(40:32; Digital, Eigenveröffentlichung, 30.05.2025)
Dieses dritte Release der Jungs aus dem Rhein-/Main-Raum ist die erste Veröffentlichung, die in einem professionellen Studio eingespielt wurde. Inhaltlich setzt man sich mit Themen wie Selbstaufgabe, Identität und Transformation auseinander. Und dies in einem sehr ausgewogenen atmosphärischen Set aus alternativem Rock, melancholischem New Artrock, der Einflüsse aus Postrock und Pop sehr treffsicher zu integrieren weiß. „Selfless“ erschließt sich tatsächlich schnell nach zwei bis drei Durchgängen, ist angenehm transparent produziert und wird jedem Freund des eher melancholisch angehauchten modernen Prog/New Artrock gut ins Ohr spazieren.
Danny Klose, der dieses Projekt vor mehr als zehn Jahren ins Leben rief, ist längst mit tatkräftigen Musikern unterwegs, um seine Version des modernen progressiven Rocks weiter zu vertiefen. Die Stimme von Danny ist weich und angenehm fragil, hat leichten Akzent, was der Qualität keinen Abbruch tut. Songs wie ‚Am I Alone‘ sind abwechslungsreich, dynamisch und haben richtig schöne Gitarren-Motive, die man dem Postrock entliehen hat. Jedes Instrument bekommt hier seine Spielwiese, zum Glück gibt es keine proggigen Selbstläufer, eher setzt man wie Pineapple Thief oder Porcupine Tree auf balladesk angehauchte Schwermut, die im richtigen Moment hymnisch aufgeladen wird und auch mal kurzzeitig durch die Decke rockt. ‚Of Wonders And Horrors‘ ist mit seinen perlenden Akkorden, aber auch kantigen Riffs eine gute Alternative zu Bands wie The Pineapple Thief, ganz ohne Frage. Die Band spielt hier gekonnt zwischen schwebend zurückhaltend, baut im richtigen Momenten die Wand hoch. Da ist man dann mit postrockiger Attitüde ganz nah am aktuellen Mindset vieler Nischenhörer. Das weiß richtig gut zu gefallen, ist einfach stimmig in Sachen Melodik und Atmosphäre.
Rockig alternative Strukturen findet der Hörer im etwas shoegazenden ‚Bled White‘. Danny klingt feingliedrig, mehrstimmige Vocals hier und da setzen zusätzlich schöne Kontraste. Der Band gelingt es gut, immer mit einem Hauch progressiver Struktur zu agieren, ohne nur annähernd die schwebende Grundmelodik zu zerstören. Ab und zu sind die Riffs kantig, ein Abdriften Richtung Metal bleibt hier glücklicherweise aber aus. Viele Details, gerade in den Gitarren, geben dem Album einen angenehmen verträumten Flow, so dass alles harmonisch ineinander fließt. Kleine Experimente im Gesang, gut integrierte Effekte wie im sanft mäandernden ‚Wasteland‘ schaffen verträumte Räume, die den Hörer paralysieren sollten. Man ist immer in Bewegung, ohne den ganz großen Ausnahmemoment zu schaffen.
Die Dinge liegen letztlich liebevoll im Detail und man braucht dazu nicht die große Frontmann-Stimme oder den Übersong. Im Gegenteil, wer noch Bands wie The Amber Light oder Mayfair kennt, weiß, wohin die Reise hier geht. Die Art moderner Progressive Rock, die alternativ klingt, bei dem die Album-Atmosphäre über den einzelnen Song steht. Schade, dass Songs wie das viel zu kurze ‚Halo Moon‘ mit sehnsüchtig mehrstimmigem Gesang nicht mehr an Spielzeit bekamen, hat die Melodie doch einiges an Potential für einen feinen Longtrack. ‚Medicine‘ rockt schön nach vorn mit perlenden Indie-Gitarren und das abschliessende ‚Falling Upward‘ nimmt nochmal mit viel Gefühl, postrockigen Gitarren, augenzwinkernden Steven Wilson-Harmonien gut Fahrt auf und umarmt einfach nochmal richtig gut. Die Platte ist liebevoll durchzogen von feinen, berührenden Melodien und wird offene Hörer mit dem Sound etwas zwischen den Stühlen sitzend hoffentlich ähnlich gut die Zeit vertreiben. Schönes Album, viel Glück damit!
Bewertung: 11/15 Punkten
Line-Up:
Danny Klose – Gitarren/Vocals
Daniel Kirsch – Drums
Tobias Brzitwa – Bass
Diskografie/Studio-Alben:
„Above Islands & Clouds““ (2012)
„Drifter“ (2016)
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Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von The Aesthetic Voyager zur Verfügung gestellt.