich im nachfolgendem Song „+ dar mossan moter havet +“ aber auch in „+ ?regnet, the ? +“ zu hören.
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Am ehesten lässt sich der Zugang zur Musik des Albums über die Texte herstellen. Viele der Texte basieren auf Themen rund um Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Tod und vergangene, zerstörte Freundschaft. Das sind tiefe, schwere Themen mit denen sich die Band beschäftigt. Und die Musik spiegelt das wieder. Ein Song wie „+ viktlos & evig +“ wirkt dabei fast schon wie ein Hörspiel zur Reise in den emotionalen Abgrund. Eine Welt, in der Verfall und Auslöschung durch Tod unausweichlich sind, und der Mensch dem machtlos ausgesetzt ist.
Den Abschluss macht „+ den spanska kanslan +“ in dem der Protagonist in Benzin getränkt sein eigenes Verbrennen beschreibt, während „die Anderen“ („hur de dansar framför mig“) vor ihm Tanzen, fast wie bei einem Ritual. In der Hoffnung in (neuer) Freiheit wieder geboren zu werden („i frihet är jag pånyttfödd“). Mit über sieben Minuten der längste Song auf dem Album. Mit diesem textlichen Hintergrund vielleicht auch der schwerste Song.
„+ där skogen sjunger under evighetens granar +“ ist ein verdammt anspruchsvolles Album. Man braucht dafür Zeit, Geduld und viel Einfühlungsvermögen. Die Musik erschließt sich dem Betreuer erst nach mehrmaligem Hören und dann auch nur stückweise. So etwas muss man mögen und wollen. Wer derartige Herausforderungen beim Hören von Musik sucht, ist hier genau richtig.
In Anlehnung an die schon fast Meme-artigen Kommentare zu den Vildhjarta-Youtube-Videos:

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Vilhelm Bladin – Gesang
Calle Thomér – Gitarre, Bass
Buster Odeholm – Schlagzeug, Bass
Diskografie (Studioalben):
„måsstaden“ (2011)
„måsstaden under vatten“ (2021)
„+ där skogen sjunger under evighetens granar +“ (2025)
Surftipps zu Vildhjarta:
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Bandcamp
Spotify
Wikipedia
Rezensionen:
„måsstaden under vatten“ (2021)
Liveberichte:
02.10.22, Köln, Essigfabrik, Euroblast 2022
Interviews:
Buster Odeholm from Humanity’s Last Breath and Vildhjarta
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.