(49:31; CD, Digital; Dependent Records; 23.05.2025)
Die zwei Schweden haben zwischen 1995 und 1999 drei Studio-Alben veröffentlicht, die in ihrer Emotionalität, aber auch zwischen den Genre-Stühlen sitzend, den kommerziellen Tod bedeuteten. War das Debüt noch im melancholischen 80er Wave mit viel Elektronik gestaltet, folgten zwei Überwerke mit „Orange Moon“ in 1997 und das noch rockigere „Satellite People“ in 1999 mit Einflüssen aus Wave, Alternative und Shoegaze, die in ihrer offen gelegten Verletzlichkeit für viele Fans zum Maß der Dinge wurden.
Innerhalb der dunklen Szenerie war man viel zu weit mit alternativen, poppigen Mustern behaftet, für klassischen Indie-Sound letztlich wohl zu melancholisch und düster. So kommt es dann leider zwangsläufig oft zum Break, der verdiente Durchbruch blieb trotz all dem vorhandenen Talent aus.
Nach knapp 25 Jahren und einigen Solo-Alben von John A.Ericson findet das Duo (bereits lange in Berlin ansässig) endlich wieder zusammen und bringt mit „A Star In Orbit Still“ endlich neues Material an den sehnsüchtig wartenden Hörerkreis. Die Marschroute ist eindeutig elektronischer Natur, Einflüsse aus Pop, Wave und Dream Pop bleiben natürlich weiterhin das Trademark der beiden Schweden. Die Emotionalität, vor allem im Gesang und den sehnsüchtigen Melodien/Arrangements ging den beiden zum Glück über die Jahre nicht abhanden und trotzdem erreicht man nicht mehr den Coming-of-Age-Schmerz der frühen Releases, die vor berstender Emotionalität manchmal fast überliefen.
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Hat man sich mit dem vorwiegend elektronischen Habitus als Fan der Band arrangiert, greifen die Vocals und Melodien von Ericson genau dahin, wo es weh tut. Alles ist zwar nicht mehr so brüchig und orchestral aufgeladen wie in den alten Tagen, dafür weiß die gereifte Eleganz von Songs wie dem minimalen, aber wahnsinnig verletzlichen ‚Love Doesn’t Live Here Anymore‘, der Single ‚In Our Darkest Hour Something New Is Born‘ und dem nur wehmütigen Schluss-Track ‚How Mercy Feels Tonight‘ tief zu berühren. Hier spielen die Schweden gekonnt ihre Qualitäten voll aus, kann die Art emotionaler Gesang nebst minimal schwebenden Strukturen/Melodien diese so ureigene Melancholie hervorragend auf den Hörer transferieren. Treibende Synth/Wave-Tracks wie ‚The Hunter And The Hunted‘ kommen hochmelodisch auf den Punkt, sind poppig, gleichzeitig immer ein wenig düster, atmen den Geist des guten alten 80s Wave. Mit feinen Shoegaze-Elementen arbeitet die neue Version von ‚Highway Winterstar‘, macht aus dem Track einen intensiven trippig modernen Pop-Song.
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Die Northern Territories sind mit einem Album zurück, das mit Sicherheit keinen Fan der Band enttäuschen wird, aber die ganz großen, innerlich zerreißenden, eher aufgekratzten Momente, die frühere Releases definierten, sind nur noch in Teilen wiederzufinden. Die Melancholie, Sehnsucht, die Schönheit in den Melodien haben die beiden Musiker nicht verlernt und machen aus „A Star In Orbit Still“ ein feines, melancholisches Comeback, mit dem man seinen Frieden gerade als Fan der Diskografie machen darf. Für Freunde des melancholisch skandinavischen Sound zwischen Alternative, Wave und elektrischem Pop findet sich hier mit Sicherheit ein Kleinod. Es bleibt nichtsdestotrotz der Verweis auf die drei wundervollen Frühwerke der Band, die nie die Beachtung erhielten, die sie verdienten.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Dependent Records zur Verfügung gestellt.
2 Kommentare
Wunderbare Rezension, die sehr schön den Zauber der früheren Werke (Orange Moon war für mich eines der Top5 Alben der 90er) beschreibt und das neue Album in Relation dazu setzt. Ich freue mich drauf!
Wer hätte das gedacht, dass meine beiden Alltime-Favourite Bands (die andere ist Everon) im selben Jahr nach laaaaaanger Pause und recht unerwartet neue Alben veröffentlichen. So schlecht kann 2025 also gar nicht sein 🙂
Hi freut mich. Ja die Rückkehrer aus Schweden machen so einige Freunde aus den späten 90s damit happy! Hoffe die Band bleibt jetzt am Zug, Lg Rajko